Schon die Hand von Hedi (Uisenma Borchu, r.) verrät, dass sie Iva (Catrina Stemmer) in ihrer Beziehung im Griff haben will. Foto: Verleih

Die deutschen Filmförderungen haben sich an dieses Werk nicht herangetraut. Uisenma Borchu hat ihren Spielfilm trotzdem gedreht, mit nur 25 000 Euro: die Liebesgeschichte zweier Frauen, die unsere Urteile aufmischt.

Stuttgart - Ob ihr Männer oder Frauen lieber seien, fragt Hedi ihre Freundin Iva. Die überlegt einen kurzen Moment, dann antwortet sie: „Wo die Liebe hinfällt.“ Die beiden Frauen liegen da gerade auf dem Bett, der Dialog ist aufgeladen mit vielem, was sonst den ganzen Spielfilm „Schau mich nicht so an“ über nicht gesagt wird. Die Regisseurin Uisenma Borchu, die selbst die Hedi spielt, erzählt von Verführung und Liebe, von Machtspielen und Freiheitssuche. Aber sie weigert sich, es den Zuschauern durch gestelzte Erklärdialoge leicht und den Figuren schwer zu machen.

Es gibt hier ein Thriller-Element: Eine junge Frau drängt sich ins Leben einer anderen, will es beherrschen, manipuliert und richtet Schaden an. Zu Anfang sehen wir, wie Hedi ihre Großmutter in einer Jurte in der Mongolei besucht, an der Hand ein blondes Kind. Später lernen wir, dass dies Ivas fünfjährige Tochter Sofia ist. Misstrauisch warten wir, wann die lange Rückblende aufschließen wird zum Besuch in der Mongolei. Man ahnt Schlimmes.

Nicht einfach die böse Hexe

Genau das aber liefert Borchu dann nicht so wie erwartet. Iva, großartig gespielt von Catrina Stemmer, mag ein unsicheres, liebes Unschuldslamm sein, aber Hedi ist nicht einfach die böse Hexe. Sie ist eine Frau auf der Suche nach dem richtigen Leben für sich, und unser Verurteilungsvermögen wirbelt sie dabei kräftig durcheinander.

Erzählt wird das in improvisierten Szenen, die nicht linkisch, sondern dynamisch und frisch wirken. Sinnliches, Ruppiges und Behutsames fließen ineinander, und wenn die Kamera in intimen Momenten nahe herangeht, erscheint uns das nicht ausbeuterisch. Die Filmförderungen schreckten vor diesem Projekt zurück, Borchu hat einen der sehenswerten Filme des Jahres trotzdem verwirklicht: mit nur 25 000 Euro.