Bei Bauarbeiten wurde auf dem Flugfeld bei Böblingen eine Fliegerbombe gefunden Foto: FACTUM-WEISE

Weil auf dem Flugfeld bei Böblingen ein Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden ist, mussten am Montag mehrere hundert Anwohner bei eisigen Temperaturen ihre Wohnungen verlassen.

Böblingen / Sindelfingen - Weil auf dem Flugfeld ein Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden ist, mussten am Montag mehrere hundert Anwohner bei eisigen Temperaturen ihre Wohnungen verlassen. Erst gegen 21.30 Uhr kommt die erlösende Nachricht: die 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die am Nachmittag bei Bauarbeiten auf dem Flugfeld bei Böblingen gefunden worden ist, konnte entschärft werden. Die Anwohner können wieder nach Hause.

Gegen 16 Uhr hatte ein Baggerfahrer auf der Baustelle für ein Seniorenzentrum die Bombe ausgebuddelt. Daraufhin wurde der Bahnverkehr für kurze Zeit gesperrt, bis entschieden ist: Die Bombe soll abends entschärft werden. Mitten im vorweihnachtlichen Einkaufstrubel musste das Böblinger Einkaufszentrum Mercaden geräumt werden, das sich innerhalb der 250 Meter-Zone um die Bombe befindet. Um 18.30 Uhr wurden die Kunden aufgefordert, den Shoppingtempel bis 19 Uhr zu verlassen.

Innerhalb der Sicherheitszone liegen auf dem Flugfeld auch das Gesundheitszentrum Medicum, Bürogebäude und Wohnhäuser. Polizisten liefen seit dem späten Nachmittag durch die Straßen und forderten die Bewohner auf, ihre Wohnungen zu verlassen. Allerdings beklagten sich viele, dass die Anweisungen widersprüchlich waren: „Um 18 Uhr kam ein Polizist und sagte, wir sollten bis spätestens 20 Uhr unsere Wohnung verlassen“, berichtete eine Anwohnerin, die am Marga-von-Etzdorf-Weg wohnt, weniger als 50 Meter von der Bombenfundstelle entfernt. „Kurz darauf kam ein anderer Polizist und sagte, wir müssten jetzt sofort raus.“

Die Evakuierung sollte um 19.30 Uhr abgeschlossen sein. Es dauerte aber bis kurz nach 21 Uhr, bis alle Anwohner aus der Gefahrenzone gebracht waren. Vom Leonardo-da-Vinci-Platz fuhren Busse zur Böblinger Kongresshalle, wo die Stadt eine provisorische Zufluchtsstelle eingerichtet hatte. Mehrere hundert Menschen, vor allem Familien, suchten dort Zuflucht. Von der Evakuierung war auch der Böblinger Bahnhof betroffen, der von 19.30 Uhr bis zum Entschärfen der Bombe für den Zugverkehr gesperrt wurde. Die Autobahn 81, die am Flugfeld vorbeiführt, musste nicht gesperrt werden.

Der ehemalige Landesflughafen Stuttgart-Böblingen auf dem heutigen Flugfeld hatte bei den alliierten Luftstreitkräften eine hohe Priorität. Speziellen Luftaufnahmen zufolge sind rund 700 Bomben abgeworfen worden. Viele wurden in den Jahrzehnten nach dem Krieg entschärft. Insgesamt holte der Kampfmittelbeseitigungsdienst bis 2005 neun Tonnen Munition und Sprengkörper aus dem Boden. Das Areal, auf dem sich nun das neue Stadtquartier von Böblingen und Sindelfingen befindet, war nach dem Zweiten Weltkrieg von der US-Armee als Militärgelände genutzt worden.