Derzeit nur wenig Betrieb im Kombibad F3: Jetzt übernimmt die städtische Holding Fellbach selbst die Regie Foto: Gottfried Stoppel

Corona-Auflagen führen zu einem wirtschaftlichen Einbruch bei der Betreibergesellschaft des F3 in Fellbach. Einschränkungen im Badbetrieb sind nicht auszuschließen.

Fellbach - Für die Sportkrauler, Dreimeterbrett-Hüpfer und Spaßbader wird sich womöglich gar nicht viel ändern. Doch ein Aufreger für Fellbach und ein Diskussionsthema für die Stammgäste ist es allemal: Das Kombibad F3, eines der beliebtesten Bäder in der Region Stuttgart, ist demnächst nicht mehr in Besitz der seitherigen Betreibergesellschaft. Stattdessen übernimmt vom 1. August an die Städtische Holding Fellbach das Kombibad, sofern auch der Gemeinderat in einer Sondersitzung am kommenden Montag zustimmt.

Erlebnisbereich des Bads nach wie vor geschlossen

Der Grund für die Übernahme: die Corona-Krise. Mitte März hatte das Familien- und Freizeitbad Fellbach (abgekürzt F3) wie alle Bäder in Deutschland seinen Betrieb komplett einstellen müssen. Zwar ging im Juni der Freibadbetrieb mit Einschränkungen wieder an den Start, und Anfang Juli folgte der Saunabetrieb. Doch der Erlebnisbereich des Freizeitbades ist corona-bedingt noch immer geschlossen.

Die wirtschaftlichen Einbußen sind so stark, dass die Verantwortlichen in Gesprächen mit der Stadt im Juni die Übernahme des Bades durch die Städtische Holding Fellbach angeregt haben. Der Aufsichtsrat der Holding hat nun beschlossen, das Bad zum 1. August von der im österreichischen Gmünd beheimateten G1 Beratungs- und Einkaufsgesellschaft für Bäder zu übernehmen.

Im engen Austausch mit der Stadtverwaltung hatten die Geschäftsführer der Betreibergesellschaft in den vergangenen Monaten versucht, die finanziellen Folgen des Shutdowns abzumildern. Das Badezentrum umfasst neben dem Sport- und Freibadbereich eine Erlebniswelt mit 400 Quadratmetern Wasserfläche und zahlreichen Attraktionen (drei Rutschen, Whirlpool, Strömungskanal, Solebecken), die ganzjährig Besucher aus einem weiteren Einzugsbereich anlockt. Weiter gehört zum F3 eine Saunawelt mit acht Saunen und Dampfbädern und ein Saunagarten.

Hohe Fixkosten, niedrige Einnahmen

Während einige Bereiche des Bades wieder öffnen konnten, musste die Erlebniswelt mit ihrer Vielzahl an Becken und Einzelattraktionen aufgrund der hohen Hygiene- und Abstandsauflagen weiterhin geschlossen bleiben. Hohe Fixkosten bei niedrigen Einnahmen durch die im Vergleich zu den Vorjahren geringeren Besucherzahlen führten zu einem wirtschaftlichen Einbruch, aus dem sich die Betreibergesellschaft nicht aus eigener Kraft befreien kann.

Deren Geschäftsführer und deren Gesellschafter, der Unternehmer Marcus Steinhart, haben daher das Gespräch mit der Stadt gesucht. Grundstück und Gebäude des in den Jahren 2011 bis 2013 errichteten F3-Bades befinden sich im Eigentum der Städtischen Holding. Das Bad selbst wurde seit der Eröffnung im September 2013 der privaten Betreibergesellschaft auf der Basis eines Pacht- und Betriebsführungsvertrages mit 15-jähriger Laufzeit überlassen.

Die Städtische Holding soll nun die Betreibergesellschaft komplett übernehmen. Über den Inhalt des Kaufvertrags wurde Stillschweigen vereinbart. Sämtliche Vertragsverhältnisse der Betreibergesellschaft, insbesondere die Arbeitsverträge des Personals, bleiben vom geplanten Eigentümerwechsel unberührt.

Gemeinsam bemühen sich die Betreibergesellschaft und die Holding darum, den Badbetrieb trotz der geplanten Übernahme ohne Beeinträchtigungen weiterzuführen. Aufgrund des vergleichsweise kurzen zeitlichen Vorlaufs seien „temporäre Einschränkungen im Badbetrieb aber nicht gänzlich auszuschließen“, räumt die Rathaus-Pressestelle ein.

Nur ein weiterer privater Schwimmbadbetreiber im Kreis

Kreis
Fast alle anderen größeren Schwimmbäder im Rems-Murr-Kreis, etwa das Oskar-Frech-Bad in Schorndorf oder das Wunnebad in Winnenden, werden von den Kommunen selbst beziehungsweise deren Stadtwerken betrieben.

Backnang
Lediglich in Backnang gibt es eine ähnliche Situation wie in Fellbach. Dort hat die Stuttgarter Interspa-Gruppe nach der Planung und dem Bau Anfang 2013 auch den Betrieb der Murrbäder Backnang – Wonnemar übernommen. Die Stadt geht aber nicht davon aus, dass eine mit Fellbach vergleichbare Situation entstehen könnte. Man hat laut einer Stadtsprecherin mit der Firma Interspa eine Regelung gefunden, „wie mit dem durch die Corona-Krise entstandenen Abmangel umgegangen werden kann“.