Ein weißer Tesla in der Jägerhofkaserne – die Kulisse stellt das Berliner Elendesviertel einer Science-Fiction-Serie dar. Foto: factum/Granville

Der aus dem „Tatort“ bekannte Schauspieler Sabin Tambrea macht bei einem Dreh der Filmakademie Ludwigsburg mit. In der Jägerhofkaserne und bei Mann und Hummel wir die Zukunft simuliert.

Ludwigsburg - Treppenhaus im Mann-und-Hummel-Gebäude in Ludwigsburg. Eine ausladende Kamera hängt an einem roten Seil. Ein Mann im silbernen Kostüm mit silbern geschminkter Haut und silbernen Haaren steht verloren auf dem Gang. „Klappe, die achte!“, ertönt eine kräftige Stimme aus dem Untergeschoss. Die Schweizer Schauspielerin Gina Haller läuft die Treppe hoch und trifft auf Sabin Tambrea, den man aus manchem „Tatort“ und aus „Nackt unter Wölfen“ kennt. Seine Finger trommeln auf seinen Unterarm, während er am Ende der Treppe wartet.

In der Science-Fiction-Serie „Catharsis“, die das Diplomprojekt der Filmakademie-Studentin Hannah Lau (31) ist, treffen sich in jenem Treppenhaus die Umweltaktivistin Carla Schwarz und ihr Freund Marian Krug. „Im Jahr 2035 haben sich die Reichen und Mächtigen in geschlossene Enklaven zurückgezogen“, erklärt Hannah Lau, die das Drehbuch geschrieben hat. Die Masse haust in Gettos, die Elite hat sich mit ihren geschützten Rückzugsräumen Oasen des Wohlstandes geschaffen.

Zwischen zwei Welten gefangen

Die Heldin der Serie, Carla Schwarz, will ihre verschollene Schwester finden – und muss sich dabei auf die andere Seite begeben. Sie gerät in Loyalitätskonflikte und beginnt das System zu hinterfragen. „Mir geht es um die Frage, wie weit man moralisch gehen kann , um ein legitimes Ziel zu erreichen und welche Folgen das in einer komplexen Welt hat“, erklärt Lau, die aus Leipzig stammt. Mit diesem Plot wären sechs Folgen möglich. Als Diplomarbeit mit schmalem Budget werden jedoch nur die ersten 15 Minuten der ersten Folge gedreht – in der Hoffnung, dass sich eine Produktionsfirma für das Thema begeistert.

Das reiche Berlin der Zukunft, das ist also Mann und Hummel. Warum dieser Drehort? „Ich bin mit dem Motorrad an der Kreuzung gestanden und dachte: Das ist ein Gebäude mit runden Gängen“, berichtet Jan-Hendrik Holst (25), einer der Producer und ebenfalls Filmakademie-Student. Runde Gänge passen zur Welt der Reichen in der Serie.

Sabin Tambrea spielt ohne Honorar

Die Szene ist schwierig: Die Kamera wird von Hand an der roten Kordel nach oben gezogen, während Gina Haller die Treppe nach oben läuft. „Abbruch, wegen der Technik“, ruft der Regisseur Sascha Vredenburg (30), der bereits fertig studiert hat. Ein andres Mal stimmen die Abläufe nicht, das futuristisch aussehende Catering-Essen wird zu schnell oder zu langsam vorbei getragen. Neun Mal wird die Szene gedreht, eine davon muss sitzen.

Das junge Team arbeitet professionell. Der Schauspieler Sabin Tambrea(33) spielt ohne Honorar mit. „Das ist selbstverständlich“, sagt er, „ich unterstütze die jungen Leute gerne.“ Demnächst ist er in dem Ötzi-Film „Der Mann aus dem Eis“ zu sehen und an Heiligabend als Rübezahl im ZDF – in Ludwigsburg mimt er den undurchsichtigen Liebhaber Carlas, der zu ihrem Gegenspieler wird. „Eigentlich schade, dass ich nicht öfter von Filmakademie-Studenten angefragt werde“, meint er lächelnd, „ich wäre gerne dazu bereit.“

Ein Tesla, arme Menschen und ein Pferd

Szenenwechsel: Samstagabend in der Jägerhofkaserne. Nichts ist silbern und glitzernd: Hier wird das verfallene Berlin 2035 gezeigt. Alles ist verfallen und zerlumpt. Doch anders als in der glatten, prosperierenden Welt halten die Menschen auch stärker zusammen. Carla Schwarz muss hier nach dem Anführer der Umweltbewegung fahnden, dessen Vertrauen sie braucht, um ihre Schwester zu finden.

Ein weißer Tesla rauscht vorbei, ein Symbol der reichen Welt. „Bei den Armen gibt es keine Autos, sie reiten mit Pferden oder fahren auf Fahrrädern“, erzählt Hannah Lau. Das Animationsinstitut der Filmakademiefügt übrigens später am Computer hinzu, was der Jägerhofkaserne an Zukunftsoptik fehlt. Sabin Tambrea wird für die Szene am Abend nicht mehr gebraucht – er ist schon am nächsten Set.

Aber wer weiß, falls „Catharsis“ den Sprung zur echten Produktion schafft, wird er der Heldin Carla das Leben womöglich so richtig schwer machen.