Nach vier Monaten endet der Kulturwasen am Sonntag. Foto: Martin Olbrich

Eine positive Bilanz ziehen die Veranstalter zum Finale des Kulturwasens. Auch für die Zukunft sei es gut, „dass Stuttgarts Kultur an einem Strang gezogen hat“. Mit einer „guten schwarzen Null“ endet das Festival am Sonntag nach vier Monaten.

Stuttgart - Zweimal ist der Ende Mai eröffnete Kulturwasen schon verlängert worden, eine dritte Zugabe gibt es nicht. Am Sonntag endet das Festival für ein Publikum in Autos und auf Liegen mit dem dritten Auftritt von Comedian Oliver Pocher und seiner Frau Amira Pocher an diesem Ort. Zweimal hat das blödelnde Ehepaar bereits für eine ausverkaufte Show am Neckarstrand gesorgt, auch wenn selbst in Veranstalterkreisen nicht jeder glaubt, dass der Titel „Kulturwasen“ im Fall Pocher so hundertprozentig zutrifft.

Doch es ging nicht allein um Kultur in vier Monaten und bei 124 Veranstaltungen, es ging auch ums Verdienen. „Wir hatten hohe Fixkosten, mussten das Gelände Tag und Nacht bewachen lassen“, sagt Simon Erasmus, der Juniorchef von der Arthaus Filmtheater GmbH, die für den Kinobetrieb verantwortlich war. Auch wenn man mitunter „auf die Schnauze gefallen“ sei, wie er unumwunden zugibt, „weil wir lernen mussten, dass ein Autokino anders funktioniert als unsere Häuser“ – sprich: Mainstream ist gefragt, nicht so sehr Filmkunst – sei die Erleichterung doch jetzt groß, dass die Gefahr, in rote Zahlen zu rutschen, nicht real geworden ist. „Wir kommen mit einer großen schwarzen Null raus“, berichtet Erasmus.

Besonders gut liefen Reisefilme mit den Protagonisten als Gäste

Viel wichtiger sei, dass man in der schwierigen Zeit der Stadt zu Kultur und der Belegschaft zur Arbeit verholfen habe. „Bei uns arbeiten Leute, die wollen was tun, die haben Hummeln in den Hintern“, sagt der Arthaus-Chef. Auf der großen LED-Wand habe man aus rechtlichen Gründen leider nur Filme spielen können, die sich in der Zweitverwertung befinden. Dagegen hätten es die Verleiher abgelehnt, Filme für echte Premieren zu schicken. Besonders gut seien Reisefilme gelaufen, bei denen die Protagonisten als Gäste auf der Bühne standen, sowie der Queen-Film „Bohemian Rhapsody“.

Matthias Mettmann, der Wizemann-Geschäftsführer und Mitveranstalter, ist fast schon traurig, dass er bald nicht mehr zum Kulturwasen gehen kann. „Wir hatten eine tolle Zeit“, sagt er und fürchtet, in „ein Loch“ zu fallen. Sein Highlight war das Heimspiel der Band Orsons. „Da war richtiges Konzertfeeling“, erinnert er sich, „und Corona war völlig vergessen.“ Für seine Mitarbeiter sei es gut gewesen, arbeiten zu können und nicht nur Kurzarbeitergeld zu bekommen. „Wir hätten das Kurzarbeitergeld nicht aufstocken können“, sagt Mettmann. Jetzt erhöhe der Gesetzgeber den Betrag nach acht Monaten. Ein klarer Punktgewinn sei die große Solidarität der Kulturschaffenden, für die das Festival gesorgt habe.

Dank an die Sponsoren und ans Land

Der Wizemann-Chef plädiert dafür, die Bühne auf dem Wasen stehen zu lassen. Darüber werde man in Kürze mit anderen Stuttgarter Veranstaltern reden. Im März 2021 könne es dann weitergehen, wenn der Winter überwunden ist. „Diese Idee ist eine Option“, findet Christian Doll, der dritte Veranstalter des Kulturwasens. Der Geschäftsführer des Konzertbüros C2 bedankt sich ausdrücklich bei den Sponsoren sowie beim Land, ohne deren finanzielle Unterstützung des Festival nicht möglich gewesen sei. Medienpartner waren die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten. Nur einmal bei 124 Veranstaltungen habe man die Vorstellung wegen Gewitters abbrechen müssen. Ein bisschen stolz ist er darauf, dass es keinen einzigen Fall gegeben hat, bei dem Polizei oder Stadt wegen eines Verstoßes gegen Corona-Regeln einschreiten mussten. „Unsere Hygienemaßnahmen haben perfekt funktioniert“, freut er sich. Auch mit den Anwohnern habe es keine nennenswerte Probleme gegeben, weil die Außenbeschallung der Konzerte und Kinovorstellungen ja fehlte.

Zum Abschluss gibt es folgende Veranstaltungen noch: die Band Provinz spielt an diesem Dienstag, am Donnerstag geht es mit Long Distance Calling und am Freitag mit VNV Nation. Am Samstag heißt es „90er Live on Stage“ und am Sonntag treten die Pochers zum dritten Mal auf. Für alle Veranstaltungen gibt es noch Restkarten online.