Das Finanzamt Waiblingen hat seine Kontoverbindung geändert. Das hat zu Irritationen geführt. Foto: dpa/Armin Weigel

Das Konto des Waiblinger Finanzamts hat sich nach Jahrzehnten geändert – der Chef des Finanzamts ist der Meinung, dies sei ausreichend kommuniziert worden. Manche Leser sind da anderer Meinung.

Waiblingen - Eigentlich sind es nur ein paar Ziffern – und doch hängt an ihnen einiges. Zum 23. Februar hatte das Finanzamt Waiblingen seine Kontoverbindung geändert, nach zig Jahren war Schluss bei der Kreissparkasse Waiblingen. Das brachte offenbar einige Selbstständige und Gewerbetreibende in die Bredouille: Wer nicht per Lastschriftmandat, sondern per Dauerauftrag seine Steuervorauszahlung begleicht und von der Kontoänderung nichts mitbekommen hatte, riskierte, dass seine Zahlung zurückgebucht wurde – und er zu einer Strafzahlung aufgefordert wurde.

Amtsleiter: Änderung gut kommuniziert

Der Leiter des Amts, Roland Ludwig, war damals im Gespräch mit unserer Zeitung der Meinung, die Änderung sei gut kommuniziert worden – zweimal in Gemeindeblättern, auf der Webseite der Behörde, auf Steuerbescheiden, bei der IHK und den Steuerberatern.

Offenbar erreichte dies aber nicht jeden. Ein Diplomingenieur aus Kernen, der seine Steuern noch auf das falsche Konto überwiesen hatte, wurde mit einem Säumniszuschlag bedacht. „Es ist meines Erachtens nicht ausreichend, nur in den Mitteilungsblättern die neue und einzige Bankverbindung zu veröffentlichen und diese Änderung am 12. Februar auf die Homepage zu setzen“, findet der Leser. Zumal die Kontoverbindung schon ab dem 23. Februar nicht mehr existierte – „ich kannte diese Bankverbindung seit 1973. Es gibt sogar Mitarbeiter der Volksbank Stuttgart, die diese Kontonummer der Konkurrenz Kreissparkasse Waiblingen auswendig können“, erklärt er.

Noch im November und Dezember sollen Steuerbescheide mit der alten, bald nicht mehr gültigen Kontonummer des Finanzamts verschickt worden sein. „Wie langfristig und umfassend plant das Finanzamt Waiblingen? Muss man die Mitteilungsblätter der Kommunen im Rems-Murr-Kreis immer sorgfältig lesen, um nicht in die Finanzfalle zu tappen?“, moniert ein anderer Leser.

Rundmail als richtiges Mittel?

Der Mann aus Kernen meint, eine Rundmail mit allen Steuerpflichtigen des Finanzamts als versteckten Empfängern wäre im Jahr 2021 eher das richtige Mittel gewesen, um die „Steuerbürger“ auf die Änderung aufmerksam zu machen. Er vermutet, dass Kontoführungsgebühren bei der Sparkasse zur Kündigung des Amts geführt haben. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht. Aber, so findet unser Leser, ein Amt müsse auch die Konsequenzen für die Bürger berücksichtigen.

Wenn viele Steuerbürger eine Stunde einplanen müssten, um sich über solch eine Änderung zu informieren, vier Terminüberweisungen sowie Überweisungsvorlagen abzuändern, vergehe schnell eine Stunde – und auf viele Steuerpflichtige hochgerechnet gehe damit eine Menge Umsatz verloren. „Das Kappen der Bankverbindung ist ein Schildbürgerstreich“, echauffiert er sich. Zumal die Kreissparkasse eine Anstalt öffentlichen Rechts sei – „da müsste man sich doch mit einer Behörde einigen können“.

Aber immerhin: Die Säumniszuschläge wurden ihm erlassen. Bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten aus der Sache lernen – wer weiß, vielleicht gibt es in einigen Jahrzehnten ja wieder eine Änderung bei der Kontoverbindung.