Der Hamburger Fischmarkt hat sein Gastspiel in Stuttgart begonnen. Bis zum 16. Juli wird auf dem Karlsplatz gefeiert: mit Backfisch, Bier aus Friesland, Krabben und Matjes.
Es gehört sich wahrlich nicht, in Wunden herumzustochern. Man wäre auch bereit gewesen, Pflaster und Verband zu reichen, den Versehrten pfleglich und rücksichtsvoll zu behandeln, ihm gut zuzureden. Aber was will man machen, wenn der Blessierte selbst entscheidet, seinen Schmerz öffentlich zu machen. Und dann auch noch ein Hanseat. Unterkühlt, steife Oberlippe und so. Denkt man als Schwabe.
Streit unter Zweitligisten
Klaus Moritz, Vizepräsident des Landesverbands des ambulanten Gewerbes und der Schausteller Hamburg und selbst Fischhändler, war es, der bei der Eröffnung im Zelt der Friesenstuben auf den HSV zu sprechen kann. Den immer noch Zweitligisten, der gegen den VfB in der Relegation im Trüben gefischt und verloren hat. Im Gegensatz dazu, so Moritz, „spielen wir mit dem Fischmarkt in Stuttgart in der Ersten Liga“. Was einen der Kellner dazu motivierte, laut „St. Pauli!“ zu rufen.
Einst als Austausch gedacht
Diesem innerstädtischen Zwist unter Zweitligisten wollen wir uns jetzt nicht näher widmen. Die Erste Liga ist also in Stuttgart zuhause. Mit mehrfacher Hamburger Hilfe. 1988 war der Fischmarkt erstmals auf den Karlsplatz gekommen, sozusagen im Austausch mit dem Stuttgarter Weindorf. Den schwäbischen Besuch gibt es nicht mehr, weil die Hamburger statt 46 000 Euro eine Miete von 125 000 Euro verlangt hatten – auf Betreiben des Rechnungshofes.
Die Stuttgarter blieben moderat und gute Gastgeber, so sind die Hamburger mittlerweile zum 34. Mal in Stuttgart. Bis zum 16. Juli wird gefeiert, mit all dem, was man so mit Norddeutschland verbindet. Fischerhemden, Kapitänsmützen, Backfisch, Matjes, Bier aus Friesland, Aal und Krabben. Fast alles an Meeresgetier wird im übrigen in Hamburg im Großhandel gekauft und tonnenweise nach Stuttgart gefahren. Was ganz frisch sein muss, wie der Lachs, wird in Stuttgart am Großmarkt gekauft. Oder wie es Moritz sagt: „Die Händler sind seit 1988 älter geworden, der Fisch nicht!“
Was kostet der Spaß?
Für den Backfisch zahlt man 10 Euro, mit Kartoffelsalat 13 Euro. Ein Matjesbrötchen gibt es ab 4 Euro. 100 Gramm Räucheraal kosten ab 6,80 Euro, Calamari 8 Euro. Für ein Jever, 0,3 Liter, zahlt man 4 Euro, für eine Limo 3,50 Euro.
Fischmarkt auf Reisen
Der Hamburger Fischmarkt geht ja seit Jahren auf Reisen, ist in Aschaffenburg, München, Offenburg und eben Stuttgart zu Gast. Um „hanseatisches Lebensgefühl“ zu exportieren. Davon gab es bei der Eröffnung jede Menge. Kein Klischee blieb unerwähnt. Das Hamburger Schmuddelwetter, der sonnige Süden als Gegensatz, Shantys, Buddelschiffe, die Elbphilharmonie und der Michel auf einem Bild von Hamburgs Stadtmaler Ralf Schwinge, schunkeln zu „ An der Nordseeküste“, jenem Dauerbrenner von Klaus & Klaus, dargeboten von den Hamburger Perlen. Klar, die beiden Sängerinnen mussten bei dem Namen auch noch das Lied „Hamburg, meine Perle“ singen. Das wurde in etwas anderer Version bis 2019 im Volksparkstadion beim HSV gesungen. Dann schaffte man es ab, angeblich zu großspurig für Liga zwei. Hier darf man es singen, wo doch angeblich alles erstklassig ist. Und wenn die Hanseaten das sagen, dann glauben wir ihnen als gute Gastgeber natürlich.
Hamburger Fischmarkt
Infos
Der Hamburger Fischmarkt auf dem Karlsplatz ist von Montag bis Mittwoch von 10 bis 23 Uhr geöffnet, donnerstags bis samstags von 10 bis 24 Uhr, sonntags von 11 bis 23 Uhr.
Aktionen
Oliver Binikowski ist am Samstag, 15. Juli, und Sonntag, 16. Juli, auf dem Karlsplatz und zeigt, wie ein Buddelschiff entsteht und wie so ein Dreimaster durch einen Flaschenhals schlüpft. Eine Kunst für sich. Die zeigt auch Ralf Schwinge, der Hamburger Stadtmaler. Wobei, da darf jeder mitmalen. Am Donnerstag, 6., und am Freitag, 7. Juli, arbeitet er an seinem Werk und hofft auf Unterstützung.