Seit 1996 wird im finnischen Oulu die Luftgitarren-WM im Rahmen des Oulun Musiikkivideofestivaalit (Oulu Music Video Festival) veranstaltet. Bei den Wettbewerben sind sowohl Luftgitarren als auch Luftplektra (Plättchen, mit dem die Saiten von Zupfinstrumenten angeschlagen oder gezupft werden) zugelassen. Foto: Roosa-Maria Kauppila/Oulu August Festivals /dpa

Finnen lieben Wettkämpfe. Auch wenn es um nichts geht wie beim Gummistiefel-Weitwerfen, Dauer-Saunieren oder der Luftgitarren-WM. Was zählt sind Spaß und Geselligkeit.

Finnland ist berühmt für seine freundlichen Ureinwohner (5,5 Millionen), mega-heiße Saunen (mehr als 1,5 Millionen im Land), stille Seen (mehr als 60 000), kalte Winter (ab minus 20 Grad Celsius Minimum), Rentierherden (allein in Lappland in Nord-Finnland mehr als 200 000 domestizierte Tiere) und Wälder (waldreichstes Land Europas: 86 Prozent der finnischen Landfläche sind bewaldet).

 

Am berühmtesten sind die stolzen und spielverliebten Finnen allerdings auf ihre irren Sportwettbewerbe – etwa das Spiel mit der Luftgitarre. In unserer Bildergalerie stellen wir einige der verrücktesten Meisterschaften aus Finnlands Geschichte und Gegenwart vor.

Ehefrau Tragen: Ein finnisches Ehepaar nimmt mit Maske und Perücke an der alljährlich stattfindenden Ehefrau-Tragen-Weltmeisterschaft in Sonkajaervi teil. Zu den Regeln gehört, dass die eigene Ehefrau oder die eines Nachbarn getragen wird, dass sie über 17 Jahre alt ist und weniger als 48 Kilogramm wiegt. Die kuriose WM findet seit 1992 in Finnland statt. Foto: dpa
Gummistiefel-Weitwurf: Die Ursprünge des Gummistiefel-Weitwurfs führen – wie auch sonst – nach Finnland, wo den Überlieferungen zufolge Seeleute Ende des 19. Jahrhunderts dieses Wurfspiel ersannen. Viele Jahrzehnte später wurde ein Regelwerk geschaffen. Seit 1975 wird der Gummistiefel-Weitwurf in Finnland als offizieller Mannschaftssport ausgetragen, 1992 fand die erste WM statt. Foto: dpa
Swamp Soccer: Moor- oder Matschfußball ist ein Ballsport, bei dem zwei Mannschaften mit je sechs Spielern auf schlammigem Untergrund (matschiger Acker, überflutete Wiese) gegeneinander antreten. Ziel ist es, wie beim klassischen Fußball mehr Tore zu erzielen als das gegnerische Team. Esa Romppainen, Skitrainer aus Hyrynsalmi in Finnland, kam auf die schräge Idee als er das Sommertraining erweitern wollte und dafür das örtliche Moor nutzte. Die erste Veranstaltung, an der 13 Mannschaften teilnahmen, fand 1998 statt. Foto: dpa
Swamp Soccer: Beim Matsch-Kicken ist der volle Körpereinsatz – mit oder ohne Hose – besonders wichtig. Foto: dpa
Dauer-Saunieren: Der Gewinner der Sauna-WM, Finne Bjarne Hermansson, aufgenommen im finnischen Heinola im August 2008. Der damalige Weltmeister im Schwitzen hielt 18 Minuten und 15 Sekunden aus bei 110 Grad Celsius aus. Das Rekordversuche tödlich enden können, zeigt das Beispiel der Sauna WM von 2010: Bei 110 Grad kollabierte der russische Kandidat Wladimir Ladyschenski, ein Amateurringer aus russischen Nowosibirsk, und verstarb in der Schwitzhütte. Foto: dpa
Dauer-Saunieren: Die Gewinnerin der Sauna-WM hieß 2008 Leila Julin. Sie schaffte 5 Minuten und 21 Sekunden. Foto: dpa
Winterschwimmen: Seit dem Winter 1999/2000 gibt es in dieser Sportart (hier am Helenesee nahe Frankfurt/Oder) Weltmeisterschaften (Winter Swimming World Championships). Die Ersten fanden im finnischen Jyväskylä statt. Bei Lufttemperaturen von minus zehn Grad Celsius wurde aus einem zugefrorenen See ein Schwimmbecken von 25 Meter Länge und zwölf Meter aus dem 40 Zentimeter dicken Eis herausgesägt. Für die offiziellen Wettkämpfe gilt: Die Teilnehmer müssen Badesachen (Hose oder Anzug aus nicht durchsichtigem Material) mitbringen und können Mützen und Schwimmbrillen tragen. Wärmehaltende Hautpflegemittel sind verboten. Foto: dpa
Tretschlitten: Seit 1988 wird in Multia (eine Gemeinde mit 1699 Einwohnern in Mittelfinnland) alljährlich die WM im Tretschlitten-Fahren ausgetragen. Alkohol gibt’s erst danach. Foto: dpa
Eisfischen: Hierbei handelt es sich um eine Angelpraktik, bei der die Fische aus zugefrorenen Meeren oder Seen durch Eislöcher gefischt werden. Eisfischen ist überall dort verbreitet, wo’s bitterkalt ist – neben Finnland Kanada, Norwegen, Schweden, Russland oder Kasachstan (wie hier im Bild). Foto: dpa
Handy-Weitwerfen: Seit dem Jahr 2000 wird im finnischen Savonlinna die WM ausgetragen. Gekämpft wird in den Disziplinen klassischer Stil und Freistil. Während beim Wurf über die Schulter nur die Weite zählt, gehen bei kreativen Wurftechniken auch Ästhetik und Choreografie in die Wertung ein. Zugelassen sind nur Mobiltelefone mit Akku. Der Weltrekord liegt bei wahnwitzigen 101,46 Metern, den der damals 18-jährige Finne Ere Karjalainen 2012 aufstellte. (Bild: erstes deutsches „Wettspiel im Handyschmeißen nach finnischer Art“ 2005). Foto: dpa
Mücken-Klatschen: Mücken gibt es in Finnland mehr als wie Sand am Meer. Kein Wunder, dass die beinharten Nordmänner aus dem Wegklatschen der Plagegeister einen Wettkampf gemacht haben. Einmal im Jahr wird die WM in Pelkosenniemi ausgetragen. Innerhalb von fünf Minuten muss jeder Teilnehmer so viele Stechmücken erschlagen, wie er kann. Hilfsmittel sind nicht erlaubt, es zählt nur die Handarbeit. 1995 erschlug der Finne Henri Pellonpää 21 Mücken und schaffte es damit ins Guinness-Buch der Rekorde. Foto: picture alliance/dpa/Interfoto
Melkschemel-Weitwurf: Wer den ganzen Tag im Stall sitzt und Kühen am Euter zapft, kommt auf die schrägsten Idee – zum Beispiel Melkschemel-Weitwurf. Eine beliebte Sportart auf Bauernhöfen in ganz Finnland. Foto: AP/dpa
Dauersitzen auf einem Ameisenhaufen: Das Motto bei jeder finnischen WM lautet: „Alle Teilnehmer müssen Spaß haben.“ Ob das immer der Fall ist, darf aber bei der WM im Nackt-Dauersitzen auf einem Ameisenhaufen bezweifelt werden. Foto: dpa
Beerenpflücken: Wem FKK auf dem Ameisenhaufen zu pieksig ist, der kann sich in Finnland auch an der WM im Beerenpflücken versuchen. Der Weltrekord liegt bei 27,98 Kilogramm Preiselbeeren in einer Stunde (Bild: Ernte-Helferinnen beim Heidelbeeren-Pflücken in Borstel, Landkreis Diepholz). Foto: dpa

Erstmals seit 2000 ist wieder ein Finne Luftgitarren-Weltmeister

Der neue Weltmeister der Luftgitarristen kommt aus Finnland: Aapo „The Angus“ Rautio hat den Titel am Freitagabend in seinem Heimatland in der Stadt Oulo gewonnen. Mit dem Sieg von Rautio konnte sich Finnland erstmals seit dem Jahr 2000 wieder den ersten Platz des verrückten Wettbewerbs sichern, wie die Veranstalter mitteilten. Ein Münchner landete auf Platz 4.

„Das ist wirklich passiert. Ich kneife mich selbst, um herauszufinden, ob das alles wirklich wahr ist“, schreibt der Sieger in seiner Instagram-Story und dankt allen, die ihn unterstützt haben.

Der Kanadier Zachary „Ichabod Fame“ Knowles agiert bei der Luftgitarren-WM 2024 auf der Bühne. Foto: Roosa-Maria Kauppila/Oulu August Festivals /dpa

„Make Air, Not War“

Die Luftgitarren-WM ist Teil des August-Festivals in der Region um Oulo mit Musik, Kunst, Literatur und Performance. Die Teilnehmer traten unter dem Motto „Make Air, Not War“ („Macht Luft, nicht Krieg“) auf. Bei dem Wettbewerb geht es darum, zu einem Musikstück auf einer imaginären Gitarre zu spielen.

Seit 1996 wird im finnischen Oulu die Luftgitarren-WM im Rahmen des Oulun Musiikkivideofestivaalit (Oulu Music Video Festival) veranstaltet. Bei den Wettbewerben sind sowohl Luftgitarren als auch Luftplektra (Plättchen, mit dem die Saiten von Zupfinstrumenten angeschlagen oder gezupft werden) zugelassen. Auch Roadies dürfen mitgebracht werden. Die Auftritte nach einem Musikstück nach Wahl dauern 60 Sekunden.

Der deutsche Kandidat Patrick „Van Airhoven“ Culek aus München schaffte es in diesem Jahr auf den vierten Rang. Auf dem zweiten Platz landete der Japaner Yuta „Sudo-chan“ Sudo, Platz drei konnte sich Apolline „Lady Attila“ Andreys aus Frankreich sichern.anadier gewinnt Luftgitarren-WM in Finnland