Fatah (Fatsah Bouyahmed) muss ein wenig Überzeugungsarbeit leisten, um seine Kuh bis nach Paris zu bekommen. Foto: Alamode Film

Ein algerischer Bauer wagt sich samt Kuh in die Fremde nach Paris – und zwar zu Fuß. Dabei zeigt er, wie man mit anderen Kulturen umgeht.

Stuttgart - Manchmal muss man seinen eigenen Kopf haben. Trotz der gehässigen Lästereien der Dorfgemeinde trägt der algerische Landwirt Fatah seine Kuh Jacqueline auf Händen. Er hegt und pflegt sie, spricht mit ihr französisch und spielt ihr während der täglichen Striegeleinheiten traurige Chansons vor. Denn das wertvolle Rind soll seine Eintrittskarte in die Welt sein. Während das Dorf den Eigenbrödler und seine „Zweitfrau“ noch verlacht, sieht dieser sich und Jacqueline schon auf Reisen: Fatah will an der Landwirtschaftsmesse in Paris teilnehmen.

Die Sommerkomödie „Unterwegs mit Jacqueline“ erzählt auf liebenswert skurrile Art und Weise eine klassische Underdog-Geschichte. Der Protagonist startet von der Seitenlinie, die Siegeschancen scheinen eher dürftig. Fatah stiefelt zu Fuß nach Paris und kann gar nicht nachvollziehen, was Medien und Menschen so spannend an ihm finden. Die Figur des daueroptimistischen Algeriers entwickelt trotzdem das Potenzial zum heimlichen Siegertypen. Mohamed Hamidis Roadmovie wird zum fröhlich inszenierten Triumph des Unperfekten, Abseitigen, Eigensinnigen.

Vorurteilsloses Miteinander

Dabei erzählt er nicht nur vom komisch-missverständlichen Aufeinanderprallen zweier unterschiedlicher Kulturen, er geht in seiner Aussage noch weiter. Denn nicht aufgrund seiner schrulligen Eigenheiten fliegen Fatah die Herzen zu, sondern durch die offene Unvoreingenommenheit, mit der er den grummeligen französischen Einwohnern begegnet. Hamidi zeichnet das Bild eines herrlich vorurteilslosen Miteinanders, ohne dabei übers Ziel hinauszuschießen. Trotz der fast archetypischen Heldengeschichte bleiben Figuren und Plot unvorhersehbar und unterhaltsam.

Unterwegs mit Jacqueline. Frankreich 2016. Regie: Mohamed Hamidi. Mit Fatsah Bouyahmed, Lambert Wilson. 92 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.