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„Stairway to Heaven“ vor „Bohemian Rhapsody“ und „Child in Time“ – an der Spitze war’s wie immer. Doch das Finale der SWR 1-Hitparade hat am Freitagabend in der Schleyerhalle endlich auch Überraschendes gebracht: Die Füenf kamen bei den größten Hits aller Zeiten auf Platz elf, Äffle & Pferdle auf Platz 14.

Vor knapp zwei Wochen jubelte Christian Langer von der A-Cappella-Gruppe Die Füenf bei Take That noch im Publikum der Schleyerhalle. Damals ahnte er nicht, kurze Zeit später selbst auf der größten Hallenbühne der Stadt vor vollem Haus singen zu können. „Mir im Süden“, der Schwabenhymne der Füenf, ist es zu verdanken, dass es zum Ende des Fünf-Tage-und-fünf-Nächte-Rennens mit 1000 Titeln doch noch einen echten Knaller gab – auf Platz elf der SWR-1-Hitparade. Endlich ist ein Titel der Top 20 nicht nur abgespielt, sondern live dargeboten worden. Und jetzt alle:

„Mir im Süden stell’n die hochwertigeren Kraftfahrzeuge her. Mir im Süden brau’n das bessere Bier.“

Füenf ist Trümpf! Das Schwaben-Quintett sollte am Freitag, 20 Uhr, im Theaterhaus mit „Bock drauf“ auftreten. Die Zuschauer oben auf dem Pragsattel mussten warten, konnten aber per Live-Schalte nach unten in die Schleyerhalle am elften Platz teilhaben. Das Konzert im Theaterhaus wurde um eine Stunde nach hinten verlegt. Wie viele Stimmen es für „Mir im Süden“ gab, hält der SWR geheim. Nur die Gesamtzahl für alle Titel der Hitparade wird verraten:250 000 Stimmen. Je fleißiger die Fans sind, je besser man sie mobilisieren kann, desto weiter kommt man nach oben.

Wie haben die Füenf für sich getrommelt? Christian Langer: „Bei unserer Feier zum 20. Band-Geburtstag in der Liederhalle haben wir gesagt, dass es schön wäre, wenn wir den Platz 77 vom letztem Jahr toppen könnten. Und wir haben gefragt, ob in unserem 20. Jahr die Top 20 nicht super wären“

Ist wirklich super! Mir im Süden send stolz und gratulieren! Glückwunsch auch an Äffle & Pferdle alias Heiko Volz und Volker Lang, die mit dem „Hafer- und Bananenblues“ den sagenhaften Platz 14 belegten und auch in der Schleyerhalle mitfeierten!

„Bohemian Rhapsody“ ist wieder auf Platz zwei

„Is this the real life? Is this just fantasy?” Bis heute rätselt die Popwelt, was Freddie Mercury mit seinem 1975 erschienen Bombast-Hit „Bohemian Rhapsody“ sagen wollte. Außer Zweifel steht, dass der ungewöhnliche Song, der mehrere Musikstile vereint und für den die Band Queen drei Wochen brauchte, um ihn einzuspielen, eine Liebeserklärung an die Oper ist. Doch geht’s in dem fatalistisch anmutenden Text auch um den Krieg, um die Kindheit des Sängers oder dessen Homosexualität, wie immer wieder behauptet wird? Jeder sollte das herauslesen, was er herauslesen will, hat der 1991 verstorbene Mercury gesagt.

Wir lesen heraus, dass Vielfalt gut tut – der Musik, den Menschen, einer Stadt, einer Hitparade, ja auch einem sonst viel zu streng formatierten Radiosender.

„Is this the real life? Is this just fantasy?“ Ist dies das wirkliche Leben? Ist es nur Fantasie? Nein, das wahre Leben eines Radiosenders ist es nicht, was immer im Herbst bei SWR 1 passiert, dessen Zielgruppe zwischen 39 und 60 Jahre alt ist. Aber die Fantasie geht trotzdem nicht so weit, dass völlig unerwartete Dinge auf den Siegerplätzen geschehen. „Stairway To Heaven“ von Led Zeppelin aus dem Jahr 1971 bleibt wie festgemeißelt an der Spitze. Und „Bohemian Rapsody“ ist wie immer Zweiter (bei SWR 1 Rheinland-Pfalz ist dies stets umgekehrt).

Helene Fischer auf Platz neun

Die weiteren Top-Ten-Titel: „Child in Time“ von Deep Purple (Platz drei), „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten (vier), „Brother in Arms“ von den Dire Straits(fünf), „Wish you were here“ von Pink Floyd (sechs), „Tage wie diese“ von den Toten Hosen (sieben), „Nothing else matters“ von Metallica (acht), „Atemlos“ von Helene Fischer (neun) und „Music“ von John Miles (zehn).

Auch wenn die Top Ten absehbar ist, macht es allen Beteiligten Spaß, wenn das Musikprogramm auf dem Weg dorthin von der Leine gelassen wird. Sonst wird nur gespielt, was Media Control mit regionaler Befragung als massenkompatibel abgesegnet hat. Einige Titel der Hitparade sind entsetzlich, hört man Hörer jammern – aber jeder jammert bei anderen Titeln. Nur 15-mal im Jahr wird bei SWR 1 der Siegertitel „Stairway To Heaven“ gespielt, wie Musikchef Jogi Rathfelder verrät. Andere Songs dagegen kommen in der heißen Rotation auf 15 Einsätze in nicht mal einer Woche.

Mir im Süden lieben’s, wenn im Radio nicht immer dasselbe vom Gleichen läuft. Mir im Süden haben Bock auf bunt!