Die Hochschule an der Flandernstraße zieht um. So entsteht dort ein großes Wohngebiet Foto: Horst Rudel

Der Gemeinderat hat den neuen Flächennutzungsplanentwurf auf den Weg gebracht. Die Meinungen darüber gehen weit auseinander.

Esslingen - Die Stellungnahmen der übergeordneten Behörden und Verbände ist deutlich: Aufgrund seiner Einstufung als Mittelzentrum habe Esslingen die Pflicht, „eine verstärkte Siedlungstätigkeit für Wohnbauflächen zu betreiben“, schreibt etwa das Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) zum Entwurf des Esslinger Flächennutzungsplans 2030. Das RP kommt zu dem Fazit: „Dieser Pflicht wird durch die vorgelegte Planung bislang nur eingeschränkt nachgekommen.“ Der Verband Region Stuttgart wiederum spricht von „einem eher zurückhaltend gewählten Ansatz“ und regt an, weitere zunächst als Nachrückerflächen benannte Gebiete in die Bauplanungen einzubeziehen.

Endgültige Verabschiedung im Oktober

In seiner jüngsten Sitzung hat der Esslinger Gemeinderat den Entwurf für den neuen Flächennutzungsplan genehmigt. Nach einer öffentlichen Auslegung soll das Papier, das den Rahmen für die bauliche, aber auch klimatische und soziale Entwicklung der Stadt schafft, spätestens im Oktober endgültig verabschiedet werden. Damit geht ein mehr als sechsjähriger Prozess zu Ende, der von Teilen der Bevölkerung hoch emotional begleitet worden ist – und weiterhin begleitet wird. Denn obwohl sich die Stadt jetzt mit vergleichsweise kleinen neuen Baugebieten an den Stadträndern begnügen will und den Schwerpunkt auf die Entwicklung innerstädtischer Areale legt, gibt es nach wie vor erhebliche Bedenken gegen den neuen Flächennutzungsplan.

Die Mehrheit des Gemeinderats teilt die Einschätzung des Regierungspräsidiums und sieht in dem nun vorliegenden Papier keinen großen städtebaulichen Entwurf, aber einen Kompromiss, mit dessen Hilfe es gelingen könnte, das angestrebte Ziel zu erreichen, ohne den Bürgern zu viel Neubaugebiete zumuten zu müssen. Denn die Einwohnerzahl in Esslingen soll „mindestens gehalten“ werden. So lautet der Grundsatzbeschluss. Damit dies gelingt, ist der Neubau von rund 3100 Wohnungen geplant. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Neubaugebieten in der Neuen Weststadt und am Standort an der Flandernstraße, der nach dem Umzug der Hochschule in die Weststadt frei wird.

Gewerbeflächen kommen deutlich zu kurz

Deutlich zu kurz kommen in dem neuen FNP die Gewerbeflächen. Ursprünglich hatte die Stadt zwei Optionen in Berkheim angedacht. Da jedoch eine Fläche in einem Naturschutzgebiet und die andere in einem regionalen Grünzug liegt, konnte sich die Stadt bisher mit ihrem Wunsch nach Erweiterungsmöglichkeiten für das lokale Gewerbe noch nicht durchsetzen. Da jedoch das Regierungspräsidium und der Verband Region Stuttgart den dringenden Bedarf sehen und akzeptieren, soll jetzt in einem weiteren Anlauf geklärt werden, welche der beiden Flächen weniger schützenswert ist. Dieser Abwägungsprozess wird allerdings voraussichtlich zwei Jahre dauern. Weil der FNP aber zeitnah verabschiedet werden soll, hat die Stadt die Entscheidung über die Gewerbefläche aus dem FNP herausgenommen.