Viel Spaß beim Trainingsauftakt hatten (v.l.) Fred Stradinger, Lothar Barth, Barbara Graf, Frank Ebel und Sabine Schifferdecker. Sie probierten die Geräte gleich aus. Foto: Georg Friedel

Auf dem Sportgelände der SG Weilimdorf an der Solitudestraße wurde vergangene Woche ein Freiluft-Fitnessstudio eröffnet. Dort gibt es Übungsmöglichkeiten für Jung und Alt.

Die Schere muss sich erst einmal durch das etwas schlaffe und nicht richtig gespannte rote Band kämpfen. Am Ende war’s aber schnell geschafft. Mit eben diesem Schneidewerkzeug und der dazu gehörenden Zeremonie weihten der SG-Weilimdorf-Vorsitzende Lothar Barth, der Stuttgarter Sportkreispräsident und CDU-Stadtrat Fred-Jürgen Stradinger sowie Sabine Schifferdecker von der Firma Vector Informatik aus Weilimdorf den neuen „Vector-Outdoor-Mobility-Park“ und den Calisthenics-Turm auf dem SGW-Gelände ein. Kaum war dieser offizielle Teil vorbei, hingen auch schon die ersten Gäste an den Eisenstangen. Sie kletterten oder hangelten durch den Fitness-Parcours. Die weniger anstrengende Variante im hinteren Teil der Anlage erprobten unterdessen Fred Stradinger, Lothar Barth und Sabine Schifferdecker. Zu ihnen gesellten sich fürs passende Fotomotiv noch die Weilimdorfer Bezirksbeirätin Barbara Graf von den Grünen und der Weilimdorfer AfD-Betreuungsstadtrat Frank Ebel.

Neues Konzept für urbane Bewegungsräume

Die neue Anlage passt gut ins Masterplan-Konzept für urbane Bewegungsräume der Stuttgarter Stadtverwaltung. Denn die Städter suchen mehr und mehr nach niedrigschwelligen Aktivitäten und nach Sport- und Bewegungsangeboten in ihrem direkten Umfeld – quasi parallel zu den klassischen und üblichen Sportangeboten in Vereinen, wie es sie eben auch für die 1600 Mitglieder der Sportgemeinde Weilimdorf gibt. Da bieten sich als Alternativen zum Abteilungssport solche Parcours im Freien an. Eigentlich sei die Idee für dieses Freiluft-Fitness-Studio auch ein Stück weit aus der Not heraus geboren worden, sagte SGW-Vorstand Barth bei der Einweihung. Denn in den vergangenen zweieinhalb Jahren habe die Corona-Pandemie die Möglichkeiten, Sport zu treiben, so stark eingeschränkt, dass man nach Alternativen suchen musste. Vor allem in Innenräumen war das Training kaum mehr möglich, Sporthallen und Fitnessclubs mussten zeitweise schließen: „Da haben wir gedacht, wir müssen etwas machen, wo sich die Menschen bewegen können“, sagte der SGW-Finanzvorstand. So entstand der Plan, auf dem Sportcampus diesen Calisthenics-Freestyle-Park einzurichten. Mitglieder aus verschiedenen Abteilungen packten mit an. So halfen die SG-Sportboxer, die Hangelwand aufzustellen und zu befestigen. Sie wog immerhin eine Vierteltonne. Etwa 500 ehrenamtliche Arbeitsstunden steuerten die Mitglieder bei, es steckt sehr viel Eigenleistung in dem Projekt. Godel-Beton lieferte kostenlos Material fürs Fundament. Als wichtiger Sponsor fungierte Vector Informatik. Das ortsansässige Unternehmen finanzierte die Geräte für den Mobility-Park. „Wir kommen mit unseren Sportgruppen mal vorbei, um es auszuprobieren“, versprach Vector-Mitarbeiterin Sabine Schifferdecker bei der Eröffnung. Rund 50 000 Euro kostete die Anlage. Jeweils ein Drittel dieser Summe steuerten die Stadt Stuttgart, der Württembergische Landessportbund und Sponsoren bei. Die SGW-Verantwortlichen hoffen nun, das Angebot noch erweitern zu können. „Für den dritten Teil unserer Anlage, die Kraftmaschinen, suchen wir noch kleine und größere Sponsoren“, betonte Barth.

Bei der Stange bleiben

Für Stradinger ist das Engagement des SGW zukunftsweisend für andere Vereine. „Die Innovation sehen sie hier“, sagte er. Rund 290 Stuttgarter Sportvereine mit über 170 000 Mitgliedern seien im Sportkreis Stuttgart organisiert: „Bei der SG Weilimdorf merkt man: Hier bewegt sich etwas. Hier ist viel Leben drin.“

Integration wird bei der SGW ebenfalls großgeschrieben. Die Mitglieder und aktiven Sportler der SG stammen aus vielen unterschiedlichen Nationen und Kulturkreisen. Die Sportgemeinde Weilimdorf zeige eindrücklich, wie der gemeinsame Sport das soziale Miteinander stärke und die Menschen zusammenbringe, sagte der Sportkreispräsident. Ein ähnliches Projekt wie in Weilimdorf gebe es bereits in Degerloch zwischen der Waldschule und der neuen Sporthalle Waldau, betonte Stradinger. Die Outdoor-Sportanlage sei ein Magnet für viele Freizeitsportler und biete die Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen und sich Tipps fürs Training zu geben. Sportler halten sich dort mit Klimmzügen, Felgaufschwüngen und anderen Übungen fit. Dabei bringen sie allein die Kraft ihres Körpers zum Einsatz.

Muskeln ohne Fitnessgeräte

Wer Calisthenics betreibt, will Muskeln aufbauen – ohne komplexe Fitnessgeräte. Manche sehen aus wie Turner, andere wie Body-Builder, Ninja-Warrior oder Parkour-Läufer, die über Mauern fliegen. Auch sie trainieren dort und üben den Balanceakt. Bei der Stange zu bleiben, lohnt sich also.

Auf dem Sportcampus der SGW nahe der Stadtbahn-Haltestelle Wolfbusch gibt es aber nicht nur Klimmzugstangen, Barren- und Reckstangen. Auch Bein- und Schulterpressen, ein Liegestütztrainer oder eine Brustpresse gehören zum Freiluft-Fitness-Studio. Die roten Geräte im hinteren Bereich der neuen Anlage bilden dabei den Mobilitätszirkel: „Sie sind hervorragend geeignet für Seniorinnen und Senioren und generell für Menschen, die wieder mit dem Sport beginnen wollen“, erklärt Barth. Er empfiehlt diese Geräte auch als behutsamen sportlichen Wiedereinstieg nach „einer Muskelverletzung oder einem Knochenbruch.“

Künftig wolle der Weilimdorfer Sportverein auch Kurse für Bewohner in Seniorenheimen anbieten, damit diese an der frischen Luft trainieren können. Ein regelmäßiges Fitness-Training kann zudem nicht nur den Körper, sondern auch die grauen Zellen im Gehirn auf Trab bringen kann.