Der Herr der Zahlen: der VfB-Finanzvorstand Stefan Heim hat bereits die Lizenzplanung für die Bundesliga eingereicht, jetzt muss noch der Antrag für die zweite Liga fertiggestellt werden. Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart reicht seine Lizenzpläne für die erste und zweite Liga ein. Auflagen erwartet der abstiegsbedrohte Fußball-Bundesligist keine – was gute Gründe hat.

Stuttgart - Stefan Heim erinnert sich noch gut, wie früher immer um diese Zeit die Aufgeregtheit auf der Geschäftsstelle des VfB Stuttgart zunahm. Denn es mussten die Unterlagen für den Lizenzantrag zusammengetragen werden. In zwei Ordnern wurden die mehr als 500 DIN-A4-Seiten Papier samt den 300 getätigten Unterschriften abgeheftet. Anschließend wurde alles gewissenhaft verpackt – und los ging’s Richtung Frankfurt zur Deutschen Fußball-Liga (DFL). Per Boten, dem der Finanzchef noch reichlich Taxigeld in die Tasche steckte, für den Fall, dass der Zug irgendwo auf der Strecke zwischen Neckar und Main unvorhergesehen zum Stehen kam.

Heute setzt sich natürlich kein Vereinsangestellter mehr mit der heiklen Fracht in den Zug. Alles passiert auf elektronischem Weg, und das erste Datenpaket hat der VfB bereits fristgerecht an den Ligaverband geschickt – die Lizenzplanung für die Bundesliga. Einmal mehr müssen die Stuttgarter aber zweigleisig fahren. „Jetzt arbeiten wir unter Hochdruck am Lizenzantrag für die zweite Liga“, sagt der Finanzvorstand Heim. Bis Montag müssen auch diese Informationen bei der DFL vorliegen. Drei Wochen später wissen die Vereine dann bereits, wie das erste Urteil ausgefallen ist. „Wir sind mehr als zuversichtlich, dass wir die Lizenz ohne Auflagen erhalten“, sagt Heim.

Die Pavard-Millionen sind nicht eingerechnet

Eine Aussicht, die in der Mercedesstraße als klarer Beleg dafür gilt, dass der VfB weiter über gute Rahmenbedingungen verfügt – trotz der prekären sportlichen Situation. Zumal im Lizenzplan weder die 35 Millionen Euro aus dem avisierten Transfer von Benjamin Pavard zum FC Bayern noch der Abschluss mit einem zweiten Investor aufgeführt sind. Der einfache Grund: Die DFL akzeptiert dies nicht, solange keine gültigen Verträge vorliegen. Dies gilt ebenso für die auslaufenden Sponsorenengagements von Mercedes-Benz-Bank und Gazi, mit denen sich der Club in Verhandlungen über eine Verlängerung befindet.

Diese Einnahmen kämen teilweise noch obendrauf, was die berühmte „Handlungsfähigkeit vergrößert“, wie Heim betont. Auch für künftige Transfers. Als Herr der Zahlen muss er jedoch mit dem Geld planen, das er bereits hat – oder mit dem Kreditrahmen, dem ihm laut DFL-Vorgaben eine deutsche Bank gewährt. In beiden Bereichen profitiert der VfB von der Ausgliederung der Profiabteilung in eine Fußball AG, die er 2017 vollzogen hat. Aus drei Gründen, wie der Finanzvorstand ausführt. Erstens: Die Rechtsform einer Aktiengesellschaft garantiert den Banken eine höhere Sicherheit als ein eingetragener Verein. Zweitens: Dass der VfB das Schreckensszenario Abstieg kürzlich auch aus wirtschaftlicher Sicht erfolgreich gemeistert hat, schafft neues Vertrauen. Drittens: Dank der Millionen des Ankerinvestors Daimler hat sich das Eigenkapital erhöht.

Die meisten Spielerverträge gelten auch für die zweite Liga

So wiesen die Stuttgarter im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von 112,5 Millionen Euro aus, aktuell bewegt sich die VfB AG auf 130 Millionen Euro zu. Knapp 60 Millionen Euro davon sind als Personalkosten veranschlagt, was einem Anteil von etwa 45 Prozent entspricht. „

Damit liegen wir in der Personalkostenquote, das heißt dem Anteil der Personalkosten am Gesamtumsatz, leicht über dem Schnitt der Bundesligisten, die 40 Prozent ihres Umsatzes für Personalkosten aufwenden können. Das ist ein gutes Zeichen für die Effektivität des Unternehmens“, sagt Heim.

In der Theorie spiegelt sich in der Gehaltstabelle die sportliche. Praktisch steckt der VfB aber in der Lage, dass er seine Personalplanungen auch für die zweite Liga durchrechnen muss. Dabei gelten die meisten Spielerverträge für Ober- und Unterhaus – mit Gehaltsanpassungen. Geregelt ist auch, wie sich die Gehälter in der Verwaltung reduzieren würden. Mit Umsatzeinbußen von 40 Prozent kalkulierte Heim beim Abstieg 2016. Letztlich waren es 35 Prozent. Wobei vor allem die TV-Einnahmen von 33 Millionen auf elf Millionen Euro einbrachen. Durch den neuen TV-Vertrag wäre der VfB in diesem Bereich nun besser abgefedert – für ein Jahr.