Nachdem nun auch ein Spezialkühlschrank angeliefert wurde, ist das Impfzentrum in der Rundsporthalle einsatzbereit. Foto: Gottfried Stoppel

Weil die Gefrierschränke für die Kreisimpfzentren nicht rechtzeitig geliefert werden können, greift man in Waiblingen auf ein Angebot eines Winnender Unternehmens zurück. Am Freitag soll es in der Rundsporthalle losgehen – wenn auch sehr gebremst.

Winnenden/Waiblingen - Drei Tage vor der Eröffnung des Corona-Kreisimpfzentrums in der Waiblinger Rundsporthalle hat das Landratsamt noch einmal improvisieren müssen. Weil das Land in der vergangenen Woche signalisiert hatte, dass die zur sachgerechten Lagerung der Impfstoffe bestellten Kühlschränke nicht rechtzeitig ankämen, hat sich die Behörde des Angebots einer heimischen Firma entsonnen. Zur Überbrückung der Lieferengpässe wird nun ein Spezialgerät der Alfred Giesser Messerfabrikaus Winnenden eingesetzt, das seine Temperatur auf die nötigen minus 70 Grad herunterfahren kann.

Trockeneis ist nicht mehr nötig

„Wir sind froh, dass wir eine gute Übergangslösung gefunden haben und nicht mit Trockeneis arbeiten müssen“, betont der Landrat Richard Sigel, der sich vor dem ebenfalls unbürokratisch improvisierten Transport durch die Freiwillige Feuerwehr persönlich bei der Geschäftsführenden Gesellschafterin Silvie Giesser-Reinhard und ihrem Mann Hans Werner Reinhard bedankte.

Das Ehepaar hatte sich bereits im November an den Winnender Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth gewandt und Unterstützung angeboten – um einen aktuellen Engpass bei der Produktion von Ultra-Tiefkühlschränken wissend. Nachdem sich die eigentlich vom Land versprochene Lieferung jetzt um mehrere Wochen verzögert habe, sei man sehr froh über das Angebot gewesen und gerne darauf zurückgekommen, sagt der Landrat.

Schnell noch Messer auf Halde produziert

Die Messerfabrik hatte sich das Gerät im April für Versuche mit einem neuen Spezialstahl angeschafft. Bisher werde der Kühlschrank lediglich zur Herstellung von zwei Messertypen für industrielle Wurst- und Käseschneidanlagen benötigt, sodass man diese Produkte innerhalb von wenigen Tagen noch schnell auf Halde habe produzieren können, sagt Silvie Giesser-Reinhard. Für sechs Wochen könne die Gefriertruhe nun im Kreisimpfzentrum hoffentlich einen Beitrag leisten, um Leben zu retten.

Dass der Start dort am Freitag gelingt, davon geht der Landrat fest aus. Man habe alles gut vorbereitet. Die Sporthalle sei professionell umgebaut, die Abläufe seien von einem erfahrenen Führungsteam der Zulassungsstelle entwickelt und durchgecheckt worden. Es gebe ausreichend Personal, und medizinisch habe man das Know-how der Rems-Murr-Kliniken im Rücken. Jetzt müsse eigentlich nur noch pünktlich und ausreichend Impfstoff geliefert werden.

Letzteres ist freilich noch nicht gegeben. Statt der eigentlich möglichen 800 Impfungen pro Tag können zunächst lediglich etwa 180 verabreicht werden – pro Woche. Das Landratsamt geht zwar davon aus, dass in der Anfangszeit pro Woche rund 500 Impfdosen zur Verfügung stehen, gut 300 davon aber von mobilen Impftrupps in Alten und Pflegeheimen benötigt werden.

Das Anmeldesystem bricht zeitweise zusammen

Dass die Nachfrage groß ist, hat sich bereits am Dienstag gezeigt. Seit der Freischaltung der Terminvergabe liefen sowohl die zentrale Telefonnummer 116 117 als auch das Online-Portal so heiß, dass dies zum Teil zum völligen Zusammenbruch der Systeme führte. „Die Nachfrage nach Impfterminen übersteigt bei Weitem das Angebot“, ließ dazu das Landratsamt verlauten – und, dass man die Frustration vieler Bürger darüber durchaus verstehen könne. Entsprechend den Vorgaben des Landes durfte der Kreis für die ersten drei Wochen insgesamt lediglich 450 Termine vereinbaren. Schon zur Mittagszeit waren diese restlos ausgebucht. Man konnte sich sogar den Luxus leisten, diese bewusst vornehmlich auf die Wochenenden zu legen, um es älteren Menschen zu erleichtern, sich von Familienangehörigen oder Bekannten begleiten zu lassen.

Eines dürfte deshalb schon vor dem Start des Impfzentrums an diesem Freitag klar sein: Das 1200 Liter große Fassungsvermögen des Kühlschranks aus der Winnender Messerfabrik wird erst einmal mehr als ausreichen.

Termine im Kreisimpfzentrum

Wer?
Anmelden können sich aktuell nur Personen der Prioritätsstufe 1, also Menschen im Alter von mindestens 80 Jahren sowie bestimmte Berufsgruppen, etwa Mitarbeiter von Intensivstationen oder Rettungsdiensten.

Wie?
Die Terminvergabe läuft ausschließlich über die Telefonnummer 116 117 oder die Internetplattform www.impfterminservice.de. Wie viele?
Für die ersten drei Wochen sind laut dem Landratsamt bereits alle Termine ausgebucht. 150 hatte der Kreis entsprechend den Vorgaben des Landes anbieten können. Danach geht man von 300 Impfungen pro Woche aus. Vereinzelt sind für den Zeitraum ab 13. Februar noch Termine frei, neue sollen von 29. Januar an eingestellt werden.

Weitere Informationen findet man hier.