Von den Weinhoheiten haben wir im Großraum Stuttgart mittlerweile eine ganze Menge. Allen voran unser Vorzeigemädle Petra Hammer aus Untertürkheim, seit ihrer Krönung im November Württembergische Weinkönigin. Foto: Leif Piechowski

Lasst die holde Weiblichkeit ran an Reben und Schere, an Fässer und Stielgläser.

Also jetzt lasst doch endlich mal die Frauen ran. Lasst die holde Weiblichkeit ran an Reben und Schere, an Butte und Maische, an Fässer und Stielgläser. Was, da sind die schon längst? Okay, wir wissen ja, dass sich in den vergangenen Jahren einiges getan hat. Wie zur Bestätigung schickte die Reklameabteilung des Tourismusverbands Remstalroute kürzlich die Botschaft in die Welt: „Bei den Weinbauern sind heute verstärkt die Töchter am Start, nicht nur als Weinhoheiten, sondern auch als gut ausgebildete Weiningenieurinnen.“

Und doch gilt irgendwie noch immer: „Wer nicht liebt Wein, Weib, Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang“. Das hedonistische Motto, das im Allgemeinen Martin Luther zugeschrieben wird, betrachtet das Thema einmal mehr aus männlicher Perspektive. Mag der feminine Nachwuchs langsam das Territorium erobern, so bleibt dem schwachen Geschlecht in der Öffentlichkeit zumeist doch eher die Rolle des attraktiven Blickfangs vorbehalten.

Weinadel gibt es auch auf lokaler Ebene

Konkret: Es geht um die Weinhoheiten. Davon haben wir im Großraum Stuttgart mittlerweile eine ganze Menge. Allen voran unser Vorzeigemädle Petra Hammer aus Untertürkheim, seit ihrer Krönung im November Württembergische Weinkönigin. Vergangene Woche wurde sie nahe ihres elterlichen Betriebs gesichtet: Auf dem Württemberg posierte die 25-Jährige nahe de rGrabkapelle für einen knapp zweiminütigen Werbefilm, der im Herbst ihre Chancen bei der Wahl zur Bundes-Weinkönigin gegen zwölf Konkurrentinnen erhöhen soll.

Doch nicht nur auf Landes-, sondern auch auf lokaler Ebene gibt es Weinadel, mit bestem Einblick in die diffizile Materie: So berichtete die scheidende Weinstadt-Weinkönigin Nicole Dippon jetzt von ihren komplexenAufgaben: „Ich würde schwindeln, wenn ich behaupten würde, dass eine Weinkönigin, nachdem sie beim Weindorf bei jedem Winzer ein oder auch zwei Viertele getrunken hatte, am nächsten Tag ohne Kopfweh aufsteht.“ Deshalb gibt die 23-Jährige ihren Nachfolgerinnen Franziska Bauer und Saskia Kleinert den guten Ratschlagmit auf den Weg: „Zu jedem Viertele ein Glas Wasser trinken!“

Das dürfte auch mancher Mann etwa nach einer rauschhaften Fellbacher-Herbst-Nacht schon geseufzt haben. Ansonsten: Wann bekommt die stetig wachsende Schar der emanzipierten Rebensafttrinkerinnen vergleichbare optische Leckerbissen geboten? Zur weiteren Ankurbelung des Marktes muss ein Weinkönig her. Aber ob sich wirklich einer finden würde? Männer und Frauen, Sprüche und Weisheiten, das Thema lässt sich durchaus noch mehr ausmosten. Wir kommen bei Gelegenheit drauf zurück. Bis dahin: Wohl bekomm’s.