In Berlin wird wieder der Rote Teppich ausgerollt: am Donnerstag, 15. Februar, beginnt die Berlinale. Das Festival dauert zehn Tage. Foto: dpa/Britta Pedersen

Die 74. Berlinale steht wieder im Zeichen von Stars und Politik. Den Ehrenpreis erhält in diesem Jahr eine Hollywood-Legende. Was ist sonst noch geboten?

Berlin wird wieder zur Film-Hauptstadt. An diesem Donnerstag, 15. Februar, beginnt die Berlinale. Seit jeher ist sie auch eines der politischsten Festivals. Und so gibt es neben Glamour und Promi-Ankündigungen vor dem Start auch eine Debatte um die AfD. Vertreter der Partei waren – wie üblich – zur Eröffnung eingeladen und wollten auch kommen. Nach viel Kritik hatte die Festivalspitze sie wieder ausgeladen. Die Berliner AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Kristin Brinker kritisierte die Ausladung als „kulturpolitisches Fanal“.

 

Die Berlinale stehe „für eine freie, tolerante Gesellschaft“, heißt es in einer Begründung des Festivals. Das Festival „engagiert sich seit Jahrzehnten für demokratische Grundwerte und gegen jede Form von Rechtsextremismus. Dafür stehen das Filmprogramm und die Berlinale als Kulturinstitution. Das Festival hat wiederholt darauf hingewiesen, dass es mit Sorge beobachtet, wie Antisemitismus, antimuslimische Ressentiments, Hassreden und andere antidemokratische und diskriminierende Haltungen in Deutschland zunehmen.“

Berlinale 2024: Welche Stars haben sich angekündigt?

Unberührt von der Debatte bleibt der Star-Auflauf in der Hauptstadt groß: zu den bekanntesten Namen gehören„Oppenheimer“-Darsteller Cillian Murphy, angekündigt haben sich zudem Carey Mulligan, Gael García Bernal, Amanda Seyfried und Rooney Mara.

Den goldenen Ehrenbär für sein Lebenswerk erhält in diesem Jahr Martin Scorsese. Der 74-Jährige zählt seit den 70er-Jahren zu den stilprägenden Regisseuren in Hollywood. Welterfolge feierte er etwa mit folgenden Filmen:

  • Taxi Driver (1975, Goldene Palme Cannes 1976)
  • Wie ein wilder Stier (1980, Berlinale Wettbewerb – außer Konkurrenz 1981)
  • Die Zeit nach Mitternacht (1985, Beste Regie in Cannes 1986)
  • Die Farbe des Geldes (1986)
  • Good Fellas (1990)
  • Kap der Angst (1991, Berlinale Wettbewerb 1992)
  • Casino (1995)
  • Gangs of New York (2002, Berlinale Wettbewerb - außer Konkurrenz 2003 und Retrospektive 2010)
  • Departed – Unter Feinden (2006)
  • Shine a Light (2008, Eröffnungsfilm Berlinale)
  • Shutter Island (2010, Berlinale Wettbewerb – außer Konkurrenz)
  • Hugo Cabret (2011)
  • The Wolf of Wall Street (2013)
  • The Irishman (2019)

Der Sonderpreis wird ihm am 20. Februar verliehen.

Im Wettbewerb um den Goldenen Bären sind in diesem Jahr 20 Filme – darunter auch zwei Projekte von den deutschen Regisseuren Andreas Dresen und Matthias Glasner. Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“) ist in Dresens „In Liebe, Eure Hilde“ als Widerstandskämpferin Hilde Coppi im Zweiten Weltkrieg zu sehen. Lars Eidinger spielt in Glasners Drama „Sterben“ an der Seite von Corinna Harfouch und Ronald Zehrfeld.

Der französische Regisseur Olivier Assayas ist mit einem Film, der im Lockdown spielt, vertreten (“Hors du temps“). Nina Hoss ist im Wettbewerbsbeitrag „Langue Étrangère“ von Claire Burger zu sehen.

Die Wettbewerbsfilme bei der Berlinale 2024:

  • „Another End“, Piero Messina, mit Gael García Bernal (Italien 2024)
  • „Architecton“, Victor Kossakovsky (Deutschland/Frankreich 2024)
  • „Black Tea“, Abderrahmane Sissako (Frankreich/Luxemburg/Taiwan/ Mauretanien/Côte d’Ivoire 2024)
  • „La Cocina“, Alonso Ruizpalacios, mit Rooney Mara (Mexiko/USA 2024)
  • „Dahomey“, Mati Diop (Frankreich/Senegal/Benin 2024)
  • „A Different Man“, Aaron Schimberg (USA 2023)
  • „L’ Empire“ („The Empire“), Bruno Dumont, mit Lily-Rose Depp (Frankreich/Italien/ Deutschland/Belgien/Portugal 2024)
  • „Gloria!“, Margherita Vicario (Italien/Schweiz 2024)
  • „Hors du temps“ („Suspended Time“), Olivier Assayas (Frankreich 2024)
  • „In Liebe, Eure Hilde“ („From Hilde, With Love“), Andreas Dresen, mit Liv Lisa Fries (Deutschland 2024)
  • „Keyke mahboobe man“ („My Favourite Cake“), Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha (Iran/Frankreich/Schweden/Deutschland 2024)
  • „Langue Étrangère“, Claire Burger, mit Nina Hoss (Frankreich/Deutschland/Belgien 2024)
  • „Mé el Aïn“ („Who Do I Belong To“), Meryam Joobeur (Tunesien/Frankreich/Kanada/Norwegen/Katar/Saudi-Arabien 2024)
  • „Pepe“, Nelson Carlos De Los Santos Arias (Dominikanische Republik/ Namibia/Deutschland/Frankreich 2024)
  • „Shambhala“, Min Bahadur Bham (Nepal/Frankreich/Norwegen/Hongkong, China/Türkei/Taiwan/USA/Katar 2024)
  • „Small Things Like These“ („Kleine Dinge wie diese“), Tim Mielants, mit Cillian Murphy (Irland/Belgien 2024)
  • „Sterben“ („Dying“), Matthias Glasner, mit Corinna Harfouch, Lars Eidinger (Deutschland 2024)
  • „Des Teufels Bad“ („The Devil’s Bath“), Veronika Franz und Severin Fiala (Österreich/Deutschland 2024)
  • „Vogter“ („Sons“), Gustav Möller (Dänemark/Schweden 2024)
  • „Yeohaengjaui pilyo“ („A Traveler’s Needs“), Hong Sangsoo, mit Isabelle Huppert (Südkorea 2024)

Das komplette Programm findet sich auf der Webseite der Berlinale.

Berlinale 2024: Auch Kriege in Nahost und der Ukraine werden eine Rolle spielen

Eröffnet werden Berlinale und Wettbewerb mit „Small Things Like These“. Dafür wird Hauptdarsteller Cillian Murphy in der Hauptstadt erwartet. Gael García Bernal ist der Star des Wettbewerbsbeitrags „Another End“, Rooney Mara ist in Alonso Ruizpalacios’ Film „La Cocina“ dabei. Welche Filme am Ende gewinnen, entscheidet die Jury.

Geführt wird das Gremium diesmal von der Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong’o (“12 Years a Slave“), in der Jury sitzt unter anderem der deutsche Regisseur Christian Petzold.

Die Eröffnung ist hier im Livestream zu sehen:

Neben den Zwischentönen durch die AfD ist auch das eigentliche Programm politisch geprägt. Wie schon im vergangenen Jahr wird der Ukraine-Krieg wieder ein Thema sein. Der Dokumentarfilm „Turn in the Wound“ von Abel Ferrara zeichnet ein Bild vom Leben in dem Land seit Beginn des Krieges – der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommt zu Wort, die Musik hat Sängerin Patti Smith beigesteuert. Eventuell soll es eine Videobotschaft von Selenskyj geben, wie eine Berlinale-Sprecherin mitteilte. Das werde noch geklärt. Smith könne leider nicht kommen.

Daneben sollen auch die Lage in Nahost und im Iran eine Rolle spielen. Der israelische Regisseur Amos Gitai setzt sich in „Shikun“ etwa mit einem Querschnitt der israelischen Gesellschaft auseinander. In einer Nebenreihe der Berlinale haben drei Filmemacher ihre Projekte wegen der angeblich zu israelfreundlichen deutschen Haltung im Gaza-Krieg zurückgezogen.