So ein Tiertag ohne Menschen bietet einiges zum Staunen. Aber als Katze lässt man sich das nicht anmerken.Foto:Universal Foto:  

Was machen Haustiere eigentlich, wenn der Mensch zur Arbeit geht? Die Erfinder der Minions geben in ihrem neuen Trickfilm die schräge Antwort auf diese Frage.

Stuttgart - Manche Filmtrailer führen auf eine falsche Fährte. Der von „Pets“ verspricht Einblicke ins ungeahnte Eigenleben neurotischer Großstadt-Haustiere. In einem New Yorker Apartmenthaus wohnen der putzige Terrier Max, der Frauchen anhimmelt, der unterbelichtete Mops Mel, der liebenswerte Dackel Buddy, die fette Katze Chloe, die Spitz-Dame Gidget, heimlich in Max verliebt, und der Königspudel Leonard, der zu Death Metal den Kopf schüttelt, sobald Herrchen fort ist. Über die Feuertreppe besuchen sie einander und diskutieren Spezies-spezifisch ihr Haustierdasein, unterwürfige Hunde, die selbstgerechte Katze, Meerschweinchen und Vögel – eine tierische Satire zum Niederknien.

Wären sie in diesem originellen Mikrokosmos geblieben, hätten Chris Renaud („Ich – einfach unverbesserlich“) und Yarrow Cheney nichts falsch machen können. Doch sie weiten den Blick. Als Max’ Frauchen eines Tages den pelzigen Riesen Duke mitbringt, entbrennt ein hündischer Konkurrenzkampf, der die beiden auf die Straße treibt, ins Visier der Tierfänger und in die Arme einer Gang heimatloser Tierneurotiker, die in der Kanalisation leben, angeführt von einem cholerischen Killer-Karnickel. Selbiges hasst Menschen, möchte die Macht über die Stadt erringen – und plötzlich finden sich die Zuschauer in einem absurden Weltbeherrschungsthriller wieder. Ohne einen solchen Plot, der schon die Klassiker-Verfilmung „Alice in Wonderland“ ruiniert hat, scheint es in Hollywood nicht mehr zu gehen.

Träume von der Wurstfabrik

Im skurrilen Rettungskommando kooperieren Chloe, der ewig hungrige Falke Tiberus und der Haustier-Pate Pops, ein Basset, allesamt stimmige Charaktere – zunächst. Spätestens aber, wenn ein weißes Schoßhündchen auf der Brooklyn Bridge zur Kung-Fu-Meisterin mutiert, verliert der Film seinen Fokus und seinen humoristischen Zugriff auf die Psyche der Vierbeiner.

Was das abenteuerliche Konstrukt rettet, ist die behutsam inszenierte Annäherung, die Max und Duke durchlaufen. Allein eine Traumsequenz in einer Wurstfabrik, ein urkomischer Ausflug ins Hunde-Schlaraffenland, macht diesen Film sehenswert.

Die Animation ist ausdrucksstark und auf die Charaktere hin zugespitzt. Das Studio Illumination Entertainment erwächst seit „Ich – einfach unverbesserlich“ zur ernsthaften Konkurrenz für Disney und Pixar. Ein Grund ist eine sehr eigene Note: Illumination arbeitet schon lange mit französischen Animatoren zusammen, die als Erben der großen frankobelgischen Comic- und Cartoon-Kultur mit vollen Händen aus dieser schöpfen können.

Pets. USA 2016. Regie: Chris Renaud, Yarrow Cheney. Animationsfilm. 87 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.