Yoga-Training auf der SmartMat – stellt die Matte fest, dass die Übung nicht korrekt aufgeführt wird, korrigiert eine Ansage von einer Smartphone-App den Sportler Foto: Warren Goldswain

Der Fitness-Boom hält an – sogenannte High-Performance-Wear und Wearables motivieren Sportler für einen gesünderen Lebensstil. Stuttgarter Forscher entwickeln zudem einen kleinen Helfer für das individuelle Krafttraining.

Stuttgart - Es wird Frühling und die einschlägigen Magazine quellen über von Fitnesstipps und wie man möglichst schnell seinen Winterspeck los werden kann. Früher, da hat man sich eine Jogginghose mit ausgebeulten Knien und ein Schlabbershirt zum Sport angezogen. Heute wäre das modischer Selbstmord.

Wer den Anschluss an Trends nicht verlieren will, trägt High Performance Wear. Sportartikelhersteller adidas setzt in diesem Segment seit zehn Jahren auf die Entwürfe der Designerin Stella McCartney. Die neue Linie mit Textilien, Schuhe und Accessoires mit Sports-Performance-Technologien soll vor allem junge Frauen und Mädchen ansprechen – und da müssen die Dinge natürlich englische Namen haben. „Die Kollektion ist lebhaft und setzt die richtigen Akzente. Wir wollten Performance und Style vereinen“, sagt Stella McCartney. Neben der Pop-Optik setzt sie auf das schnell trocknende Material Climalite.

Konkurrent Nike leistet sich jedes Jahr einen anderen Designer. Die Berlinerin Johanna Schneider hat mit NikeLAB x JFS eine modulare Sportkollektion entworfen. Sie kann sowohl bei Pilates, Cardio oder Kickboxen getragen werden. Auffälligstes Element ist das Cape, das man wie eine Jacke um den Körper schlingen oder vor dem Workout zum Aufwärmen um die Beine wickeln kann. „Wir haben uns für jedes Teil überlegt, wo brauchen wir mehr Komfort und wo eine kühlende Funktion“, sagt Johanna Schneider. Analysten rechnen damit, dass der Sportbekleidungsmarkt bis 2020 auf 107 Milliarden Euro zulegen wird.

70 Millionen Geräten bis 2018

Den Fitness-Boom belegen auch die Wearables. Studien gehen von einem weltweiten Marktpotenzial von bis zu 70 Millionen Geräten in den nächsten drei Jahren aus. Wearable kommt von Wearable Computing und ist nicht neu. Science-Fiction-Autoren träumen schon lange von Datenbrillen und Implantat-Computern. Nur: Die vorhandene Technik ermöglichte lange Zeit keine so miniaturisierten Geräte.

Heute passen Smartwatches und Acivitytracker an jedes Handgelenk. Mit ihnen kann man seine Bewegung, aber auch die Körperwerte aufzeichnen und kontrollieren. Sie sind funktional, sehen auch noch gut aus und sind einem behilflich, ohne dass man vorher auf Knöpfen oder Touchscreens herumdrücken muss.

Mit Wearables beschäftigen sich auch die Trainingswissenschaftler Dieter Bubeck und Niklas Brown vom Sportinstitut der Uni Stuttgart. „Man muss den motivationalen Charakter hervorheben. Die Nutzer werden zu einem aktiveren und gesünderen Lebensstil motiviert“, sagt Dieter Bubeck. Zudem entfällt die aufwendige Protokollierungsarbeit und ermöglicht die Objektivierung der körperlichen Leistungsparameter. Die Preise für eine Smartwatch bewegen sich zwischen 199 und 449 Euro.

Gürtel beschwert sich, wenn man zunimmt

In diesem Jahr kommen noch der Belty-Gürtel und die intelligente Yoga-Matte auf den Markt. Der Belty-Gürtel misst den Bauchumfang und meldet sich via Smartphone-App zu Wort, wenn dieser zunimmt. Die Gürtelschnalle reagiert auf die Körperhaltung. Zudem warnt er, wenn man zu lange bewegungslos herumsitzt. Einen Preis haben die Entwickler für diese Technikspielerei aber noch nicht genannt.

247 US-Dollar (230 Euro) kostet die SmartMat. Integrierte Sensoren sollen laut Entwickler auch kleinste Bewegungen korrekt erfassen. Damit ließe sich ermitteln, ob ein Yoga-Treibender die Außenkante des hinteren Fußes korrekt belastet. Die App soll dann die passenden Mikrokorrekturen ansagen. „Eine ganzheitliche Haltungsanalyse halten wir bei diesem System für schwierig und bei dem hohen Kaufpreis würde man das Geld lieber in einen Yoga-Lehrer investieren“, sagt Dieter Bubeck. Er und Kollege Brown forschen aktuell an einem Wearable fürs Krafttraining. „Hier soll ein detailliertes Trainingsprotokoll sowie eine Trainingssteuerung für Leistungs- und Hobbysportler ermöglicht werden“, sagt Niklas Brown.

In Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Stuttgart kommt es derzeit zum Praxistest einer Computer-Hose mit Einsätzen zur Bestimmung der Höhe und des Timings der Muskelaktivität. Die Grenzen scheinen noch nicht ausgelotet. Dennoch sieht Bubeck ein klares Kriterium für die Funktionalität der Helfer. „Wenn die Messung für den Nutzer zu aufwendig ist, verschwindet das Wearable schnell im Karton.“