Bei der Weinprobe. Foto: dpa

Wenn’s um Weinproben geht, kennt Werner Kuhnle aus Weinstadt-Strümpfelbach kein Pardon.

Wenn’s um Weinproben geht, kennt Werner Kuhnle aus Weinstadt-Strümpfelbach kein Pardon. Bei der jüngsten Runde schenkte er seinen Gästen in kurzen Zeitabständen 17 gekühlte Rotweine für den Sommer ein. Blind versteht sich. Natürlich war nicht der Besitzer des gleichnamigen Weinguts nicht sehend. Nur die Weinprobierer bekamen die Etiketten der Flaschen nicht zu Gesicht. Kuhnle hatte sie vorher mit einer Papierbordüre getarnt.

Geheime Favoriten nennt der Strümpfelbacher Weinmacher seine Runden. Und dabei erfahren die eingeladenen Gäste (Kunden, Weininteressierte und Fachleute) nicht nur etwas über edle Tropfen aus aller Welt, sondern auch viel über den Ehrengast. Das sind bekannte Persönlichkeiten, die der umtriebige Kuhnle kennengelernt hat und für seine Runde gewinnen konnte. Erwin Teufel, der ehemalige Ministerpräsident Baden-Württembergs, zählt ebenso dazu wie Thomas Gruber, der ehemalige Intendant des Bayerischen Rundfunks, und die Deutsche Weinkönigin Sonja Christ von der Mosel. Zuletzt bestimmte Wolfram Freudenberg, Bankfachmann, Ex-Vorstand bei der Württembergischen Versicherungsgruppe und Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der Unternehmensgruppe Freudenberg aus Weinheim, das Thema der Runde. Die Bezeichnung Geheime Favoriten trägt die Weinverkostung weil jeder der Gäste einen Wein passend zum Thema einstellt. Freudenberg steuerte dazu einige Flaschen aus den Weingütern bei, die das Unternehmen seiner Familie seit fast 200 Jahren bei Weinheim bewirtschaftet.

Wissenschaftler haben 400 Aromen im Wein nachgewiesen

Das eigene Mitbringsel aus den von Kuhnle servierten Geheimen Favoriten herauszuschmecken ist schwer. Auf das richtige Ergebnis zu kommen, ist ungefähr so knifflig wie eine Gleichung mit 400 Unbekannten zu lösen. So viele Aromen haben Wissenschaftler schon im Wein nachgewiesen. Die Probe wird zum fröhlichen Rätselraten und lässt wie bei der Runde mit Freudenberg den einen oder anderen servierten Trollinger gar zu einem feurigen Spanier werden. Dass sich zuvor hinter dem hellroten Tropfen im Glas ein spanischer Rosé verborgen hatte, blieb bis zur Aufdeckung ein gut gehütetes Geheimnis. Bei einer Probe waren sich jedoch alle sicher: „Der hat Kork“, schallte es aus der Runde.

Verzichten wollte Kuhnle auf den Korkigen dennoch nicht, weil es sich um einen raren Tropfen handelte. Einen Schiava – eine Art Südtiroler Trollinger. Jenseits des Brenners wird er geliebt und gefeiert. Bei uns müssen die Wengerter um die Reputation des Trollingers kräftig kämpfen. Zum Beispiel mit einer verdeckten Weinprobe, die zeigt, dass sich ein im Weinberg und im Keller gut gemachter Trollinger hinter hochgelobten in- und ausländischen Gewächsen nicht zu verstecken braucht.

Und noch eins haben Kuhnles Geheime Favoriten gezeigt. Auch ohne ausgeprägtes Weinwissen und jenseits von Punkten und Noten lässt es sich den Weinaromen nachspüren und unterschiedliche Qualitäten erkennen. Es muss ja nicht alles bierernst ablaufen.