Der Pay-TV-Sender Sky bezahlt für seine Exklusivrechte den Löwenanteil der TV-Gelder. Foto: dpa

An diesem Donnerstag entscheidet die Deutsche Fußball-Liga (DFL), wie die TV-Gelder verteilt werden. Mit sechs Milliarden Euro können die 36 Clubs in den nächsten vier Jahren rechnen. Klar ist: Bleibt der VfB ein Zweitligist, wird die Finanzlage immer schwieriger.

Frankfurt - Es herrscht ein striktes Schweigegelübde vor dem Familientreffen der 36 Erst- und Zweitligaclubs, welches an diesem Donnerstag im Frankfurter Sheraton-Hotel auf Einladung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) abgehalten wird. „Uns liegen keine offiziellen Informationen über die Verteilung der TV-Gelder vor. Solange dies nicht der Fall ist, werden wir uns nicht öffentlich äußern“, sagt etwa der VfB-Finanzchef Stefan Heim.

Heim jedenfalls will die Lage erst kommentieren, wenn sich der warme Geldregen aus dem gigantischen TV-Coup des Profifußballs nach der „Informationsveranstaltung“ der DFL bereits über den 36 Clubs ergossen hat. Zu heikel erscheint vor der Verkündung des neuen, komplizierten Verteilerschlüssels jedes Wort. Geht es ja um mehr als sechs Milliarden Euro. Da will es sich keiner mit dem neunköpfigen DFL-Präsidium verscherzen, das entscheidet, wie das goldene Kalb zerlegt wird.

1,16 Milliarden werden aus den nationalen Rechten pro Saison verteilt

Eigentlich ist die Ausgangslage eine rundum erfreuliche: Immerhin konnte der DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, der unlängst bis 2022 verlängert hat, am 9. Juni beim Abschluss des neuen Bundesliga-Fernsehvertrages, der von der Saison 2017/18 an über vier Jahre läuft, ein Rekordergebnis verkünden. Erstmals hat der deutsche Fußball die Milliardengrenze geknackt. 1,16 Milliarden Euro wird die DFL pro Spielzeit allein aus der nationalen Vermarktung ausschütten. Dies bedeutet eine Steigerung von 85 Prozent im Vergleich zu dieser Saison. Zu den insgesamt 4,64 nationalen Milliarden Euro gesellen sich 1,5 Milliarden aus der Auslandsvermarktung.

An diesem Donnerstag wird nun mit Spannung verkündet, wie der mächtige Kuchen verteilt wird. Dass es Änderungen zu den alten Regelungen gibt, als zwischen 2013 und 2017 im Schnitt 628 Inlandsmillionen pro Saison flossen, gilt als sicher. Mehr noch: Das jahrzehntelang gepflegte Solidaritätsprinzip der Liga steht auf dem Prüfstand. Denn die Bosse aus München oder Dortmund, die mit FCB-Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen und BVB-Clubchef Reinhard Rauball im DFL-Präsidium vertreten sind, haben angedeutet, sich künftig mehr einverleiben zu wollen.

Die internationale Konkurrenz schläft nicht

Immerhin, so findet die Spitze der Liga, stehe ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel in Zeiten, in denen die englische Premiere League 2,3 Milliarden Euro pro Saison allein aus der Inlandsvermarktung generiert.

Bisher wird das TV-Geld hierzulande im Verhältnis von 80:20 zwischen den je 18 Clubs der ersten und zweiten Liga verteilt. Innerhalb beider Ligen fließen dann 65 Prozent der Gelder zu gleichen Teilen als Sockelbetrag an die Vereine – rund 20 Millionen Euro also für einen Erst-, knapp fünf Millionen für einen Zweitligisten. Der Rest wird nach rein sportlichen Kriterien ausgezahlt. Es gibt eine Fünfjahreswertung, in die die Abschlussplatzierungen aller Erst- und Zweitligisten in den vorangegangenen fünf Spielzeiten einfließen.

Da es für Erstliga-Absteiger anders als in England bei den TV-Geldern keinen finanziellen Fallschirm gibt, muss der VfB Stuttgart schon jetzt den Gürtel wesentlich enger schnallen. 11,1 Millionen Euro anstatt 36,3 Millionen Euro in der Vorsaison fließen in dieser Runde nur noch in die Kassen des Clubs. Steigt der VfB nicht auf, würden die Stuttgarter auch von den Hinterbänklern aus Liga eins wie Freiburg, Augsburg oder Darmstadt weiter abgehängt werden.

Denn längst ist durchgesickert, dass die finanzielle Kluft zwischen erster und zweiter Liga weiter aufgehen wird. Dass die Zweitligisten also auch künftig 20 Prozent vom Kuchen abbekommen, daran glaubt inzwischen kaum einer mehr. Zukünftig könnte dem Unterhaus nur noch die aktuelle Ausschüttung von 141 Millionen Euro garantiert werden, während man an den Zuwächsen durch den neuen Vertrag unterproportional beteiligt wird. Bleibt der VfB also zweitklassig, wären hier kaum mehr als die bisher 11,1 Millionen drin.

Das „Team Marktwert“ will den Sockelbetrag kürzen

Während also nur der Aufstieg darüber entscheidet, ob sich der VfB künftig wieder am großen Topf der Erstligisten laben darf, hegt der Club dennoch die Hoffnung auf ein bisschen Extrageld. Denn es gibt da ja noch die Forderung des „Team Marktwert“, dem der VfB wie Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, der HSV, Hertha BSC oder der 1. FC Köln angehört. Im Streit um den neuen Verteilerschlüssel mit den Topvereinen, den „Werksclubs“ und den arrivierten Zweitligisten setzen die Traditionsvereine darauf, dass der Sockelbetrag gekürzt und für die übrigen Gelder nicht nur die sportliche Platzierung herangezogen wird.

So könnte der Marktwert der Vereine (Zuschauerzahlen, Einschaltzahlen beim Pay-TV) eine Rolle spielen. Wie der Kampf letztlich ausgeht, ist unklar. Christian Seifert erklärt bisher nur: „Wir müssen solidarisch sein, aber nicht sozialistisch.“