Das hat nicht der Förster gebastelt: Tamara (Valorie Curry) findet in „Blair Witch“ einen Hexengruß. Foto: Studiocanal

Nach dem Wackelkamera-Gruselklassiker „The Blair Witch Project“ von 1999 trauten sich eine Menge Leute eine Weile nicht mehr auf Waldspaziergänge. Nun versucht sich der „V/H/S“-Regisseur Adam Wingard an einer späten Fortsetzung. Aber funktionieren die alten Tricks in „Blair Witch“ noch einmal?

Stuttgart - Dass diese Städter schon mit normalem Camping Schwierigkeiten hätten, darf man annehmen. Aber das Grüppchen Studenten, das sich in „Blair Witch“ Winzkameras an die Ohren steckt, um sein Abenteuer zu dokumentieren, dringt mit Hilfe zwielichtiger junger Einheimischer in jenen Wald vor, den 1999 der Horrorklassiker „The Blair Witch Project“ eindrucksvoll in Szene gesetzt hat. Erwartungsgemäß geht mehr schief als der Zeltaufbau. Die Nacht will nicht mehr enden, das GPS versagt, die Walkie-Talkies krächzen und quäken nur, im ewig dunklen Forst knackt und rappelt es. Noch unerbaulicher: Die seltsamen kleinen Stockgebilde tauchen wieder auf, die schon im Vorgängerfilm ankündigten, dass die Waldhexe vom Dienst die ungebetenen Besucher in ihr Folterprogramm aufgenommen hat.

Mit seiner subjektiven Wackelkamera, seinem Found-Footage-Spiel, also der Attitüde, dies sei authentisches Material von Amateurfilmern, sowie dem parallelen Ausbau der Filmwelt im Netz war „The Blair Witch Project“ einst innovativ und wirkungsstark. „Blair Witch“ dagegen ist einfallslos und mau. Der Regisseur Adam Wingard läuft treu in den Fußspuren der Originalregisseure Daniel Myrick und Eduardo Sánchez, obwohl schon im Jahr 2000 der Fortsetzungsversuch „Blair Witch 2“ völlig schiefgegangen war. Aber die Wackelkamera, die subjektive Perspektive kreischend Davonlaufender, die Desorientierung durch kaum deutbare Bildfetzen ist seitdem in unzähligen Filmen verschlissen worden – auch von Wingard in „V/H/S“.

Neue Ideen müssten her. Aber „Blair Witch“ scheint vor allem bemüht zu sein, das Pseudoauthentische dadurch auf die Spitze zu treiben, dass es die Bilder noch hässlicher und fahriger, die Darsteller noch unkoordinierter und planloser als die Konkurrenz präsentiert. Nach einer Weile wächst bei diesem Film, der zu den großen Enttäuschungen des Jahres zählt, der Verdacht, die Hexe sei gar nicht wegen des Betretens ihres Waldes sauer, sondern vor allem wegen der Wackelkamerabilder.