Digitale Angebote, neue Wettbewerber, Nullzinspolitik: Die Finanzwelt ist im Umbruch. Der Druck, sich zu verändern, bleibt nicht nur bei der Südwestbank hoch, meint Redakteurin Sabine Marquard.
Stuttgart - Das vergangene Jahr, das erste unter dem neuen Eigentümer Bawag, war für die Südwestbank ein Jahr der Neuordnung oder wie es im Branchenjargon heißt: der Restrukturierung. So nennt man es, wenn kein Stein auf dem anderen bleibt. Allein der drastische Stellenabbau bei der Regionalbank zeugt davon. Allerdings hat sich auch die Finanzwelt insgesamt verändert. Bankkunden wickeln ihre Geschäfte immer öfter online ab, neue digitale Zahlungsdienstleister erhöhen den Wettbewerbsdruck und die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank, deren Ende noch nicht abzusehen ist, drückt auf die Erträge. Banken müssen hierauf reagieren. Ob die Südwestbank den richtigen Kurs eingeschlagen hat, lässt sich derzeit noch nicht sagen.
Beinharter Wettbewerb
Es ist nicht die Schrumpfkur allein, die das Unternehmen verändert. Die Prioritäten haben sich verschoben. Im Firmenkundengeschäft zählt nicht mehr, dass die Bank ihre mittelständischen Kunden versteht, sondern dass Risiken vermieden werden und die Kennzahlen stimmen. Das vermittelt vielen das Gefühl, nicht mehr erwünscht zu sein. Vertrauen prägt auch das Geschäft mit Vermögenden. Auch hier wurde die Mannschaft reduziert und die Effizienz in den Vordergrund gerückt. Ob es der Bawag durch die Übernahme anderer Institute gelingt, im deutschen Privatkundengeschäft die notwendige Größe zu erreichen, um mit schlanken und standardisierten Prozessen und einfachen Produkten wie dem Konsumentenkredit ordentlich Geld zu verdienen, darf man gespannt beobachten. Denn auch in diesem Segment ist der Wettbewerb beinhart.
Die Bawag will Erfolge sehen. Doch der deutsche Bankenmarkt gilt als schwierig. Nicht wenige große Institute bestimmen den Markt – dazu kommen Sparkassen, Volksbanken, Vermögensverwalter, Auslandsbanken und digitale Angebote von Amazon bis Google. Geld zu verdienen wird noch schwieriger, wenn die Wirtschaft schwächelt. Der Veränderungsdruck, nicht nur bei der Südwestbank, bleibt hoch.