Die Ernennung Roman Polanskis als Präsident des César-Filmpreises ruft Kritik hervor. Foto: PAP

Streit um Roman Polanski: Der Starregisseur soll in diesem Jahr der Zeremonie des französischen César-Filmpreises vorstehen. Frauenrechtler sehen darin eine Brüskierung von Opfern sexueller Nötigung.

Paris - Die Ernennung von Roman Polanski zum Präsidenten der César-Filmpreis-Zeremonie hat bei französischen Frauenrechtlern Empörung ausgelöst. Die Wahl des Starregisseurs sei eine Brüskierung für Opfer von Vergewaltigung und sexueller Nötigung, kritisierte die Sprecherin der Organisation Osez le féminisme, Claire Serre-Combeporte, am Samstag in der Zeitung „Le Parisien“. Die amerikanische Justiz sucht Polanski seit Jahrzehnten wegen Sex mit einer 13-Jährigen. Der Regisseur war damals aus dem Land geflohen und lebt seitdem in Europa.

Die César-Veranstalter hatten am Mittwoch bekanntgegeben, dass der 83-Jährige der Preisvergabe am 24. Februar vorstehen soll. Frauenrechtsministerin Laurence Rossignol bezeichnete die Entscheidung als „schockierend“. „Für die Organisatoren ist es nicht schlimm, dass Roman Polanski in den Vereinigten Staaten gesucht wird und die Vergewaltigung eines 13-jährigen Kindes auf seinem Konto hat“, sagte sie dem Sender France Culture am Freitag. Eine Online-Petition zur Absetzung des Regisseurs sammelte bis Samstagmorgen mehr als 50 000 Unterstützer.

1977 soll Polanski eine 13-Jährige sexuell missbraucht haben

Die frühere Kulturministerin Aurélie Filippetti hatte Polanski hingegen verteidigt. „Man kann nicht jedes Mal wieder diese Angelegenheit rausholen“, sagte sie bei Franceinfo. „Das war vor 40 Jahren.“ Der Schauspieler Gilles Lelouche erinnerte im „Parisien“ daran, dass Polanski seit damals in Frankreich lebe und viele Preise erhalten habe. „Ich entschuldige nicht die Taten. Aber warum sollte es heute mehr einen Skandal geben als gestern?“

Der Präsident der Académie des Arts et Techniques du Cinéma, die den Filmpreis ausrichtet und Polanski zum Präsidenten der diesjährigen Zeremonie ernannt hatte, äußerte sich laut französischen Medienberichten bislang nicht zu der Kritik.

Im Jahr 1977 soll Polanski ein 13 Jahre altes Mädchen in Los Angeles sexuell missbraucht haben. Er wies den Vorwurf einer Vergewaltigung zurück, räumte jedoch in einer Einigung mit der Staatsanwaltschaft Sex mit einer Minderjährigen ein. Kurz vor der Urteilsverkündung setzte er sich nach Paris ab. In der Schweiz wurde er vor einigen Jahren verhaftet und stand acht Monate unter Hausarrest, bis das Land 2010 das Auslieferungsgesuch der USA ablehnte. Die Betroffene hatte 2013 gesagt, dass sie Polanski verziehen habe. Sie hatte sich auch mehrfach für eine Einstellung des Verfahrens eingesetzt.