Die Flamenco-Tänzerin Sara Calero in „Petisa Loca“ Foto: Veranstalter

Die Flamenco-Tänzerin und -Choreografin Catarina Mora veranstaltet im Theaterhaus ein Tanz-Festival.

Stuttgart - Flamenco ist der Inbegriff des Lebensgefühls der Südspanier, und man muss nicht zu einer Feria nach Sevilla reisen, um es erleben – es genügt eine Fahrt ins Theaterhaus zum 9. Flamenco-Festival der Choreografin und Tänzerin Catarina Mora. Auf den Auftakt an diesem Freitag folgt am Samstag eine Gala, dann gibt es Workshops im Produktionszentrum Tanz und Performance vor dem Höhepunkt am 4. August mit der „Fin de Fiesta“.

„Flamenco zu tanzen, zu singen, zu leben heißt, einen anderen Körper zu haben, eine andere Seele, eine andere Haut, ein Leben in Schmerz und Liebe und voller Leidenschaft“, schreibt der Autor Tomás Borrás. Für Catarina Mora zeigt diese Beschreibung des Flamenco, der seit 2010 zum immateriellen Weltkulturerbe zählt, dass er ein universell ersehntes Lebensgefühl ausdrückt. „Die über 200 Jahre alte Volkskultur birgt die Faszination, sein Leben erhobenen Hauptes zu leben, allen Zumutungen zum Trotz, die die moderne Gesellschaft uns auferlegt“, sagt sie. Wer Flamenco tanze, fördere seine Konzentration und Koordination; das Stampfen der Füße löse innere Spannungen und baue eine positiv besetzte Aggression auf, glaubt die Initiatorin und Organisatorin des Stuttgarter Festivals.

Verse Pablo Nerudas inspirieren den Tanz

„Petisa Loca“ heißt die Inszenierung von Sara Calero und Loreto De Diego an diesem Freitag, die eine Lebensgeschichte im Bürgerkrieg erzählt und von Versen Pablo Nerudas inspiriert ist. Wie stark der Flamenco seit jeher im Spannungsfeld zwischen Abendland und Orient steht, wird bei der „Gala Flamenca“ an diesem Samstag zu erleben sein. Catarina Mora verspricht „ein Feuerwerk aus tiefer Leidenschaft, athletisch-kraftvoller Körperpräsenz, Kreativität und Witz“.

Die Tänzerin Calero war eine der besten ihres Jahrgangs am Madrider Konservatorium. Sie wird in Stuttgart in Workshops komplexe Bewegungsabläufe vermitteln. Der Sänger Loreto de Diego beschäftigt sich mit der musikalischen Vielfalt des Flamenco, Fernando de la Rua mit der Flamencogitarre. Die Kurse richten sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene. An zwei Tagen wird die indische Künstlerin Shubhada Varadkar den traditionellen indischen Tanz Odissi vermitteln. „Odissi und Flamenco haben Gemeinsamkeiten, vor allem in ihrer starken rhythmischen Ausprägung“, sagt Mora. „Der wechselseitige Einfluss der Kulturen ist inzwischen Alltag in der Kunst. Und eine Woche gemeinsam mit anderen in Workshops zu arbeiten, verändert das Bewusstsein aller für ein Leben in der globalen Welt.“