Es war einmal: Das Filmhaus machte vor zehn Jahren dicht. Inzwischen gibt es nicht einmal mehr dieses Gebäude in der Friedrichstraße. Foto: Achim Zweygarth

Das neue Filmhaus lässt auf sich warten. Das ist gefährlich, kommentiert Josef Schunder. Es gebe Zweifel, ob es überhaupt noch gebraucht wird.

Stuttgart - Unglaublich, aber wahr: Inzwischen liegt es schon ein Jahrzehnt zurück, dass das Kommunale Kino in Stuttgart geschlossen wurde – und die Eröffnung eines neuen Medien- und Filmhauses, also einer zeitgemäßen Nachfolgeeinrichtung, ist nicht in Sicht. Sie dürfte noch einmal ein halbes Jahrzehnt auf sich warten lassen. Wenn es gut geht.

Das ist ein trauriges Kapitel. Um es in Erinnerung zu rufen: Stuttgart ist die Hauptstadt eines Bundeslandes mit Filmförderung. Stuttgart ist eine Stadt, in der auf digitaler Basis bewegte Bilder hergestellt werden und die immer wieder mit dem Trickfilmfestival die Branche und die Zuschauer zu begeistern weiß. Doch das spielt zu großen Teilen des Jahres in der Öffentlichkeit und im Bewusstsein der Stuttgarter keine sichtbare Rolle.

Die Zeit rinnt dahin

Sehr viel wird sich im öffentlichen Kulturleben aber auf viele Jahre hinaus um die Oper und um ein neues Konzerthaus drehen. Auch deshalb wäre – nach der Fertigstellung des Kulturzentrums Wagenhallen – in absehbarer Zeit ein weiteres Signal wünschenswert, dass nicht alle Förderbemühungen in der sogenannten Hochkultur aufgehen.

Die Entwicklung des Film- und Medienhauses war das erste große Kulturprojekt, das dem neuen Kulturbürgermeister Fabian Mayer übertragen wurde – eine Erbschaft von seiner Vorgängerin Susanne Eisenmann. Zum Durchbruch konnte Mayer dem Vorhaben bisher nicht verhelfen. Die Standortsuche für die Interimsoper nahm ihn mächtig in Beschlag. Zudem gibt es bei der Realisierung des Film- und Medienhauses am Standort Breuninger-Parkhaus schwierige Verhältnisse. Gleichwohl ist es schon bedenklich, dass Mayer den Stand des Projektes heute nicht sehr viel anders beschreibt als Anfang 2018.

Die Zeit rinnt dahin. Je länger es dauert, desto ernstlicher wird gefragt werden, ob das Film- und Medienhaus im gesellschaftlichen Diskurs um moderne Medien und ihre Wirkungen überhaupt noch viel Neues beitragen kann.

josef.schunder@stzn.de