Rund drei Jahre nach dem Start in den USA hat Flixbus jetzt den Konkurrenten Greyhound geschluckt. Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Für 148 Millionen Euro übernimmt Flixmobility den größten US-Anbieter – damit steigt Europas Marktführer auch in Amerika zur Nummer eins auf.

München - André Schwämmlein und Jochen Engert haben nach dem Aufstieg zum größten Fernbusanbieter Europas ein weiteres Etappenziel erreicht. Die Gründer und Chefs von Flixbus werden mit der Übernahme der legendären US-Marke Greyhound für 148 Millionen Euro auch zur Nummer eins in Amerika. Und der nächste Schritt steht bevor: Als erster internationaler Anbieter will ihre Holding Flixmobility in Kürze mit grünen Fernbussen den liberalisierten Markt in Brasilien aufrollen.

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Mit üppigen Kapitalspritzen von Finanzinvestoren und einem ausgefeilten digitalen Geschäftsmodell, das auf regionale Subunternehmer setzt, legt das Unternehmen mit Sitz in München ein atemberaubendes Expansionstempo vor. Erst vor etwa drei Jahren starteten die Flixbusse in den USA und wurden mit der Zentrale in Los Angeles rasch zur landesweiten Nummer zwei mit 195 Zielen. Der Kauf des Marktführers, der pro Jahr 16 Millionen Fahrgäste zu 2400 Orten in Nordamerika transportiert, katapultiert die Deutschen in neue Dimensionen.

Nachhaltige Mobilität versprochen

Schwämmlein und Engert versprechen auch den Amerikanern „erschwingliche, smarte und nachhaltige Mobilität für alle“. Wie zunächst in Deutschland und inzwischen in 36 Ländern erobert Flixbus mit Direktverbindungen, Tiefpreisen und einfacher Buchung per Smartphone in Windeseile die Märkte. Auch in den USA geriet der bisherige Marktführer dadurch schwer unter Druck, hinzu kamen die schweren Probleme für die ganze Reisebranche durch die Coronakrise.

Greyhound gehörte bisher der britischen First Group, dem größten Bahn- und zweitgrößten Busanbieter auf der Insel mit weltweit rund 30 000 Beschäftigten und 4,3 Milliarden Pfund (5,1 Milliarden Euro) Umsatz. Mit dem Verkauf konzentriere man sich wieder auf das Kerngeschäft in Großbritannien, erklärte First-Chef David Martin. Greyhound werde künftig als Teil von Flixmobility „gut aufgestellt sein, um die traditionsreiche Marke noch viele Jahre fortzuführen“.

Einstiger Glanz der Greyhounds ist verblasst

Wie lange die Deutschen die silbernen US-Busse weiterbetreiben, ist jedoch offen. Bisherige Übernahmen wurden meist rasch ins grüne Netzwerk unter der starken Dachmarke integriert, auch gegen Widerstände. Zudem sind die Greyhounds, die seit mehr als hundert Jahren US-Städte über weite Distanzen verbinden, zwar durch viele Kinofilme und Songs zur Ikone geworden. Allerdings ist der einstige Glanz verblasst, lange Busreisen gelten vielen Amerikanern als wenig attraktiv, man steigt lieber in den Flieger.

Dichtes Streckennetz ist attraktiv

Auch in den USA wandelt sich das Bewusstsein wegen der Klimakrise, besonders bei den Jüngeren. Mit einem dichten Streckennetz, das auch mit Flugzeug und Bahn schwerer erreichbare Regionen besser anbindet, könnte Flixmobility Kunden gewinnen, für die bislang Busreisen kaum eine Option waren. Flixmobility kann dabei auf seine starken Vermarktungsplattformen, die ausgefeilte Netzplanung sowie regionale Partner setzen, die Buslinien im Auftrag fahren.

Zu Greyhound gehören nach First-Angaben 1300 Busse und 2400 Beschäftigte mit einem Jahresumsatz von zuletzt 423 Millionen Dollar (323 Millionen Euro). Unterm Strich stand ein operativer Gewinn von 1,8 Millionen Dollar, bezogen auf eine 52-Wochen-Periode bis zum 27. März 2021 – die Basis der Bewertungen.