Chardonnay-Trauben. Foto: dapd

Meinen ersten Schluck Wein durfte ich mit fünf Jahren probieren. Langes Nörgeln klopfte meine Eltern weich.

Meinen ersten Schluck Wein durfte ich im zarten Alter von fünf Jahren probieren. Durch tagelanges Nörgeln hatte ich meine Eltern weichgeklopft. Heutigen jungen Eltern kann man nur raten, standhafter zu bleiben. Beim Familienurlaub am Gardasee war’s, als endlich das Glas mit einem winzigen Schlückchen vor mir stand. Meine Reaktion auf den ersten und für lange Zeit letzten Schluck Wein wird wohl heute noch in dem Restaurant in Sirmione zum Besten gegeben. Kaum hatte die Flüssigkeit meine Zunge benetzt, spuckte ich das Zeug auf die Tischdecke. „Pfui Teufel!“

Bis zu einer ähnlich angewiderten Reaktion auf einen Schluck Wein musste ein gutes halbes Jahrhundert vergehen. Kollege W., der an dieser Stelle regelmäßig von seinen tapferen Versuchen berichtet, ein Wengerter zu werden, hatte mir ein Gläschen seines ersten Produkts angeboten, angeblich einen im Holzfass ausgebauten Chardonnay. Meine Reaktion auf das Gott sei Dank winzige Schlückchen hat Kollege W. an dieser Stelle später beschrieben. Ich hätte den Wein „brüllend und mit den Armen rudernd auf den Boden gespuckt“. Es mag die Folge einer lokalen Betäubung sein, dass ich mich an rudernde Arme nicht mehr erinnern kann. Dafür weiß ich noch genau, was ich nach dem Ausspucken noch anzumerken hatte: „Pfui Teufel! Das Zeug ist unsaufbar.“

Mein Mitbringsel ist meist ein italienischer Biowein

Trotz dieser beiden Schockerlebnisse und trotz der Tatsache, dass ich als gebürtiger Bayer eher dem Bier zugetan bin, greife ich inzwischen gern auch mal zu einem Glas Wein. Allerdings zähle ich vor dem Vierteles-Schlotzen keine Parker-Punkte, blättere nicht im Großen Johnson, blähe nicht kennerisch überm Riedel-Glas die Nüstern oder lasse auch nicht den Wein vor dem Schlucken von einer Backentasche in die andere wandern. Wein muss mir schmecken. Und mir schmeckt er, wenn er trocken und fruchtig ist, wenn er eine gewisse Säure hat. Und wenn er kein Vermögen kostet.

Am Freitagabend im Büro wird im Kollegenkreis gern ein Fläschchen aufgemacht. Reihum bringt jeder was mit. Es wird geprostet und gefrotzelt. Gelöst gleiten wir in den Feierabend. Mein Mitbringsel ist meist ein italienischer Biowein. Der hat bei den weinkennerischen Kollegen besonders dann einen schweren Stand, wenn auf dem Etikett „Wein aus echten Trauben“ steht. Wein aus echten Trauben ist mir allemal lieber als Chardonnay aus holzigen Fässern.