Das sanierte Metropol Foto: Ferdinando Iannone/Lichtgut

Das Metropol hat schon viel gesehen: Kirk Douglas, Gary Cooper waren hier. Als Hommage kommen nun Eric Gauthier, Rolf Miller und Joe Bauer mit dem Flaneursalon.

Es ist eine Heimkehr. An einen Ort der Sehnsucht. Und einen Ort, der viel über Stuttgart erzählt. Joe Bauer, ehedem Kolumnist der Stuttgarter Nachrichten, mittlerweile im Unruhestand, kommt am Dienstag, 4. Februar, mit seinem Flaneursalon im Metropol an der Bolzstraße vorbei.

 
Das waren noch Zeiten: Eric Gauthier anno 2009 beim Flaneursalon Foto: Daniel Moritz/Daniel Moritz

Einst war dort der Centralbahnhof samt Drehscheibe für die Loks, dann zog 1923 das Palast-Kino und schließlich der Ufa-Palast ein, ein Kino in dessen großen Saal 1221 Menschen sitzen konnten. Im Krieg zerstört, wieder aufgebaut, fand das Metropol dort seine Heimat. Im Saal mit 1300 Plätzen gab es Varieté und Kinofilme. Kirk Douglas und Gary Cooper waren zu Gast, als ihre Filme Premiere feierten in Deutschland. In den 70ern schauten die Menschen lieber in den Fernseher, ein klassisches Schachtelkino jener Zeit entstand. Das Warten auf die Sanierung nutzten einige Menschen aus dem Nachtleben, um mit dem Unbekannten Tier einzuziehen. Sechs Jahre waren sie nur da, aber hinterließen mit ihrem Konzept zwischen Chaos und Coolness nachhaltigen Eindruck.

Einblicke Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone

Die Familie Mertz übernahm die Säle, sanierte mit Bedacht, legte eine Kuppel frei. Das Metropol-Kino zog ein. Der letzte Film im Metropol lief Ende 2020. Dann wollte die Union Investment als Eigentümerin aus dem Traditionskino eine Boulderhalle machen. Der Aufschrei in der Stadt war groß. Nicht zuletzt Joe Bauer erinnerte mit seinen Mitstreitern unermüdlich an die Geschichte des Gebäudes, als Ort der Kultur, als prägender Ort der Stadtgeschichte. Nicht jeder Protest wirkte, doch dieser fand Resonanz. Heinz Lochmann, Chef der Traumpalast-Kette, rettete das Metropol als Ort der Träume, für die Weltflucht, für das Kennenlernen der Fremde, für das Reisen in Gedanken, für die Fantasie.

Im Metropol hat auch ein damals blutjunger Balletttänzer aus Kanada namens Eric Gauthier erste Erfahrungen in einem anderen Genre gesammelt. Bei einer Benefizshow zugunsten der Aktion Weihnachten der Stuttgarter Nachrichten. Nach den Anfängen mit „ Tingeltangel für Klimpergeld“, wie Bauer das selbst nannte und Auftritten an verschiedenen Orten, traf er mit Eberhard Mertz, dem Chef der Innenstadt-Kinos, einen verwandten Geist. Die Show durfte in den großen Saal vor 400 Leuten, die Kleiderständer holte man aus dem Alten Schützenhaus, fürs Catering sorgte das Café Marquardt.

Das Metropol Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone

Und Bauer hatte Gauthier überredet zu singen. 2007 moderierte Gauthier bereits, mit seiner ganz eigenen Mischung aus Englisch und Deutsch und kübelweise Charme. Da war die „Nacht der Lieder“ bereits aus dem Metropol herausgewachsen, übers Schauspielhaus ist man mittlerweile an zwei Abenden im Theaterhaus gelandet.

Auch Rolf Miller ist dabei

Mit seinem kleinen, feinen Flaneursalon kehrt Bauer nun ins Metropol zurück. Als Hommage an die Anfänge der „Nacht der Lieder“ und ans Kino. Aber auch als Test, ob man in dem neu sanierten Saal unter der Kumpel mehr machen kann als nur Filme zeigen. Natürlich mit Gauthier, Ehrensache, und Rolf Miller, Nadezhda Krasnovid, Cemre Yilmaz, Clara Vetter, Max Treutner, Yohbeatz feat. Moh 2. Das Publikum goutiert es offenbar, der Abend ist ausverkauft. Es mag das Programm. Und offenbar diesen Ort, der ganz viel über diese Stadt erzählt. Am Dienstag kommt ein neues Kapitel hinzu.