Noch deckt der SWR Defizite aus Eigenmitteln. Die gehen zu Ende, es soll dann kräftig gespart werden. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Ab 2025 droht beim Südwestsender eine Finanzlücke von 100 Millionen Euro. Nun werden Kürzungen im Rundfunk- und TV-Bereich geprüft.

Dass beim Südwestrundfunk (SWR) große Umbauprozesse und fällige Neuerungen anstünden, die er forsch gestalten wolle, daraus hat der im September 2019 als Intendant angetretene Kai Gniffke nie ein Geheimnis gemacht. Nun steht eine neue Reformrunde beim SWR an, die aber nicht mehr wie die bisherigen „kostenneutral“ verlaufen könne, so die senderinterne Formulierung, sondern „echtes Weglassen“ mit sich bringe. Von jeweils zehn Prozent Einsparungen bei SWR 2 und SWR 3 sowie beim TV-Bereich ab dem Jahr 2025 ist in einer ersten Information fürs Personal die Rede.

Zudem werden eine mögliche länderübergreifende Struktur von SWR 4 als Möglichkeit genannt und die komplette Einstellung des linearen Programms von SWR Aktuell. Im Zug von Sparmaßnahmen im TV-Bereich wird auch eine Reduzierung der Zulieferung ans Gemeinschaftsprogramm der ARD nicht ausgeschlossen.

Eine gewaltige Finanzlücke

Den Grund für die Planspiele liefert das Unternehmen seinen Angestellten gleich mit. Man habe es absehbar mit einer „gewaltigen Finanzlücke“ zu tun. Ab 2025 seien nämlich die Eigenmittel des Südwestsenders aufgebraucht, und es sei ungewiss, wie eine künftige Beitragsanpassung aussehen werde. Man habe also in einer Arbeitsgruppe ein Szenario entwickelt, das auf der Grundlage der vielen Variablen – zum Beispiel Inflation, Tarifabschlüsse, Höhe der künftigen Rundfunkabgabe – nicht vom bestmöglichen, aber auch nicht vom schlechtesten Stand der Dinge ausgehe. Im Ergebnis sei es „nicht unwahrscheinlich, dass dem SWR ab 2025 dauerhaft jährlich etwa 100 Millionen Euro fehlen würden, wenn wir alles so weitermachen wie bisher“.

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Es gebe, versichert der Sender seinen Mitarbeitern, aber durchaus Positives über die bislang schon erfolgten Reformen zu vermelden: „In der Summe sind unsere Angebotsoptimierungen und Umbaumaßnahmen erfolgreich und zahlen auf unseren Strategieprozess und damit positiv auf unsere Reichweite ein. Wir sind also voll auf Kurs und müssen aktuell nicht umsteuern.“ Diese Aufbruchsstimmung und Machbarkeitsgewissheit von oben spiegeln allerdings nicht unbedingt die Befindlichkeit der gesamten Belegschaft wider.

Grabesstimmung bei manchen Mitarbeitern

Die Größenordnung der Einsparrunde und die ins Spiel gebrachten Elemente haben manche Mitarbeiter geradezu geschockt. Wahre „Grabesstimmung“ habe sich verbreitet, berichten einige, seit Umfang und Art der nächsten Reform im Intranet des SWR skizziert wurden. Man habe „Veränderung um Veränderung“ mitgemacht und sei nun „erschöpft, weil das doch alles nicht richtig greift“. Man kann auch herbe Frustration von jenen zu hören bekommen, die davon überzeugt sind, dass „noch mehr Sparen die journalistische Qualität einschränken“ werde.

Auf Anfrage unserer Zeitung weist die SWR-Sprecherin Hannah Basten darauf hin, dass noch keiner der Reformpunkte konkret beschlossen sei: Es handle sich ausnahmslos um Prüfaufträge für weitere Schritte. Ein eventuell nötiger Personalabbau werde „entlang unserer demografischen Entwicklung vollzogen“.

Intern zugesichert hat man, man werde bei allen konkreten Entscheidungen die Fachebenen einbeziehen, jene Mitarbeitenden, die sich im jeweiligen Bereich „mit Strukturen, Overhead, Aufgaben und Angeboten auskennen“. Es gehe schließlich „nicht allein um das Erreichen einer Einsparsumme, sondern um ein überzeugendes Gesamtbild für einen – ab 2025 allerdings schlankeren – SWR“.