Daniel Wieland hat die Firma seines Vaters neu aufgestellt und damit den Gründerpreis der Sparkasse gewonnen. Foto: Gottfried Stoppel

Mit einem effizienteren Einstieg in eine Achterbahn im Europapark Rust hat Daniel Wieland in der Branche für Aufsehen gesorgt. Mittlerweile stattet sein kleines Unternehmen aus Großerlach riesige Freizeitparks in der ganzen Welt aus.

Zeit ist auch für einen Freizeitpark-Betreiber Geld. Wie kann ich auf sichere und komfortable Art und Weise möglichst viele Personen in meine Fahrgeschäfte bringen? Diese Frage hat den Achterbahn-Hersteller Mack Rides umgetrieben, der zu den Inhabern des Europa-Parks Rust gehört. Daniel Wieland, der in anderen Zusammenhängen bereits Kontakt zu dem Unternehmen pflegte, hatte die zündende Idee: Wenn die Transportbänder zum Ein- und Aussteigen nicht abstoppen müssten, ließe sich der Durchlauf steigern, so die Theorie.

20 bis 30 Prozent mehr Fahrgäste

Das praktische Ergebnis, das er in seiner kleinen Firma in Großerlach austüftelte und produzierte, ist längst in Rust im Einsatz und beschert „Arthur“ deutlich mehr Kundschaft. Der mögliche Stundenumlauf der laut Europa-Park „atemberaubenden Themenfahrt durch das Königreich der Minimoys“ habe sich mit den Transportbändern um 20 bis 30 Prozent erhöht, sagt Wieland.

Auch in Freizeitparks in China oder Dubai ist das System made in Großerlach mittlerweile installiert. Und die Branche fragt im Schwäbischen Wald nach anderen Fördertechnik-Lösungen an. Zurzeit etwa baut Wiegro – der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben des Inhabers und dem Sitz der Firma zusammen – ein spezielles Transportband für Boote in einem Familien-Vergnügungspark in Orlando. Damit die unter Wasser gelegene Rücklaufrolle nicht der Gefahr ausgesetzt wird zu blockieren, werden ihre Lager eigens aus Keramik gefertigt.

Gründerpreis der Kreissparkasse

Für seine maßgeschneiderten Fördertechnik-Lösungen hat die Wiegro GmbH vor vier Jahren den ersten Platz beim Gründerpreis der Kreissparkasse Waiblingen gewonnen. Daniel Wieland hatte zu der Zeit die bereits 1997 in Mainhardt als Schlosserei und Blech verarbeitender Betrieb ins Leben gerufene Firma seines Vaters Hans-Jörg übernommen und preisverdächtig weiterentwickelt. Doch auch der Vater hatte sich über die Jahre hinweg schon immer mehr auf Fördersysteme spezialisiert.

Sohn Daniel war dem väterlichen Betrieb zwar schon als Ferienjobber früh verbunden, hatte sich nach der Schule aber erst einmal für einen anderen Weg entschieden. Er absolvierte bei Siemens in Stuttgart eine Ausbildung zum Industrieelektriker, avancierte dort zum Projektleiter im Automobil-Zulieferbereich und sattelte noch ein Studium der Elektrotechnik auf.

Seine Erfahrungen und Kontakte bei Siemens kommen dem 36-Jährigen heute in der eigenen Firma zugute. Denn die Freizeitparks sind nur das jüngste Standbein des elf Mitarbeiter zählenden Unternehmens. Insbesondere im Automobilbereich werden Wielands individuell angepassten Hebe- und Transportvorrichtungen geschätzt. Bei BMW etwa hat er ein System für den Produktionstransport einer Hinterachse neu konzipiert. Weil die Achsen wegen der Umstellung der Autos auf Elektroantrieb viel schwerer geworden waren als die herkömmlichen, war das alte System im übertragenen Sinn in die Knie gegangen.

Aber auch die Pharma- oder Lebensmittelindustrie lässt bei Wiegro fertigen, wenn etwas mehr als Standard von der Stange gefragt ist. So sorgt etwa ein Wiegro-Förderband inklusive fein ausgeklügelter Lauf- und Stopp-Intervalle dafür, dass die Schupfnudelpakete von Schmid’s Teig-Spezialitäten in Fellbach-Schmiden genau da landen, wo sie hinsollen. Auch Kurvenbänder für Getränkehersteller, Pallettentransportsysteme oder Schwerlasthubgeräte gehören zum Portfolio von Wiegro.

Der Seniorchef arbeitet in der Firma nach wie vor mit. Seine Erfahrung schätzt der Junior genauso wie die des 88-jährigen Großvaters, dessen Feinmechaniker-Expertise in der Werkstatt in Großerlach ab und an insbesondere bei kniffligen Frästeilen durchaus noch gefragt sei.

Know-how auch beim Aufbau in China gefragt

Daniel Wielands Know-how hingegen ist gerade in Sachen Freizeitparks rund um den Erdball gefragt. Auch wenn er sich bemüht, seinen Entwicklungen ähnlich verständliche Anleitungen mitzuliefern wie jene in Lego-Bausätzen, wird die persönliche Anwesenheit oft gewünscht. So hat er beispielsweise den Aufbau in den Pekinger Universal Studios überwacht, nachdem sein 40 Meter langes Förderband mit dem Schiff in China angekommen war. Auch in Orlando hat er einen Testaufbau angeleitet – im April soll die Anlage dort in Betrieb gehen. Denn auch wenn bei Teilen für Achterbahnen und Fahrgeschäfte bereits bei der Konstruktion und dem Bau in der Regel 50 bis 60 mögliche Risikopunkte optimiert würden, will Daniel Wieland lieber vor Ort noch mal sichergehen, dass auch alles richtig montiert wird.

Firma Wieland in Großerlach

Firma
Gegründet worden ist die Firma eigentlich schon im Jahr 1997. Hans-Jörg Wieland hat sie als Ein-Mann-Schlosserei und Blech verarbeitenden Betrieb aufgebaut. 2019 ist sie in die von Daniel Wieland neu gegründete Wiegro GmbH eingegliedert worden.

Jobs
Die Firma kann Verstärkung gebrauchen. Gesucht werden aktuell ein Konstrukteur, ein technischer Zeichner und ein Metallbauer. Kontakt und weitere Informationen hier