Ein schnelles Internet hat für die Unternehmen eine sehr große Bedeutung. Foto: dpa

Eine Befragung der Betriebe in der Stadt Ostfildern hat gezeigt, an welchen Stellen nachgebessert werden müsste. Kritisiert werden unter anderem die Wohnraumnot, die hohen Miet- und Immobilienpreise sowie der Mangel an Gewerbeflächen.

Ostfildern - Unternehmen bringen Gewerbesteuereinnahmen in die städtische Kasse und schaffen Arbeitsplätze für die Bürger. Umso wichtiger ist es für die Kommunen deshalb, dass die Firmen mit ihrem Standort zufrieden sind. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Ostfildern hat die Betriebe befragt, wie zufrieden sie mit ihrer Situation in der Stadt sind und was sie als verbesserungswürdig erachten. Bemängelt wurden demnach vor allem das dürftige Wohnraumangebot, die zu hohen Miet- und Immobilienpreise und der Parkplatzmangel für Kunden und Mitarbeiter. Die Ergebnisse der Umfrage wurden in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses vorgestellt und diskutiert.

115 von 775 Unternehmen antworten

Steffen Rohloff von der städtischen Wirtschaftsförderung hat mit seinen Kollegen 775 Betriebe per Internet befragt. Davon sendeten 115 ihre Antworten zurück, was einer Rücklaufquote von 15 Prozent entspricht. Der Stadtrat Wolfgang Maier (Freie Wähler) erachtet dies als eher dürftig. Da widersprach ihm allerdings der Oberbürgermeister Christof Bolay: „Das ist kein schlechter Wert. Er ist bei solchen Umfragen üblich und durchaus aussagekräftig.“ Entsprechend werde den Antworten Bedeutung beigemessen. „Wir wollten bewusst keine Schönwetterumfrage durchführen“, erklärte der Rathauschef.

Steffen Rohloff erachtet die Antworten ebenfalls als „wichtige Hinweise für die Kommunalpolitik und die Verwaltung“. Er ist davon überzeugt, dass „manches, das wir bisher vermutet haben, nun in Zahlen nachweisbar“ sei. Viele Unternehmen sind demnach mit dem Angebot an Wohnraum unzufrieden. Zudem empfinden sie die Miet- und Immobilienpreise als zu hoch – ebenso wie die Gewerbesteuer. Die Parkplatzsituation kam bei der Befragung ebenfalls schlecht weg. Zudem wurden das geringe Angebot an Gewerbeflächen und die Möglichkeiten, den eigenen Betrieb zu erweitern, kritisiert. Das geht so weit, sagt Rohloff, dass neun Unternehmer gar mit dem Gedanken spielen, Ostfildern den Rücken zu kehren und ihre Firma an einen anderen Standort zu verlagern. Oliver Werner, der Stadtrat der Grünen, spricht sich deshalb dafür aus, neue Flächen hauptsächlich ansässigen Betrieben anzubieten.

Thema Wohnen als „Entwicklungshemmnis“

Es ist zu erkennen, dass diese Kriterien, die für die Unternehmen von großer Bedeutung sind, auf der Zufriedenheitsskala weit hinten gelandet sind. Von anderen Standortfaktoren wie der Kundennähe, der Verkehrsanbindung, den regionalen Absatzmärkten, der medizinischen Versorgung und den Bildungsangeboten in der Stadt sind die Befragten durchaus angetan.

Eine gute Internetanbindung genießt bei den Unternehmen höchste Priorität. Doch hier hat sich Rohloff zufolge bei der Befragung ein „uneinheitliches Bild“ ergeben, da in der Stadt je nach Gebiet unterschiedliche Voraussetzungen herrschten.

Die Unzufriedenheit mit dem Steuersatz, „konnte man ja noch vermuten“, resümierte der Oberbürgermeister Christof Bolay. Aber es müsse zu denken geben, „dass das Thema Wohnen zum harten Standortfaktor geworden ist“. Dies könne durchaus zum „Entwicklungshemmnis“ geraten.

Ein Bäcker ist Handwerker, Einzelhändler und Gastronom

Umfrage
An der Befragung der Firmen in Ostfildern haben sich laut Steffen Rohloff von der Wirtschaftsförderung überwiegend Dienstleister, gefolgt von Handwerkern und Händlern beteiligt. Wobei viele Unternehmen nicht mehr eindeutig einzuordnen seien. Ein Bäcker beispielsweise sei mittlerweile „Handwerker, Einzelhändler und manchmal auch Gastronom“.

Beteiligung
Beteiligt haben sich hauptsächlich kleinere Firmen mit weniger als zehn Mitarbeitern. Das ist laut Rohloff wenig überraschend, zählten in Deutschland doch 97 Prozent aller Unternehmen zur Kategorie der Klein- oder Kleinstbetriebe.

Kontaktaufnahme
Von den befragten Betrieben hätten sieben angekündigt, ein Gespräch mit der städtischen Wirtschaftsförderung vereinbaren zu wollen.