Die Zahl der Flüchtlinge, die in den Kreis Böblingen kommen, ist drastisch zurückgegangen: 3000 Menschen lebten vor drei Jahren in den Kreis-Unterkünften, heute ist es nur noch ein Bruchteil davon.
Kreis Böblingen - Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015 hat der Kreis Böblingen 2961 Menschen in der Erstunterbringung aufgenommen, im Folgejahr kamen 2032 dazu. Zwischenzeitlich waren gut 4500 Geflüchtete unterzubringen.
Auch wenn sich Kreis und Kommunen bemühten, geeignete Gebäude zu finden und als Unterkunft umzubauen, so mussten doch einige Turnhallen dafür genutzt werden, etwa zwei am Berufsschulzentrum in Leonberg oder die Heckengäuhalle in Weissach. Auch in Renningen, Weil der Stadt und Rutesheim waren Asylbewerber untergebracht, etwa in angemieteten Containern.
Drei Jahre später stellt sich die Situation für den Landkreis ganz anders da. Nur noch 603 Plätze gibt es derzeit in der Erstunterbringung, verteilt auf zehn Standorte. 350 Flüchtlinge hat der Kreis im vergangenen Jahr neu aufgenommen, 2017 waren es noch 664 gewesen.
Hallen sind längst wieder frei
Die Turnhallen sind längst geräumt und dienen wieder dem Schul- und Vereinssport. Doch was passiert mit den anderen Gebäuden, die der Kreis nicht mehr braucht? „Wir haben alle frei werdenden Liegenschaften an die Städte und Gemeinden zurückgegeben oder sie ihnen für die Anschlussunterbringung überlassen“, erklärt Landrat Roland Bernhard. Dazu zählten auch viele Wohnungen, die man auf dem freien Markt angemietet hatte.
In die Anschlussunterbringung kommen Asylbewerber, wenn das Verfahren länger als zwei Jahre dauert oder über ihren Aufenthaltsstatus entschieden wurde. Wenn sie also eine Aufenthaltserlaubnis oder zumindest eine Duldung erhalten haben. Dann sind die Kommunen für eine erste Unterkunft zuständig, ebenso wie einheimischen Wohnungslosen.
Seit 2016 wurden genau 18 Objekte an Städte und Gemeinden für die Anschlussunterbringung überlassen. Dazu zählen beispielsweise Standorte in der Nüßstraße in Sindelfingen, das ehemalige Haus des Roten Kreuzes in Sindelfingen, ein Heim in der Schönaicher Straße in Böblingen und in der Berliner Straße in Herrenberg. Auch die Einrichtung wie Betten oder Kühlschränke wurde meist von den Kommunen übernommen. „Die Trennwände haben wir eingelagert, sie werden nach und nach verkauft“, berichtet das Landratsamt. Außerdem werde jetzt geprüft, welche Liegenschaften sich für bezahlbaren Wohnraum eigneten, erklärt der Landrat. „Wobei ich befürchte, dass dabei nicht sehr viel herauskommt. Viele Gebäude liegen in Gebieten, die sich dafür nicht eignen“, meint Roland Bernhard.
Viele der Flüchtlinge leben jedenfalls nach wie vor noch in den gleichen Gebäuden – nur eben jetzt unter der Regie der Kommunen. Weil der Stadt hat beispielsweise vom Kreis ein Wohnhaus mit 48 Plätzen, eine Containersiedlung für 56 Menschen und ein Gebäude mit 52 Plätzen übernommen. Letzteres hat gebrannt, steht momentan leer und soll nun hergerichtet werden. „Wir benötigen diese Plätze auf jeden Fall für die Anschlussunterbringung“, sagt der Erste Beigeordnete, Jürgen Katz. „Im Augenblick können wir auch nicht abschätzen, ob wir die Siedlungen irgendwann nicht mehr brauchen.“ In einer Erstunterbringung bleiben Flüchtlinge maximal zwei Jahre, in den Anschlussunterkünften in den Kommunen oft viel länger. „Bei vielen ist fraglich, ob wir sie je auf dem freien Wohnungsmarkt unterbekommen“, meint der Weiler Beigeordnete.
Die Stadt Böblingen hat zu wenig Plätze für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen vorweisen können. Deshalb wird im Stadtteil Dagersheim in Modulbauweise im Gebiet Mönchäcker ein neues Wohnheim entstehen.
Wie sieht es in den Kommunen aus?
Welche Unterkünfte sind übrig?
Von den vier bewohnten Unterkünften in Leonberg ist nur noch eines in der Rutesheimer Straße 50 (61 Plätze) übrig geblieben. Die beiden Turnhallen am Beruflichen Schulzentrum (216 Plätze) sind seit Mai und Juli 2016 schon wieder frei. Das frühere Hotel Online (54 Plätze) wird seit Januar 2018 an die Stadt untervermietet.
In Malmsheim gab es bereits vor der verschärften Flüchtlingszuwanderung eine Erstunterbringung, die mittlerweile 92 Personen aufnehmen kann.
Wie sieht es aus in Weil der Stadt?
Den Mietvertrag für ein Wohnhaus (48 Plätze) hat die Stadt Weil der Stadt vom Kreis Böblingen übernommen. Die Containeranlage in der Josef-Beyerle-Straße (56 Plätze) wird seit Anfang 2018 ebenso gemietet wie die am Blannentalhof (52 Plätze seit Mai 2017). Letztere steht nach dem Brand vorerst leer. „Wir werden die Anlage wieder richten lassen“, sagt der Erste Beigeordnete Jürgen Katz. Das Erdgeschoss sei nicht in Mitleidenschaft gezogen, der obere Teil werde erneuert. „Wir reden da eher über Wochen als über Monate“, sagt er.
„Wir benötigen diese Plätze auf jeden Fall für die Anschlussunterbringung. Im Augenblick können wir auch nicht abschätzen, dass wir die Siedlungen irgendwann nicht mehr brauchen“, so Katz. In einer Erstunterbringung bleiben Flüchtlinge maximal zwei Jahre. In den Anschlussunterkünften in den Kommunen oftmals viel länger. „Bei vielen ist fraglich, ob wir sie je auf dem freien Wohnungsmarkt unterbekommen“, meint der Weiler Beigeordnete.
Was macht Renningen?
Hier hatte der Kreis drei Gebäude in der Voithstraße (52 Plätze) von der Stadt angemietet, diese aber bis zum Jahresende 2017 wieder zurückgegeben. Die Containeranlage in der Gottfried-Bauer-Straße (74 Plätze) steht seit Ende 2018 leer und wird bis zum Ende dieses Monats abgebaut. Für die Stadt Renningen eine gute Nachricht. Sie kann dieses Areal nun wieder als Festplatz nutzen.
Rutesheim und Weissach
Die als Notunterkunft genutzte Heckengäuhalle in Weissach (112 Plätze) ist seit Ende des Jahres 2016 schon wieder frei. Die Gemeinde hat eine eigene Anschlussunterbringung gebaut und zudem vom Kreis mobile Wohneinheiten (33 Plätze) gemietet, die zuvor in Rutesheim standen.
Die dortige Containeranlage war bereits Ende September 2018 wieder abgebaut worden. Die Stadt hatte zudem eine eigene Unterkunft gebaut, die der Kreis nur kurzzeitig gemietet hatte.