Direktor Marcus Vornhusen zeigt Schülern die Notunterkunft. Foto: Eva Herschmann

In die Schmidener Festhalle ziehen Flüchtlinge ein. Vorab haben Schüler des Friedenschulzentrums die Notunterkunft besichtigt. Die Mädchen und Jungen haben die umgebaute Festhalle kaum wiedererkannt.

Stetten - Die vier Freundinnen aus der Klasse 5a des Gustav-Stresemann-Gymnasiums sind sich einig. „Wir müssen das machen, weil es denen, die herkommen, halt nicht so gut geht“, sagt Jule. Greta und Argi nicken zustimmend. Dafür verzichteten sie gern eine Zeit lang auf die Räume, ergänzt Angelina. Am Mittwoch sollen Flüchtlinge in die Schmidener Festhalle einziehen. Am Freitag haben die Schüler des Friedensschulzentrums als erste die Gelegenheit gehabt, die Notunterkunft in der Nachbarschaft zu besichtigen.

Die Bühne verschwindet hinter Sperrholzplatten

Die Mädchen und Jungen kennen die Festhalle kaum wieder. Der Parkettboden ist mit Sperrholzplatten bedeckt. Die Bühne ist hinter einer Sperrholzwand verschwunden, auch der Zugang zur Küche und die Theke im Foyer sind auf diese Weise versperrt worden. Mit GSG-Direktor Marcus Vornhusen, der ihr Klassenlehrer ist, und den Mitschülern schauen sich Jule und ihre Freundinnen im Saal um. Überall stehen Bauzäune aus Metall, die mit Folien verkleidet sind und den großen Raum in kleinere Einheiten aufteilen. In jedem Abteil stehen acht oder zehn Feldbetten. Auf jedem der 84 Betten liegt ein Paket mit Wäsche. Dazu eine Pfanne, ein Topf, zwei Teller, eine Tasse und ein Spülschwamm. Vier Container stehen im kleinen Innenhof. Zwei dienen als Küche, in den anderen stehen Waschmaschinen und Kühlschränke. „Die Leute müssen sich selbst versorgen, es kommt kein Caterer, der sich ums Essen kümmert“, sagt Vornhusen.

Schüler finden Betten schmal und hart

Die Treppe, die zu den sanitären Anlagen ins Untergeschoss führt, ist ebenfalls mit Sperrholz verkleidet. Der Durchgang zur Sporthalle nebenan, die weiterhin von den Schulen genutzt wird, ist mit Brettern blickdicht zugebaut. „Das war ganz vielen Eltern sehr wichtig, dass es eine strikte Trennung gibt und keine Möglichkeit besteht, dass die Flüchtlinge hinüber können“, sagt Vornhusen. Der Schulleiter hatte sich mit seiner Klasse im Unterricht mit dem Weg der Flüchtlinge über die Balkanroute befasst. Wer Wochen, oft Monate unterwegs ist, sei sicher froh, wenn er zur Ruhe komme, vor allem im Winter, sagen sie. Aber die Betten seien ganz schön schmal und ziemlich hart, sagt ein Schüler.

Das Notwendigste sei vorhanden, sagt Jan Siemantel vom Koordinierungsstab Flüchtlinge im Landratsamt in Waiblingen, der ebenfalls Schülergruppen durch die Unterkunft führt. Viele wollen von ihm wissen, wie lange die Flüchtlinge bleiben werden. Dazu kann er aber nichts sagen. Angesichts der derzeitigen Ungewissheit und der Zahl von rund 200 Menschen, die Woche für Woche in den Rems-Murr-Kreis kämen, sei es nur fair, keine Zeiträume zu nennen, sagt Siemantel.

Ahlaam, die in die sechste Klasse der Albert-Schweitzer-Schule geht, möchte nicht mit so vielen Menschen in einem großen Raum leben. Laut werde es sicher auch, wenn alle da sind, sagt sie. Dennoch hätten es die Flüchtlinge hier besser, als in ihrer Heimat, in der ständig Bomben fielen. „Wer nichts mehr hat, für den ist ein Dach über dem Kopf und ein Bett schon viel.“