Laura Ryhänen fühlt sich im Ländle, genauer in Tübingen, zuhause. Foto: www.uusikuu.com

Immer wieder landet Finnland in den Glücksberichten ganz oben. Die finnische Sängerin Laura Ryhänen lebt in Baden-Württemberg – und sieht sogar Parallelen zwischen Schwaben und Finnen.

In Finnland leben die glücklichsten Menschen der Welt – so lauteten auch zuletzt wieder übereinstimmend die Überschriften zum Weltglücksbericht, der jedes Jahr veröffentlicht wird. Im sechsten Jahr in Folge landete das skandinavische Land auf Platz eins. Doch die Finnen selbst sehen das ein wenig anders: „Finnland ist kein Traumland, kein Paradies, es ist auch dort keine einfache Zeit nach Corona und mit dem Krieg in der Ukraine“, sagt die finnische Sängerin Laura Ryhänen, die immer wieder in ihre Heimat reist.

Eine Begegnung mit einer schwäbischen Verkäuferin vergisst die Finnin nie

Sie selbst lebt seit fünf Jahren wieder in Deutschland, genauer in Tübingen, schon von 1996 bis 2006 hatte sie dort ihren Lebensmittelpunkt. Als Au-pair lernte sie das Ländle und die Schwaben damals kennen. Ryhänen weiß also ziemlich gut, wie beide Gruppen ticken, sowohl die Finnen als auch die Schwaben – und sieht sogar Parallelen: „Ich sage immer: Die Schwaben sind die Finnen Deutschlands.“ Wie sie darauf kommt? Ihre Landsleute seien wie die Schwaben beim Kontakt mit neuen Bekanntschaften erst einmal eher zurückhaltend, „aber wenn man sich dann kennengelernt hat, sind es loyale Freunde für immer“, sagt sie. Auch der Humor der Schwaben ähnele dem der Finnen: „Ich liebe ihn, er ist sehr trocken“, sagt Ryhänen.

Zudem habe ihr der Dialekt im Schwabenland schon immer gefallen – auch wenn es gedauert hat, bis sie verstand, was die schwäbisch sprechenden Leute ihr sagen wollen. An eine Situation erinnert sich die Finnin immer wieder gerne mit einem Schmunzeln zurück: Es war damals ihre erste Woche in Tübingen, sie war zum Einkaufen in einem Schuhgeschäft, die Frau hinter dem Tresen hatte etwas auf schwäbisch gesagt, was Ryhänen nicht verstand, höflich fragte sie deshalb: „Wie bitte?“ Doch anstatt es nochmal auf Hochdeutsch zu versuchen, wiederholte die Verkäuferin ihren Satz erneut auf schwäbisch – nur um einiges lauter. „Das vergesse ich nie“, sagt Ryhänen und lacht.

Den Schwäbisch-Test würde die Finnin heute locker bestehen

Dabei hätte die Finnin durchaus vorbereitet sein können: Ein paar Jahre zuvor hatte sie nämlich ein schwäbisch-englisches Wörterbuch von zwei Jungs aus Blaubeuren geschenkt bekommen. Diese hatte Ryhänen auf einer Interrail-Reise von Stockholm nach Hamburg kennengelernt. Das Wörterbuch beinhaltete auch einen Sprachtest, aber mehr als ein Wort kannte die Finnin damals nicht, „heute ist der Test ganz einfach für mich“, sagt sie.

Die Sängerin baut beim Sprechen sogar selbst immer wieder schwäbische Wörter ein, wie zuletzt bei einem Auftritt in Bremen, als sie gefragt wurde, wo genau in Deutschland sie wohne: „Ich habe wohl ‚bissle’ gesagt“, erzählt sie. Derzeit tourt Ryhänen durch Deutschland, macht Musik unter anderem mit einem finnischen Akkordeonisten aus Helsinki. Tübingen, Weingarten, Nürtingen lauten ihre nächsten Tour-Stationen, bei denen wieder ein Stück Finnland nach Baden-Württemberg kommt.

Ryhänen selbst denkt nicht an eine Rückkehr in das Land mit den scheinbar glücklichsten Menschen der Welt. Die Finnin hat mit ihrem Mann im Ländle ihr Glück gefunden: „Das hier ist unser Zuhause.“