Debora Parra hat auch zur Freude von Markus Schneider in kürzester Zeit zahlreiche Unterschriften für den Erhalt des Citymanagements gesammelt. Foto: Sabine Armbruster

Noch ist die Entscheidung des Gemeinderats nicht gefallen, doch das Citymanagement in Marbach (Kreis Ludwigsburg) steht aus finanziellen Gründen auf der Kippe. Dabei wissen eigentlich alle um die gute Arbeit der Akteure.

Dass Andrea Hahn, Fabian Friedl und im Hintergrund auch Christina Wahl hervorragende Arbeit für die Marbacher Innenstadt leisten, daran zweifelt in der Schillerstadt wohl niemand. Und dennoch steht im Raum, dass die eine Stelle, die die drei sich teilen, ab September wegfällt. Denn die fünf Jahre, auf die das Citymanagement ausgelegt war, sind dann um. Und es ist eines der Dinge, die unter die sogenannten Freiwilligkeitsleistungen der Stadt fallen. Angesichts der desaströsen Finanzlage – der Haushalt für dieses Jahr weist ein Defizit von 5,5 Millionen Euro auf, das sich in den kommenden Jahren noch erhöhen wird – stehen gerade diese Leistungen auf der Kippe. „Es ist noch nichts entschieden, der Gemeinderat muss über mögliche Einsparungen im Haushalt noch diskutieren“, sagt Bürgermeister Jan Trost. Aber klar sei auch, dass die Stadt zwangsläufig auf vieles verzichten müsse, das sie aus freien Stücken anbiete.

 

Auch wenn eine Entscheidung also noch nicht getroffen ist: Im Fall des Citymanagements regt sich bereits der Widerstand. Der richte sich nicht gegen die Stadtverwaltung und auch nicht gegen die Mitglieder des Gemeinderats, betont Markus Schneider, der Inhaber der Buchhandlung Taube in der Wendelinskapelle. Ihm und anderen Innenstadtakteuren und -bewohnern gehe es lediglich darum, im Vorfeld der Entscheidung nochmals daran zu erinnern, wie wichtig die Arbeit des Trios für die Stadt sei. „Es hat ja keinen Sinn zu lamentieren, wenn die Entscheidung schon gefallen ist“, so Schneider. Er glaube auch nicht, dass Stadtverwaltung und Stadträte die Leistung der Citymanager in Frage stellten. „Die Frage für mich ist: ‚Kann sich die Stadt erlauben, das nicht weiterzuführen?’“

Einbußen wären höher als die Kosten

Er ist davon überzeugt, dass die Einbußen, die Marbach ohne die vielfältigen Aktivitäten des Citymanagements erleiden würde, größer sei als der Betrag, den man durch den Wegfall der einen Stelle einsparen könnte. Und er findet: „Wir müssen raus aus dieser Negativspirale der ständigen Wiederholung, dass kein Geld da ist. Das Kapital dieser Stadt liegt nicht nur auf der Bank, es ist auch in den Menschen – in der Bürgerschaft, bei den Vereinen, den Gastronomen, den Einzelhändlern, den Handwerksbetrieben, den Dienstleistern.“ Das Geld, das das Citymanagement koste, werde durch dessen Aktionen aus seiner Sicht wieder hereingespielt.

„Den Leuten muss es wieder Freude machen, in die Stadt zu gehen“, bringt es Debora Parra vom Café Winkler auf den Punkt und ergänzt: „Wir haben in den letzten vier Jahren viel mitgemacht – erst kam Corona, dann die Baustelle in der Fußgängerzone. Ohne den Einsatz des Citymanagements, das vor allem während der Bauzeit immer wieder neue Aktionen auf die Beine gestellt und dafür nur Fördermittel des Landes ausgegeben hat, gäbe es uns vielleicht gar nicht mehr.“

Das Citymanagement hat großen Rückhalt

Wie wichtig die Arbeit des Trios ist, liest Parra auch daran ab, dass sie in nur zweieinhalb Stunden 35 Unterschriften für den Erhalt der Stelle gesammelt hat. „Alle waren ganz offen, alle haben Andrea Hahn und Fabian Friedl als Kümmerer gekannt und gesagt: ‚Natürlich unterschreibe ich.’ So was habe ich noch nicht erlebt.“

Weder das Stadtmarketing noch die Interessengemeinschaft der Selbstständigen (IGS) könnten das übernehmen, was das Citymanagement leiste, betont Schneider: „Das ist komplett barrierefrei und für alle zugänglich, die ein Anliegen haben, man muss da nicht Mitglied sein.“ Und Parra ergänzt: „Früher war das hier in der Innenstadt zum Teil der Horror mit Streitereien. Andrea Hahn hat da erfolgreich geschlichtet und viel Ruhe reingebracht. Sie ist einfach immer und für jeden ansprechbar. Und so jemanden brauchen wir.“