Mit einer Protestaktion hat die Belegschaft von Putzmeister in Aichtal auf den geplanten Stellenabbau reagiert. Foto: Roberto Bulgrin

Der Betonpumpenspezialist Putzmeister will am Stammsitz in Aichtal 140 Stellen abbauen. Die Beschäftigten reagieren mit einer Protestaktion.

Sie wollen nicht einfach hinnehmen, was ihr Arbeitgeber plant. Deshalb haben sich einige hundert Beschäftigte des Betonpumpenspezialisten Putzmeister am Dienstagmittag zu einer Protestaktion vor dem Firmensitz in Aichtal versammelt. Statt des Abbaus von 140 Stellen am Stammsitz im Kreis Esslingen fordern sie ein Zukunftskonzept.

 

Es ist viel von Angst und Unsicherheit die Rede bei der sogenannten aktiven Mittagspause, zu der die IG Metall Esslingen im Anschluss an die Betriebsversammlung bei Putzmeister am Dienstag aufgerufen hat. Die Stimmung sei schlecht, sagen viele. „Schwierig ist vor allem die Ungewissheit“, findet eine langjährige Mitarbeiterin, die ihren Namen lieber nicht nennen will. Es sei keine klare Linie seitens der Geschäftsführung erkennbar. „Ich habe seit Wochen schlaflose Nächte“, erzählt sie.

Ungewissheit belastet Putzmeister-Belegschaft in Aichtal

Auch Manuel Lutz, der als Ingenieur bei Putzmeister arbeitet, berichtet von großer Unsicherheit. „Es ist viel Vertrauen verloren gegangen“, erzählt er mit Blick auf die Schließung von zwei Putzmeister-Standorten im vergangenen Jahr. Was sie in Aichtal erwarte, sei unklar: „Und je länger die Phase der Unsicherheit anhält, desto schlimmer wird es“, sagt Lutz.

Einige hundert Beschäftigte von Putzmeister haben sich an der aktiven Mittagspause der IG Metall beteiligt. Foto: Roberto Bulgrin

Joscha Schaible, Betriebsrat bei Putzmeister, berichtet: „Die Stimmung ist sehr bedrückt, die Leute haben Existenzängste.“ Sie seien aber auch wütend und wollten für ihre Anliegen kämpfen. „Unser Motto ist Zukunft statt Kahlschlag“, betont Schaible. Deshalb erarbeite der Betriebsrat gemeinsam mit den Beschäftigten derzeit Vorschläge für ein Zukunftskonzept. „Wir sehen in vielen Bereichen Verbesserungspotenzial“, so Schaible.

Stellenabbau bei Putzmeister betrifft ganze Familien

Laut dem Betriebsratsvorsitzenden Jörg Löffler würde die Geschäftsleitung von Putzmeister den Stellenabbau wohl gerne noch in diesem Jahr unter Dach und Fach bringen. Doch so einfach sei das nicht. Es habe zwar ein Angebot für ein Freiwilligenprogramm seitens des Managements gegeben, doch die Rahmenbedingungen seien aus Arbeitnehmersicht nicht akzeptabel gewesen. „Unter anderem war der Zeitrahmen bis zum Jahresende viel zu eng“, so Löffler.

Im August war bekannt geworden, dass der Betonpumpenhersteller Putzmeister rund 140 Arbeitsplätze am Stammsitz in Aichtal ersatzlos streichen will. Grund dafür ist laut einem Unternehmenssprecher unter anderem ein sich wandelnder Markt mit verstärktem Wettbewerb und steigendem Kostendruck. „Wir haben die Situation umfassend geprüft. Leider gibt es keine tragfähige Alternative zu den geplanten Stellenanpassungen, wenn wir die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sichern wollen“, so der Sprecher. Er betont aber auch: „Aichtal ist und bleibt der Hauptsitz von Putzmeister und ein zentraler Standort für die Entwicklung und die technologisch anspruchsvolle Endmontage unserer Produkte für Premiummärkte.“

Im vergangenen Jahr hatte Putzmeister bereits die zwei deutschen Standorte in Gründau (Hessen) und Heimertingen (Bayern) mit insgesamt 280 Arbeitsplätzen geschlossen und die Aktivitäten ins Ausland verlagert. Putzmeister beschäftigt rund 1100 Mitarbeitende in Deutschland, die meisten davon in Aichtal. Weltweit hat das Unternehmen rund 3600 Beschäftigte. Putzmeister stellt unter anderem Betonpumpen, Mörtel- und Verputzmaschinen her und gehört seit dem Jahr 2012 zum chinesischen Baumaschinenkonzern Sany.