Immer wieder kentern Flüchtlinge auf dem Mittelmeer – viele können nicht rechtzeitig gerettet werden. (Archivfoto) Foto: AP

Wenn Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet werden, wird die Tragödie der Migranten erst greifbar. Denn sie erzählen von den Schiffbrüchen, die nicht gerettet wurden. Nun werden wieder viele Tote befürchtet.

Rom - Bei zwei Bootsunglücken im Mittelmeer könnten rund 200 Menschen ertrunken sein. 113 Migranten werden laut Aussage eines Überlebenden nach einem Schiffbruch vor der libyschen Küste vermisst, wie der Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Flavio Di Giacomo, am Montag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Sieben Menschen hätten das Unglück überlebt. Berichte von Überlebenden zeugen auch von der Skrupellosigkeit der Schlepper, die die Menschen auf seeuntaugliche Boote schicken.

Die Nachrichtenagentur Ansa berichtete von einem weiteren Schiffbruch, bei dem nach Aussagen von Geretteten 80 Menschen ums Leben gekommen sein könnten. „Die Schlepper sind uns an Bord eines anderen Schlauchbootes gefolgt, an einer bestimmten Stelle kamen sie an uns heran, schalteten den Motor unseres Schlauchbootes aus und haben uns wegtreiben lassen“, zitierte die Zeitung „La Repubblica“ einen Überlebenden. Wenig später sei das Boot mit insgesamt 120 Menschen an Bord umgekippt, nachdem in das überladene Boot Wasser eingedrungen war, wie Ansa weiter berichtete.

2017 starben bisher mehr als 1150 Menschen

Die Migranten fielen ins Wasser. Ums Leben gekommen sein soll auch ein Schlepper. Die Staatsanwaltschaft in Ragusa untersuche, ob sich die Tragödie in libyschen oder internationalen Gewässern abgespielt habe, berichtete Ansa weiter. IOM lagen zu dem Unglück zunächst keine Informationen vor.

Die Straße von Sizilien zwischen Libyen und Italien gilt als die meist frequentierte und gefährlichste Migrationsroute über das Meer. Zwischen Freitag und Sonntag wurden laut IOM mehr als 6600 Menschen in verschiedenen Einsätzen unter anderem von der italienischen Küstenwache, der EU-Grenzschutzbehörde Frontex und Nichtregierungsorganisationen gerettet. Zeitweise waren mehrere Boote gleichzeitig in akuter Seenot.

In diesem Jahr sind bereits mehr als 1150 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen, wie der Flüchtlingshochkommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, am Sonntag sagte. Das bedeute, das ein Bootsflüchtling von 35 die Fahrt von Libyen nach Italien nicht überlebt habe.

Italien ist von der Flüchtlingskrise besonders betroffen. Den Vereinten Nationen zufolge sind an den Küsten des Landes in diesem Jahr bereits mehr als 43 000 Flüchtlinge und andere Migranten angekommen.