400 Menschen besuchten den Love Stories Market am Sonntag. Foto: Peter Mann

Die Gemeinde Hochberg (Kreis Ludwigsburgs) erinnerte am Sonntag an einen Volkslauf: Zig Heiratswillige strömten zum Love Stories Market, bei dem Secondhand-Artikel für Hochzeiten verkauft wurden. Teilweise fanden die Bräute nicht das, was sie gesucht hatten – gingen aber trotzdem nicht mit leeren Händen nach Hause.

Geschmackvoll dekoriert, ja beinahe gemütlich ging es am Sonntag im Alten Gemeindehaus von Hochberg zu. Wären da nicht die vielen Leute gewesen, die auf zwei Etagen herumwuselten. Doch gerade darüber freute sich Organisatorin Jessica Baumeister. „Es ist der Wahnsinn, was hier los ist“, brachte sie im Trubel des Love Stories Flohmarkts atemlos hervor. Noch immer schüttelt sie ungläubig den Kopf über die Tatsache, dass die Karten für den nachhaltigen Hochzeit-Flohmarkt schon innerhalb der ersten zwei Stunden zu drei Vierteln verkauft waren. Vierhundert Gäste waren zwischen 12 und 17 Uhr vor Ort.

 

Baumeister, die seit neun Jahren den Second Hand Brautladen Glücksrobe in Remseck führt, hatte die Idee bereits seit Längerem im Kopf. Dass die Premiere so überragend nachgefragt wurde, führt sie nun in Versuchung, „das nächste Mal in eine größere Location zu gehen“. Der Testlauf habe ihr jetzt gezeigt, dass viele auf den Zug der Nachhaltigkeit aufspringen. „Heiratswillige Paare haben immer stärker Umwelt, Nachhaltigkeit und Budget im Blick. Das war vor neun Jahren noch nicht so“, konstatierte die Organisatorin.

Staffelei gesucht, Vasen gefunden

Ein Paar, das extra aus Karlsruhe angereist war, folgt dem Trend. Zwanzig Minuten vor dem Start stand es am Einlass. „Wir hätten gerne eine Staffelei gehabt, als Willkommensschild bei der Hochzeit“, verrät die künftige Braut, die im Juli ihrem Auserwählten das Ja-Wort geben will. „Leider war nur ein Exemplar hier – und das war sofort weg“, erzählte sie enttäuscht. „Man will eben nicht alles neu kaufen, was man nur einmal braucht“. Doch mit leeren Händen zog das junge Paar dennoch nicht davon: im Gepäck fanden sich zehn Vasen für die Dekoration. Daniel Stilp suchte mit seiner Braut Isabell Grüne dagegen nach Tischnummern. „Doch die angebotenen sind uns zu groß“, so das Fazit der Brautleute, die stattdessen auch mit Vasen nach Hause gegangen sind.

Für Bräute muss es nicht immer ein neues Kleid sein. Das ist eine nachhaltige – aber auch finanzielle Entscheidung. /Peter Mann

Auch laute Live-Musik paarte sich mit lebendigem Stimmengewirr in dem Gemeindehaus: die Weddingsingers Angelina und Heidi engagieren sich für die Musikagentur aus Kornwestheim, die Paaren das geeignete musikalische Feeling für ihr Fest zur Seite stellen will. Sprich: mit einer Hochzeitssängerin oder einem Sänger, die für den gewünschten Bezirk zur Verfügung stehen. Der Flohmarkt ermöglichte erste Kontakte sowie Hilfe bei der Liedauswahl.

Traurednerin Anna Unger aus Asperg war eine von neun Dienstleistern, mit denen Jessica Baumeister und ihr Team im Brautladen zusammenarbeiten. Diese rundeten den Service beim Braut-Flohmarkt ab. Für Anna Unger, die selbst ein Team von 12 Rednern zur Hand hat, die sie auch selbst ausbildet, ist wichtig: Die Hochzeitsredner müssen typabhängig zum jeweiligen Brautpaar passen. Hier geht es ans Eingemachte. „Die drei müssen sich klar finden.“ Das aber klappe nicht immer beim ersten Mal.

Model führt Kleider vor

Mitten durch die Szenerie glitzernder Deko-Artikel und dem Angebot üppig fließender Brautkleider stolzierte auch die 25-jährige Franzi. Mit ihrer schlanken Figur und dem umsichtigen Schreiten zog sie die Blicke vieler Besucher magisch an. Sie wird von Jessica Baumeister engagiert, um die hochwertigen Stoffkreationen, die zur Auswahl stehen, vorzuführen. „Das ist eine andere Art der Präsentation“, machte Franzi deutlich. „So kann eine Frau gleich sehen, wie das Kleid fällt, wie man sich in ihm bewegen kann und welche Nachteile es hat. Denn auf eine lange Schleppe treten andere gerne mal drauf.“

Bei „Glücksrobe“ kosten die Kleider im Durchschnitt zwischen 700 und 1000 Euro – die Hälfte des Neupreises. /Peter Mann

Svenja Minckert ist Mitarbeiterin der Glücksrobe. Am Stand mit den sogenannten Wickelkleidern zeigte sie, wie sich aus einem Kleid zwanzig weitere Varianten binden lassen. Das ist der Vorteil dieser Kleider. Sie ermöglichen stets ein anderes Erscheinungsbild. Nützlich für jene, die häufig auf Festen eingeladen sind. Marie Schreiber mit ihrer Schwester Jule hatte ein anderes Interesse. Sie nämlich gehörte zu den Ehemaligen: Frisch verheiratete Frauen, die ihre Ausstattung anderen anbieten. Bei Marie etwa ließen sich Schuhe, Haarschmuck oder auch eine Jeansjacke für die Braut finden. Und für drunter : ein edles Spitzen-Bustier.