In den vergangenen Tagen sind wieder fast 50 Menschen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen. (Symbolbild) Foto: Bundeswehr

Heillos überfüllt und schrottreif sind die Flüchtlingsboote oft. Ihr Weg über das Mittelmeer wird im Herbst noch gefährlicher - wie jüngste Todesfälle in Libyen und Griechenland zeigen.

Tripolis/Athen - Auf der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer sind in den vergangenen Tagen erneut fast 50 Menschen umgekommen. Allein an der Küste Libyens spülte das Meer bis zum Samstagabend 45 Leichen von Flüchtlingen an. Die Rettungskräfte auf der griechischen Insel Lesbos konnten am Sonntag eine Frau und zwei Kleinkinder nur noch tot bergen, nachdem ein Schlauchboot mit rund 60 Menschen an Bord wenige Kilometer östlich der Insel gekentert war.

Sieben Menschen wurden vor Lesbos zunächst noch vermisst. Ebenso ein Kleinkind, das nach einem Bootsunglück am Samstag nicht gefunden werden konnte. Man habe die Hoffnung aufgegeben, es lebend zu bergen, sagte ein Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag.

Nicht zuletzt das schlechte Wetter in der Region führt zu den Unglücken. Die kleinen, oft heillos überfüllten Schlauchboote mussten am Wochenende starken Sturmböen und hohen Wellen trotzen. Das Wetter erschwerte auch die Arbeit der Rettungskräfte.

Die Helfer des Libyschen Roten Halbmonds bargen die Toten am Samstag von drei verschiedenen Uferabschnitten östlich der Hauptstadt Tripolis. Unklar sei, ob die gefunden Leichen die Folge eines oder mehrerer gesunkener Schiffe sind und welche Nationalität die Opfer haben.

Mehr als 2800 Migranten starben auf dem Weg

Bis zum 15. Oktober hatten in diesem Jahr laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) 137 000 Menschen Italien auf dem Seeweg erreicht - ein Großteil startet in Libyen. Mehr als 2800 Migranten starben auf dem Weg.

In Brüssel diskutieren europäische Spitzenpolitiker am Sonntag auf einem Sondertreffen darüber, wie der Flüchtlingskrise Herr zu werden ist. In Athen schlug das Treffen bereits im Vorfeld politische Wellen. Der für Einwanderung zuständige griechische Minister Giannis Mousalas verwahrte sich gegen Überlegungen, künftig auf dem Olympiagelände in Athen rund 50 000 Flüchtlinge unterzubringen. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte ohne Angabe von Quellen berichtet, die EU-Kommission plane, die Erstaufnahme von Flüchtlingen von den Ostägäisinseln Kos und Lesbos auf das Festland zu verlegen.

„Sowohl Ministerpräsident Tsipras als auch ich haben immer wieder gesagt, dass wir aus unserem Land kein riesiges Flüchtlingslager machen können“, sagte Mousalas in einer Talkshow des Fernsehsenders Mega. Sollte das Thema in Brüssel auf den Tisch kommen, werde die Antwort der griechischen Regierung „Nein“ lauten, so der Minister.