Ein argentinischer Thriller: Szenenfoto aus dem Eröffnungsfilm „Rojo“ Foto: Cinelatino

Andere Filmfestivals mussten vor Corona ins Netz ausweichen. Cinelatino dagegen findet unter anderem in Stuttgart vom 15. bis 22. Juli 2020 wie gewohnt im Kino statt. Aber die Platzzahl ist begrenzt.

Stuttgart - Es ändert sich leider nichts: Jedes Jahr beweist das Festival Cinelatino, dass in Spanien und Portugal und im riesigen Amerika unterhalb der von Donald Trump erträumten Mauer starke, interessante Filme entstehen. Und jedes Jahr ist in den restlichen 51 Wochen im regulären Kinoangebot von diesen Werken etwa aus Chile, Bolivien, Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Kuba, Guatemala und Ecuador so gut wie nichts zu sehen. Der bittere Trost für das Cinelatino-Festivalteam um den Künstlerischen Leiter Paulo Roberto de Carvalho: Das macht die Veranstaltung umso wichtiger.

 

In Stuttgart, Tübingen, Freiburg und Reutlingen sind unterschiedlich große Teile des Gesamtprogramms zu sehen – und das tatsächlich vor Ort im Kino, in Freiburg und teils in Tübingen dieses Jahr auch unter freiem Himmel. Anders als etliche Großereignisse wie das Internationale Trickfilmfestival Stuttgart, deren Termine in den Corona-Lockdown fielen, musste sich Cinelatino nicht zwischen den Alternativen Totalabsage oder Onlinefestival entscheiden.

Thriller aus Argentinien

Offizieller Eröffnungsfilm ist dieses Jahr „Rojo – Wenn alle schweigen, ist keiner unschuldig“ von Benjamin Naishtat. Der Thriller (in Stuttgart ab 20 Uhr am 16. Juli 2020 im Delphi, in Tübingen schon am 15. Juli ab 20 Uhr im Kino Museum ) erzählt, wie das Leben eines Anwalts in einer argentinischen Kleinstadt in den 70er Jahren aus den Angeln gehoben wird. Noch ist das Land eine Demokratie, aber der Putsch der Militärs steht bevor. Naishtat liefert also nicht bloß einen Film über damals. Die Frage, wie solide eigentlich freiheitliche Verhältnisse sind, und wie die Gewitterluft sich vor der Katastrophe anfühlt, ist ein aktuelles Thema.

In Stuttgart geht es aber schon vor dieser Vorführung los, mit einem langen und einem kurzen Dokumentarfilm aus Bolivien: „Bocamina – Minenmund“ und „Compañía – Begleitung“. Im Kurzfilm geht es um die lange, leidensreiche Geschichte der Bergwerksarbeit, im Langfilm um den Spagat der indigenen Bevölkerung zwischen modernem Leben und Traditionen, zwischen Großstadt und Dorf (im Delphi am 15. Juli ab 16 Uhr). In Tübingen, Stuttgart und Reutlingen dauert Cinelatino bis zum 22. Juli, in Freiburg startet es allerdings erst am 3. August und endet am 8. August.

Die Liste der Gäste und Rahmenveranstaltungen, die Spielpläne sowie Informationen zu allen Filmen findet man hier auf der Website des Festivals. Wichtig ist den Veranstaltern der Hinweis auf die sehr begrenzte Platzanzahl in Corona-Zeiten: Sie bitten um Online-Buchung von Tickets im Voraus.