Am heutigen Freitag tagt der Aufsichtsrat zur Zukunft von Postbank und Deutsche Bank Foto: dpa

Heute tagt der Aufsichtsrat des größten privaten Finanzinstituts. Nicht nur bei den Beschäftigten von Deutsche Bank und Postbank ist die Nervosität groß. Auch die Politik macht sich Sorgen.

Berlin - Es ist alles schrecklich geheim: Die Deutsche Bank ist gestern noch nicht einmal bereit, offiziell zu bestätigen, dass der Aufsichtsrat am heutigen Freitag tagt. Dabei pfeifen seit langem die Spatzen von den Dächern, dass heute im Kontrollgremium die Entscheidung über die strategische Neuausrichtung des größten deutschen Bankhauses fällt.

Dass da was dran ist, darauf deutet auch dies hin: Am Montag waren die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen bei Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und haben ihm die Pläne für die Postbank erläutert, die eine Tochter der Deutschen Bank ist.

Im politischen Berlin werden alle Hinweise auf eine möglicherweise bevorstehende Trennung von der Postbank sensibel registriert, noch sensibler übrigens als der Umbau, der der Mutter wohl ins Haus steht. Die Gründe dafür: Die Postbank war früher einmal ein Staatsbetrieb, sie hat 18 000 Jobs. Und sie ist eine Bank der Massen: Sie hat 14 Millionen Kunden.

Steigt ein ausländischer Player ein?

Sollte sich die Deutsche Bank von der Postbank ganz trennen oder ihren Anteil unter 50 Prozent drastisch reduzieren, würde wohl ein ausländischer Player einsteigen. Dafür sind immer einmal wieder die spanische Santander oder die französische Parisbas im Gespräch.

Diese Aussicht ist für Unionsfraktionsvize Michael Fuchs überaus ernüchternd. Im Gespräch mit den Stuttgarter Nachrichten sagte er: „Die Postbank ist mit ihrer hohen Kundenzahl und breiten Präsenz in der Fläche ein wichtiger Teil des Finanzstandorts Deutschland. Ich wünsche mir, dass dies auch in Zukunft so bleibt.“

Deutlich entspannter sieht die Lage der grüne Finanzmarktexperte Gerhard Schick: „Wir haben den europäischen Binnenmarkt und eine europäische Bankenaufsicht. Da wäre es falsch, nur in nationalen Lösungen zu denken.“ Und danach kommt ein indirekter Seitenhieb auf Fuchs: Es verwundere ihn, wie mancher Kollege da immer noch so national unterwegs sei.

„Deutsche Bank und Postbank passen schon nicht zusammen“

Der Finanzexperte der Partei Die Linke, Axel Troost, sagt: „Die Deutsche Bank und die Postbank passten schon von ihrer Firmenkultur nie zusammen.“ Er würde sich wünschen, „dass nicht die traditionell bodenständig ausgerichtete Postbank, sondern die abgehobenen Kapitalmarktgeschäfte des Mutterkonzerns unter die Räder kämen.“ Danach sehe es aber leider nicht aus, bedauert der Linke.

Und das sagen die Abgeordneten zur Zukunft der Deutschen Bank. Der Grüne Schick hebt hervor: „Über sechs Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise werden bei der Deutschen Bank nun grundlegende Veränderungen in Angriff genommen – das ist überfällig.“

„Die Deutsche Bank gehört verkleinert“

Im Hinblick auf bereits bekannt gewordene Überlegungen des Vorstandes, das Investmentbanking vom Kundengeschäft abzuspalten sagte Schick: „Nach allem, was wir wissen, hat der Vorstand über eine viel radikalere Trennung diskutiert als die gesetzlichen Vorschläge jemals bedeutet hätten, die Grüne und SPD vorgeschlagen haben und gegen die die Branche seinerzeit Sturm gelaufen ist.“ Das zeige doch, dass der Protest der Lobby nicht immer so ernst genommen werden dürfe.

Fuchs will sich nicht in die Debatte um die strategische Ausrichtung einmischen, sagt aber: „Die Deutsche Bank ist unsere größte private Bank.“ Sie sei ein Aushängeschild des Wirtschafts- und Finanzstandorts und international tätig. Er wünsche sich auch für die Zukunft eine „starke Deutsche Bank, mit starker nationaler Verankerung und zugleich hoher internationaler Präsenz.“

Troost von der Linken sieht dies freilich drastisch anders: „Die Deutsche Bank ist in den letzten Jahren auf eine unkontrollierbare Größe gewuchert.“ Und weiter: „Sie gehört verkleinert.“