Bewegende Szene in Kramatorsk im Osten der Ukraine: Ein Mädchen verabschiedet sich, bevor der Zug es nach Westen bringt. Foto: dpa/Andriy Andriyenko

Hunderttausende Menschen aus der Ukraine sind auf der Flucht – darunter auch unbegleitete Kinder und Jugendliche. Vier Beispiele, wie ihnen geholfen wird.

Die Situation der Menschen in der Ukraine lässt praktisch niemanden kalt. Auch in Deutschland ist die Hilfsbereitschaft groß. Vielerorts wollen Menschen auch privat Kriegsflüchtlinge bei sich aufnehmen. Nachdem es Berichte gab, dass es Kinder und Jugendliche gibt, die die Ukraine nach dem russischen Angriff ohne ihre Eltern verlassen haben, fragen sich viele, wie man den Minderjährigen helfen kann.

Vier Beispiele:

Böblingen: Waldorfschule sucht Unterkünfte

Meist sind es private Helfer, die die Initiative ergreifen. So wie Pädagogen und Eltern der Waldorfschule in Böblingen. Die hat eine Partnerschule in Odessa, einer ukrainischen Stadt am Schwarzen Meer. Von dort erreichten die Böblinger verzweifelte Hilferufe.

Die Helfer um den Lehrer Andreas Rysavy und die Mutter Heidi Pussel reagierten schnell: Im Internet gibt es inzwischen eine Seite, auf der man sich eintragen kann, wenn man ukrainische Kinder, Jugendliche oder ganze Familien aufnehmen möchte: https://familienspielraum.de/odessa/

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Böblinger Schule erwartet 300 Flüchtlinge aus Odessa

Stuttgart: Stadt sucht Wohnraum für Geflüchtete

Auch die Stadt Stuttgart sucht Wohnraum für geflüchtete Ukrainer . Oberbürgermeister Frank Nopper bittet Stuttgarterinnen und Stuttgarter, „leer stehende Wohnungen an unsere Taskforce zu melden, damit wir so viele Wohnungen wie benötigt bereitstellen können.“ Die Liegenschaftsverwaltung der Stadt suche intensiv passende Objekte und prüfe vorliegende Angebote.

Die Taskforce nehme in dieser Woche ihre Arbeit auf, heißt es vonseiten der Landeshauptstadt weiter. Dann soll es auch eine Hotline geben, bei der Helferinnen und Helfer sich melden können.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Krieg in der Ukraine – diese Hilfsaktionen gibt es in der Region Stuttgart

Ukrainer und Ukrainerinnen, die in Stuttgart leben, haben indes die Aktion „Wolja“ ins Leben gerufen. Auf Facebook wollen sie Menschen, die ein Gästezimmer oder eine Wohnung anbieten können, mit den ankommenden Flüchtenden zusammenbringen. 

„Wolja“ auf Facebook 

Freiburg: 150 Kinder aus Waisenheim angekommen

In Freiburg sind am Wochenende 157 Kinder aus einem ukrainischen Kinderheim in der Nähe von Kiew angekommen. Die Kinder und Jugendlichen zwischen einem und 17 Jahren sowie 32 Erwachsene erreichten die Stadt im Breisgau nach einer drei Tage dauernden Busfahrt. Tobias Pfleger von der Stadtmission Freiburg sagte, am dringendsten würden derzeit Geldspenden benötigt, um Lebensmittel und Kleidung einzukaufen. Hier kann man unterstützen

Die Kinder und ihre Betreuer kamen in vier Freiburger Einrichtungen unter. Hier können sie zunächst bleiben. Wie es danach konkret weitergeht, werde derzeit beraten, sagte Pfleger. Momentan sei man dabei, ein Netzwerk von Menschen aufzubauen, die die Betreuung der Kinder ehrenamtlich unterstützen.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Rassismus an ukrainischen Grenzen?

Bereits seit 30 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen der Freiburger Stadtmission und dem ukrainischen Kinderheim „Vaterhaus“ in der Nähe von Kiew, dessen Kinder und Betreuer jetzt evakuiert wurden.

Unterkunft-ukraine.de: Hier kann man sich registrieren

Unterkunft-ukraine.de ist eine Internet-Plattform, über die Bürger private Unterkünfte für Flüchtlinge aus der Ukraine anbieten können. Auf der Seite gibt es ein Formular, über das freie Zimmer oder Wohnungen unverbindlich gemeldet werden können. Interessenten können die Anzahl der Betten und den Zeitraum angeben, für den sie die Kapazitäten bereitstellen können - zwei Wochen müssen es mindestens sein.

Träger der Initiative sind die digitale Finanzplattform elinor, die GLS Bank, die Suchmaschine Ecosia und die Spendenplattform betterplace.

Flüchtlingshilfswerk stellt sich auf Millionen Flüchtende ein

Bis Dienstag waren nach Angaben der Vereinten Nationen bereits 677.000 Menschen vor den russischen Angriffen aus dem Land geflohen. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR stellt sich auf bis zu vier Millionen Flüchtende ein.

Das Bundesinnenministerium zählte zuletzt 5000 registrierte Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland. Da an den EU-Binnengrenzen keine Grenzkontrollen stattfinden, könnte die Zahl aber schon wesentlich höher sein.