Der Flixbus nach München hält am Busbahnhof am Flughafen Foto: Lichtgut/Michael Latz

Der Fernbus-Marktführer Flixbus hält Stuttgart für keine gute Adresse. Das Unternehmen will nicht nur einen Halt am Flughafen und in Kornwestheim, sondern auch auf dem Pragsattel.

Stuttgart - Der Fernbus-Branchenprimus Flixbus fordert vom Rathaus eine Haltestelle am Pragsattel im Norden der Landeshauptstadt. „Wir prüfen das Ansinnen bis Anfang 2017“, betonen Ordnungsbürgermeister Martin Schairer und dessen fürs Bau- und Planungsrecht zuständiger Amtskollege Peter Pätzold. Schairer ist allerdings „skeptisch, was die Eignung des Standorts angeht“. Dieser werde bereits von der SSB-Buslinie 57 angefahren. Außerdem gebe es dort weder Parkplätze noch Toiletten.

„Wir sind mit der Situation in Stuttgart nicht zufrieden“, begründet Flixbus-Geschäftsführer Andre Schwämmlein das Anliegen des Reiseanbieters. Die Landeshauptstadt gelte bei Fernbusunternehmen als keine gute Adresse. Das am Flughafen liegende neue Stuttgart-Airport-Busterminal (SAB) und die als Ersatz für den im Sommer geschlossenen Halt in Zuffenhausen eingerichtete Fernbus-Station in Kornwestheim seien zu weit von der City entfernt. „Die Anreise mit der S-Bahn ist für unsere Fahrgäste zu lang und zu teuer“, kritisiert Schwämmlein. Im Juni 2015 hat der Flixbus-Manager vom SAB bis zu einer VVS-Veranstaltung zum Thema Nahverkehr im Haus der Architekten rund 50 Minuten gebraucht. Das zeige deutlich auf, dass ein Fernbushalt am Flughafen zu weit vom Schuss sei, konstatierte Schwämmlein damals.

Mehrere Flächen im Blick

An dieser Einschätzung hat sich bis heute nichts geändert. Die Situation sei vielmehr durch die Schließung des Halts in Zuffenhausen noch schwieriger geworden, weil Reisende aus dem Stuttgarter Norden nun nach Kornwestheim fahren müssten. „Andere Städte reagieren positiv auf das Thema Fernbus, in Stuttgart hingegen ist die Stimmungslage negativ“, konstatiert Schwämmlein. Er setzt dennoch auf konstruktive Gespräche mit der Stadt. Dieser habe man eine Liste mit geeigneten, privaten und öffentlichen Standorten im Stuttgarter Norden vorgelegt. „Wir brauchen keinen Luxusbahnhof, sondern einen einfachen Standort in der Nähe des Nahverkehrs mit drei bis vier überdachten Haltebuchten, Toiletten und einem Kiosk“, so der Fernbusmanager. Für einen solchen zentrumsnahen Halt wolle man auch Gebühren zahlen.

Der Branchenführer weist auch darauf hin, dass man auch mit privaten Besitzern passender Flächen im Gespräch sei. Aus diesem Kreis gebe es Signale, dass eine Haltestelle möglich sei. Dabei handele es sich unter anderem um ein Bahnareal beim S-Bahnhof in Zuffenhausen und ein Gelände an der Frankenstraße. Auch das Fortuna-Areal am Löwentor hält Flixbus für einen geeigneten Standort.

Im Rathaus ist die Forderung des Marktführers angekommen. „Flixbus hat der Stadt mitgeteilt, dass man mit dem SAB und dem Halt in Kornwestheim nicht zufrieden ist“, bestätigt Ordnungsbürgermeister Schairer. Das Unternehmen wünsche einen zusätzlichen Halt auf dem durch mehrere SSB-Stadtbahnlinien gut erschlossenen Pragsattel oder auf privaten Flächen. Bei letzteren prüfe sein Amtskollege Pätzold die planungs- und baurechtlichen Aspekte, so Schairer. „Ich lasse untersuchen, ob ein Halt beim Bunker auf dem Pragsattel nach den Bestimmungen des Personenbeförderungsgesetzes möglich möglich ist.“ Durch eine Haltestelle für Fernbusse dürfe die dort haltende die SSB-Buslinie 57 nicht beeinträchtigt werden.

Chaos an den Haltestellen

Für Schairer haben die in Zuffenhausen gemachten Erfahrungen gezeigt, „dass der Fernbusverkehr leider recht ungeordnet verläuft.“ Die Busse stünden oft länger als geplant, manche hätten Verspätung und es müsse viel Gepäck verladen werden. Außerdem hätten die Autos, mit denen Fahrgäste zum Busstopp gebracht worden wären, oft ein Parkchaos verursacht. „Ohne ein Haltestellen-Management, das so etwas verhindert, wird es keinen Halt im Norden geben“, betont Schairer. „Einen Wildwuchs wie in Zuffenhausen lassen wir nicht mehr zu, das ist unsere zentrale Botschaft.“

Den Verhältnissen in Zuffenhausen trauert auch Schwämmlein nicht nach. Der Busunternehmer hält aber einen besseren und zentrumsnahen Halt in Stuttgart für unbedingt erforderlich. „Deutschlandweit steigen immer mehr Reisende auf Fernbusse um.“ Im Sommer habe Flixbus rund 60 Prozent mehr Passagiere durch Deutschland befördert als im Vergleichszeitraum 2015. „Nur im Raum Stuttgart verzeichnen wir trotz des massiven Ausbaus nationaler und internationaler Verbindungen kaum Zuwächse.“ Auf der Strecke München - Stuttgart sei die Zahl der Fernbuspassagiere seit Eröffnung des SAB sogar um 20 Prozent gesunken.“ Bei den Reisezielen liege Stuttgart mit knapp 70 000 Ankünften im Sommer deutlich hinter Städten wie München, Dresden oder Leipzig. Das zeige, dass die Stadt viel touristisches Potenzial vernachlässige.