Bezirkskantor Hans-Rudolf Krüger kennt Land und Leute von vielen Aufenthalten in Finnland. Foto: Susanne Müller-Baji

Bezirkskantor Hans-Rudolf Krüger hat eine CD mit der Orgelliteratur Finnlands eingespielt.

Stuttgart-Zuffenhausen - Bei Finnland denkt man an Rentiere, harte Winter, Neutralität im Kalten Krieg und die komplexe Grammatik der finno-ugrischen Sprachgruppe. Bezirkskantor Hans-Rudolf Krüger dagegen kennt Land und Leute von vielen Aufenthalten, gehört der in Fellbach ansässigen Deutsch-Finnischen Gesellschaft an und hat nun eine CD eingespielt. Weil er überdies Suomi lernt, also Finnisch, geht es ihm fließend von den Lippen: Der Titel Finnische Orgelmusik heißt übersetzt suomalaisia urkusävellyksiä.

Den Anfang darauf macht eine Intrada von Jean Sibelius (1865–1957), einem der wenigen international bekannten Komponisten Finnlands. Wie in mehreren Stücken der CD ist hier ein liturgischer Charakter deutlich spürbar. Auch viele der anderen Werke, von Sulo Salonen (1899–1976) bis zum Zeitgenossen Mauri Viitala, wählen Choräle oder Volksweisen als Ausgangspunkt und lassen daraus große Klanglandschaften mit schroffen Reibungen und einer bisweilen recht eigenwilligen Rhythmik entstehen.

„Es klingt eine gewisse Melancholie an“

Spröde war übrigens Sibelius’ Umgang mit dem eigenen Talent: Sieben Sinfonien sind von ihm erhalten, gut 30 Jahre vor seinem Tod erklärte er sein kompositorisches Werk als beendet: Was danach entstand, auch eine 8. Sinfonie, vernichtete er kurzerhand.

Der Einsatz der Kirchenorgel in der finnischen Musik ist ein vergleichsweise junges Phänomen: „Orgelmusik kennt man in Finnland erst seit etwa 200 Jahren“, berichtet Krüger: Zuvor hatte die russisch-orthodoxe Kirche mit ihrer auf dem Gesang basierenden Liturgie dominiert. Was ist aber typisch für die konzertante finnische Orgelmusik? „Oft spiegelt sich die Weite der Landschaft wieder, und es klingt eine gewisse Melancholie an, unter die sich aber häufig wieder ein warmer Grundton mischt“, erklärt Krüger.

Die CD hat der Bezirkskantor sowohl auf der Mühleisen-Orgel der Pauluskirche als auch auf der Plum-Orgel der Johanneskirche eingespielt. Beide Instrumente seien von Umfang und Qualität her für Aufnahmen äußerst geeignet, betont er. Allerdings unterschieden sie sich grundlegend durch ihren Charakter: Die Plum-Orgel sei auf einen kleineren Kirchenraum ausgerichtet und eigne sich für Werke mit intimerem, kammermusikalischem Charakter, das Instrument der Pauluskirche dagegen lasse eine große symphonische Breite zu. Der Streifzug durch die finnische Musik wird so auch zum Erlebnis in Sachen Zuffenhäuser Orgeln.