Eva Kathatrina Bühler arbeitet in Berlin als Kamerafrau. „2014 habe ich einige Folgen der Soko Köln gedreht und war dort beispielsweise in fünfzehn Jahren Drehgeschichte die erste Kamerafrau. Die Diskussion um eine Frauenquote beschäftigt uns Kamerafrauen natürlich auch“, sagt sie. Foto: Filmakademie Baden-Württemberg

Die Filmbranche in Deutschland sei eine Männerdomäne: Männer spielten die Hauptrolle, Männer schrieben das Drehbuch und stünden auch hinter der Kamera, sagt die Regisseurin Isabell Šuba. Das soll sich ändern. Und die Regisseurin weiß auch schon wie.

Ludwigsburg - „Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste“, so fasst die Regisseurin Isabell Šuba die derzeitige Situation in der deutschen Filmbranche zusammen. In ihrem gleichnamigen Film thematisiert sie Ungerechtigkeiten. Große Produktionen würden immer noch von Männern gemacht, Männer spielten auch die Hauptrollen. „Wenn eine Frau die Hauptrolle besetzt oder den Film produziert, dann ist das meist ein Film für Frauen“, sagt Šuba. Das will sie ändern. Sie hat ein Mentoringprogramm ins Leben gerufen, das junge Frauen in der Anfangsphase ihrer Filmbranchen-Tätigkeit dabei unterstützen will, Fuß zu fassen und Filme für ein breiteres Publikum zu produzieren.

Im Oktober hat Šuba das Programm „Into the Wild Mentoring“ ausgeschrieben. Bewerben konnten sich Filmstudentinnen und -absolventinnen aller Kategorien, die Entscheidung für die Teilnehmerinnen fällt Mitte März. Für die zehn angebotenen Plätze haben sich mehr als 80 Frauen beworben – einzeln oder als Team. Auch aus Ludwigsburg hat Šuba zwölf Anträge bekommen. Einer davon stammt von Lisa Glock. „Ich habe mich um einen Platz bemüht, weil ich das als tolle Gelegenheit dafür sehe, mich schon vor meinem Studienabschluss nach draußen zu vernetzen und Kontakte zu knüpfen“, sagt Glock. Vor ihrem Studium hat sie in der Werbung gearbeitet. „Dort fiel mir auf, dass es in dieser Branche extrem wenig Frauen in Führungspositionen gibt“, sagt sie. „Es sind meist die Männer, die glänzen.“ Dabei sei es doch wichtig, Geschichten und Filme auch aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen, meint Glock. Und dass Frauen auch zugestanden werde, unliebsam zu sein oder scheitern zu dürfen. „Filme, in denen die Frau in die Welt rausgeht und diese rettet, gibt es selten.“

Jeder Filmemacherin wird eine Mentorin an die Seite gestellt

Ihre Kollegin Julia Urban, Absolventin der Filmakademie, sieht das nicht so streng. Auch sie hat sich für das Programm gemeldet. „Ich finde es schwierig, generelle Aussagen zur Diskriminierung von Frauen zu treffen“, sagt sie. „Aber es wäre toll, wenn ich über das Mentoring-Programm Frauen aus der Filmbranche kennenlernen würde“, sagt Urban, die gerade an einem Drehbuch für einen Film über zwei Schwestern schreibt. Für dieses Filmprojekt brauche sie eine weitere weibliche Meinung. Für Frauen, die eine Familie gründen wollten, sei das Filmbusiness allerdings ungünstig, sagt Urban. „Man ist wochenlang weg und sieht kaum seine Familie. Ich denke, das ist einer der Gründe, wieso Frauen so wenige Filme machen.“

Daran will Regisseurin Šuba arbeiten. Zum Auftakt des Programms erhalten die Teilnehmerinnen ein Intensivseminar und dürfen in ein Drehbuchcamp. Hier treffen sie auch aufeinander. Über das Jahr verteilt wird es weitere Kurse zur Körpersprache, Selbstorganisation, Selbstpräsentation und Vernetzung geben. Šuba will die Studentinnen sensibilisieren und auf die Realität vorbereiten. „Denn die Realität im Filmbusiness ist härter als das, was an den Hochschule gelehrt wird“, sagt Šuba.

Außerdem bekommt jede Frau oder jedes Team eine Mentorin zugewiesen, die schon länger in der Film- und Fernsehbranche arbeitet. Sie sollen den Nachwuchsfrauen ein Vorbild sein, sie zu Veranstaltungen mitnehmen und sie mit anderen Personen aus der Branche bekannt machen. „Es wird Zeit, dass wir die Rollenklischees aufbrechen“, sagt Šuba. „Irgendwo müssen wir anfangen.“ Das Mentoring sei ein solcher Anfang. Wenn es nach ihr geht, soll das Programm im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Das Ziel: „Frauen zeigen Filme und Männer ihre Brüste“, sagt Šuba.