Foto: HdM Stuttgart

Stuttgarter Masterstudenten setzen sich filmisch mit der Volkskrankheit Depression auseinander.

Stuttgart - Über Depressionen spricht man nicht. Auch in der Post-Robert-Enke-Ära behält man es für sich, wenn die Seele trauert. Dabei leiden mittlerweile rund vier Millionen Menschen in Deutschland an einer depressiven Störung. In ihrem Umfeld stoßen diese Menschen oft auf eine Mauer aus Schweigen und Unverständnis, sogar engste Angehörige können nicht nachempfinden, wie es in den Erkrankten aussieht.

16 Masterstudenten der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart haben das Thema Depression in einem von der Robert-Enke-Stiftung geförderten Filmprojekt umgesetzt. "Annas Augenblicke" heißt der Spielfilm, der zusammen mit der Dokumentation "Müde Augen – Blicke zweier Depressionserkrankter" in den letzten Monaten an der HdM entstanden ist.

Am Samstag, 16. April, werden beide Filme um 19:30 Uhr im Delphi-Kino an der Tübinger Straße 6 gezeigt. Zusammen mit den Studenten aus dem Masterstudiengang "Elektronische Medien" verlosen wir 5 x 2 Gästelistenplätze für die Filmpremiere mit anschließender Podiumsdiskussion. Wer teilnehmen möchte, schreibt eine E-Mail mit Namen und Kontaktdaten an info@sir.zgs.de (Einsendeschluss ist der 13. April 2011)

Vorab haben wir mit dem Regisseur von "Annas Augenblicke", Dejan Simonovic, und dem Produzenten des Films, Jens Kilian, gesprochen.

"Annas Augenblicke" handelt von Menschen, die mit Depressionen zu kämpfen haben. Keine ganz leichte Kost - wie seid Ihr auf das Thema gekommen?

Dejan Simonovic: Ich hatte die Idee auch aus persönlichen Gründen. Meine Mutter war selbst an Depressionen erkrankt. Für mich war der Film eine Art, das Ganze zu verarbeiten. Die Aufgabe war, ein Thema zu wählen, das auch eine gewisse Außenwirkung hat und nicht nur zum Spaß einen Film zu drehen, der dann im Regal verstaubt.

Jens Kilian: Auf Dejans Vorschlag hin haben auch die anderen Studenten sehr schnell gesagt: Das klingt gut, das machen wir. Viele kannten auch jemanden, der betroffen war. Dass das Thema eine große Relevanz hat, war uns allen sehr schnell klar.

Seit wann arbeitet Ihr an dem Projekt?

Dejan Simonovic: Ende Juni haben wir begonnen, nach einem Thema zu suchen. Über den Sommer haben wir am Drehbuch gearbeitet und nach Sponsoren Ausschau gehalten.

Jens Kilian: Im Zuge der Recherche sind wir dann auch auf die Robert-Enke-Stiftung aufmerksam geworden, die wir dann um Unterstützung für das Projekt gebeten haben.

Der Nationaltorhüter Robert Enke hat selbst an Depressionen gelitten und nahm sich deshalb 2009 schließlich das Leben. Die Stiftung, die der Deutsche Fußball-Bund, der Ligaverband und Hannover 96 ins Leben gerufen haben, hat den Film unterstützt. Musstet Ihr hier viel Überzeugungsarbeit leisten?

Jens Kilian: Die Robert-Enke-Stiftung hat sehr schnell signalisiert, dass sie mit uns zusammenarbeiten will. Ein Hauptaugenmerk der Stiftung liegt darauf, die Aufklärung über das Thema Depression zu verbessern. Finanziell unterstützt wurde unser Projekt neben der Robert-Enke-Stiftung durch das Pharmaunternehmen Lundbeck, das sich ebenfalls im Bereich Depression engagiert.

So ein Film erfordert viel Recherche. Mit wem habt Ihr gesprochen?

Dejan Simonovic: Unser Doku-Team hat mit Betroffenengruppen Kontakt aufgenommen, aber auch mit Krankenhäusern wie der Stuttgarter Furtbachklinik für Psychatrie und Psychotherapie oder der Filderklinik. Dort wurden auch Teile des Dokumentarfilms gefilmt.

Wo wurde "Annas Augenblicke" gedreht?

Dejan Simonovic: Hauptsächlich in einer Klinik in Bad Imnau, in der Nähe von Herrenberg. Außerdem haben wir am Cannstatter Wasen, im Hallenbad Bad Cannstatt und in zwei Wohnungen in Stuttgarter Westen und in Botnang gefilmt.

Was war die größte Herausforderung, die der Film an Euch gestellt hat?

Dejan Simonovic: Wir haben uns das Ziel gesetzt, gerade bei einem so heiklen Thema wie Depression immer authentisch zu sein - auch wenn "Annas Augenblicke" Fiktion ist.

Jens Kilian: Keine leichte Aufgabe war es auch, eine Klinik zu finden, in der wir drehen konnten. Mit Bad Imnau hatten wir dann großes Glück.

Nach der Vorführung im Delphi am Samstag soll "Annas Augenblicke" bestimmt nicht in der Schublade verschwinden. Wie geht es mit dem Film weiter?

Jens Kilian: Der Film soll auf verschiedenen Filmfestivals gezeigt werden. Außerdem wollen wir eine DVD produzieren, die wir Hilfsorganisationen oder Interessengruppen, die sich mit dem Thema Depression beschäftigen, zur Verfügung stellen. Wir würden den Film auch gerne ins Fernsehen bringen - darüber müssen wir mit den Sendern, die in Betracht kommen, aber noch verhandeln.