Feuerblumen öffnen an bunten Stielen ihre Kelche. Die Show der Dragon Fireworks wurde von der Musik der britischen Band Coldplay untermalt. Foto: www.7aktuell.de |

Ein unvergessliches Erlebnis haben die Feuerwerke der Flammenden Sterne in Ostfildern geliefert. Etwa 40.000 Menschen haben die Shows besucht.

Ostfildern - Flammenspeere durchzucken die Nacht, und Feuerkraken scheinen sich aus dem Himmel direkt auf die Massen von Zuschauern zu stürzen, als wollten sie die Besucher mit gold- und silberfunkelnden Armen umschlingen, um sie in die Höhe zu heben.

„Ein Himmel voller Sterne“ hatte der philippinische Pyrotechniker Joven Ong, seine Show bei den Flammenden Sternen in Ostfildern getauft, doch das Feuerwerk der Dragon Fireworks war mehr als das: Der Horizont stand in Flammen. Nicht mal die Flugzeuge am nahegelegenen Flughafen Stuttgart sah man noch durch das strahlende Netz, in das die Feuerwerker den Himmel aufgelöst hatten. Das Publikum zunächst ruhig zurückgelehnt auf Matten und Decken im Scharnhauser Park, johlte und pfiff und wurde immer aufgeregter, bis das Feuerwerk am Samstagabend im wahrsten Sinne des Wortes zu seinem furiosen Finale kam: Die Explosionen hämmerten so heftig über den Platz, dass Kleidungsstücke und Bierbecher vibrierten. Nicht umsonst hatte Joven Ong eine „noisy“, also „lautstarke“ Show versprochen.

Seine Darbietung war eine von drei Feuerwerk-Shows, die von Freitag- bis Sonntagabend bei dem Festival Flammende Sterne gezündet wurden. Ongs Mitarbeiter Don Miguel Villarosa und Vander Tendero versuchten, möglichst synchron zu den Liedern der britischen Popgruppe Coldplay ihre Raketen in den Himmel zu schießen.

Mit Italien ging es los

Mit der von Popmusik untermalten Darbietung wollten sich die drei Männer von Dragon Fireworks auch von ihren Mitbewerbern abheben. Die Italienerin Maria Grazia Gerbaudo hatte am Freitag ihre Show von klassischer italienischer Opernmusik begleiten lassen. Ihre Spezialität waren Römische Kerzen, die Knallkörper aus einem Rohr nacheinander abschießen. Mehr als hundert Jahre gibt es ihre Firma Panzera, die ihn Turin ihren Sitz hat. Während sie Klassik und Tradition zu einer Show verschmolz, starteten die Kollegen von Firework do Brasil am Sonntag ihre Raketen zu Samba-Musik.

„Brasilien geht nicht ohne Samba“, sagt der Festival Chef Joachim Berner, und das war auch der Grund, warum er diese drei Feuerwerker ausgesucht hatte. Bewusst sollten sie ein Kontrastprogramm anbieten, damit die rund 40 000 Besucher des Festival-Wochenendes genug Abwechslung erleben konnten. Der Sieger wurde Sonntagnacht gegen 24 Uhr gekürt, wir berichten darüber in unserer nächsten Ausgabe. Zu den Kriterien zählten nicht nur Präzision und Schönheit, sondern auch die Reaktion des Publikums.

Das Festival hat sowieso mehr als alles einen Volksfestcharakter. Nördlich des Abschussfeldes gab es einen Krämermarkt, ein Riesenrad, Live-Bühnen mit Musik und natürlich jede Menge Getränke und Essensstände. Das Wetter war heiß und die Menschen durstig: Etwa 15 000 bis 20 000 Liter Bier flossen an allen drei Festivaltagen durch die Kehlen, schätzte ein Brauereimitarbeiter. Das ehemalige Landesgartenschaugelände in Ostfildern ist leicht abschüssig und damit ideal, wenn sich ein großes Publikum eine Show ansehen will. Und das Publikum war groß: Bevor der Eingang um 18 Uhr am Samstag öffnete, hatten schon Tausende von Menschen vor dem Haupteingang ausgeharrt, bewaffnet mit Klappstühlen, Campingdecken und Fotostativen. Vier Stunden lang mussten die Zuschauer anschließend auf die etwa halbstündige Feuerwerks- und Lasershow warten, aber es gab auf dem Gelände genug zu erleben, so dass keine Langeweile aufkam.

Pyrotechniker am Werk

Was macht ein gutes Feuerwerk aus? Joachim Berner sitzt auf der Ladefläche eines Lastwagens und überlegt sich eine Antwort. Seine Gesicht ist von der vielen Arbeit im Freien so braun gebrannt, als wäre er zu lange im Abgasstrahl einer Feuerwerksrakete gestanden. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr, denn er ist selbst Pyrotechniker und hat einst selbst das Festival gewonnen.

Zunächst, so doziert er, wähle man die Musikstücke aus. Sie müssten einem Sechsjährigen genauso gefallen wie einem 80-Jährigen. Als nächstes nehme man die Abschlussfläche in Augenschein und lote aus, was man dort verwirklichen könne. Der Scharnhauser Park hat mit einem Naturschutzgebiet und dem Flughafen in der Nachbarschaft gewisse Tücken, aber Berner hält einen guten Kontakt mit den Genehmigungsbehörden auf den Fildern. „Wenn es je ein Problem mit einem Flugzeug wegen uns gibt, dann ruft uns der Tower an und wir verschieben die Show so lange, bis der Flieger weg ist.“

Stimmen die Musik und der Platz, dann erst arbeitet Berner die Choreografie des Feuerwerks aus und versucht, jene Bilder, die die Musik in seinem Kopf erzeugt, in bunte Sterne und funkelnde Blitze umzusetzen. Bogige Flamengeysire unterstreichen die ruhigen melodischen Passagen der Musik, Explosionen und Blitze die schnellen, rhythmischen Teile.

Zwar war die italienische Firma als leichte Favoritin an den Start gegangen, doch hofften die Philippinos sie zu schlagen, mit mehr Effekten, mehr Glanz und mehr Explosionen. Die Asiaten sind erst wenige Jahrzehnte im Geschäft, den Markt auf den Philippinen haben sie sich schon erobert. Warum Joven Ong diese Firma gegründet hat? Ganz einfach, er ist 1966 geboren „das Jahr des Feuerpferdes nach dem chinesischen Horoskop“, sagt er lachend.