Im Weinberg wachsen die Reben ganz ­famos. Foto: dpa

Ist der Mittwoch nun der neue Donnerstag oder sollte sich das genau andersrum verhalten?

Junge Menschen bringen mich immer durcheinander, ob der Mittwoch nun der neue Donnerstag ist oder ob das genau andersrum sein sollte. Dabei geht’s um die Ausgeh-Abende. Ich habe in den Ferien immerhin gelernt: Pfingsten ist das neue Sommerloch. Derart ausgestorben ist die Stadt selten, seit Montag nun ist Stuttgart wieder voll wie in besten Zeiten. Ich selbst war in den Ferien im Büro und durfte mich nicht um meinen Wein kümmern, das muss ich nun schleunigst nachholen.

Einsatz eins: Im Weinberg wachsen die Reben ganz famos. Das sieht ganz wunderbar aus, verlangt vom Winzer aber das sofortige Engagement, mein Chef Bernd Munk hat mich prompt in den Weinberg zitiert. Die Triebe müssen nämlich gebändigt werden, dazu werden sie sortiert und zwischen zwei Drähten eingeklemmt. Nur so lässt sich die Rebe bändigen, Christel Currle, meine Lehrmeisterin beim Chardonnay-Versuch, sagte immer: Die Rebe ist ein Lianengewächs. Davon zeugen nicht allein die paar Stecken, die ich im Büro in eine Vase gestellt habe und die schöne grüne Blätter getrieben haben. Für Verspätung bezahlt der Wengerter – mit reichlich zusätzlicher Handarbeit im Weinbergdschungel.

Schneiden, binden, sortieren

Aber ich bin noch rechtzeitig dran, vier Reihen lassen sich auch ganz fix unter Kontrolle bringen. Für Besitzer größerer Weinberge verlangt diese Prozedur wie die gesamte Weinbergsarbeit allerdings ein gutes Timing, weil eben ganz vieles in Handarbeit geschieht. Das fängt beim Schneiden an, beim Binden geht’s weiter, das Sortieren ist der nächste handwerkliche Teil. Sonst wächst einem die Rebe förmlich über den Kopf!

Die Arbeitsschritte sind also klar: Die Triebe einklemmen, später werden sie mit der Maschine oben gestutzt, danach folgt die Ertragsreduzierung durch Halbierung der Trauben. Ich bin hier im Plan.

Bei meinem Chardonnay habe ich den längst verlassen, aber regelmäßig folgt von mir die Beschwichtigung: Jetzt ist es dann so weit, und diesmal stimmt das auch, es folgt Einsatz zwei! Der Wein ist fertig, in dieser Woche soll er noch in die Flasche, wir haben uns für eine klassische Dreiviertelliterflasche entschieden, und wir nehmen einen Schraubverschluss. Das Etikett ist in Arbeit, aber das ist wieder eine andere Geschichte . . .

Nur am Mittwochabend kann ich nicht, der ist für mich wie der letzte Samstag und der nächste Sonntag oder der übernächste Freitag tabu. Und mir ist auch egal, ob junge Leute den Mittwoch für den neuen Freitag oder sonst was halten. Heute müssen unsere Fußballer Europa bändigen. Am besten, sie machen es wie ich im Weinberg: erst die anderen Mannschaften auseinandernehmen und danach einklemmen.