Der Flughafenfeuerwehrmann Oliver Schraitle arbeitet nach der Airport-Schicht noch auf den Feldern der Filder. Foto: SWR (z)

Das SWR-Fernsehen zeigt Almut Röhrls Dokumentarfilm „Wir von den Fildern“ in seiner Reihe „Mensch Heimat“. Darin werden drei Menschen vorgestellt, die am Stuttgarter Flughafen arbeiten und in der Nähe wohnen.

Filder/Stuttgart - Das war großes Kino, damals als die Stewardess Jackie Brown kurz vor dem Boarding zum Gate hetzte, während Bobby Womack aus dem Off vom Überleben im Asphaltdschungel sang. Mit dessen flirrenden Soulgrooves begann Quentin Tarantinos Kultfilm „Jackie Brown“ von 1997.

Mit denselben funky Klängen aus Womacks Song „Across 110th Street“ beginnt 24 Jahre später nun Almut RöhrlsDokumentarfilm „Wir von den Fildern“, den das SWR-Fernsehen am 5. Februar um 18.15 Uhr in seiner Reihe „Mensch Heimat“ ausstrahlen wird. Auch Röhrl steigt wie Tarantino mit Flughafen-Bildern ein: „Der Flughafen Stuttgart mitten auf den Fildern“, erklärt eine Stimme aus dem Off, „hier trifft die große weite Welt auf Landleben: Heimat zwischen Rollfeld und Krautfeld“. Währenddessen hebt ein Privatjet ab, und schon schlendern die drei am Airport arbeitenden Protagonisten des Films effektvoll aus der Unschärfe heraus: die Pilotin Madeleine Lauer, der für die Verkehrssicherheit am Flughafen verantwortliche Duty-Manager Tobias Neubauer und der Flughafen-Feuerwehrmann Oliver Schraitle. „Verantwortlich bin ich für alles“, sagt der, also für die Fahrzeuge, die Löschtechnik und die Ursachenforschung bei technischen Problemen, „von dem her isch ma scho a Stück weit au’n Pilot – halt von koim Flugzeug, sondern vom a Feuerwehrfahrzeug“.

Wenn Oliver Schraitle nach der Nachtschicht und einer Fahrradfahrt im Morgengrauen zu Hause in Bernhausen ankommt, wartet sein Job Nummer zwei: Mit seinem Traktor hilft er als Lohnunternehmer Filderbauern bei der Bestellung ihrer Felder: „Ich bin einer von denen, der immer irgendwo am Schaffen ist“, sagt er, „wenn sich nicht irgendein Rädchen dreht, fühle ich mich nicht wohl“.

Drei Menschen fühlen sich wohl

Der Film „Wir von den Fildern“ erzählt unter anderem davon, dass sich seine Protagonisten in ihrer Heimat wohlfühlen. Madeleine Lauer, die Pilotin, die vom Bodensee stammt, sieht beispielsweise nach dem eigentlichen Wochenend-Einkauf mit ihrem ebenfalls als Pilot arbeitenden Mann an einem Verkaufsstand ein typisches landwirtschaftliches Erzeugnis der Gegend: „Spitzkohl, lecker“, sagt sie. Nach dem Kauf findet sich das Ehepaar an einem seiner Lieblingsplätze ein, einem sogenannten Spotter-Platz, von dem aus man die Starts und die Landungen am nahe gelegenen Flughafen verfolgen kann. Man könne den Flughafen schon das Tor zur Welt nennen, sagt sie.

Auch Tobias Neubauer, der Duty-Manager, geht manchmal an den Flughafen-Zaun, auch von innen, vor allem dann, wenn seine Frau und ihr kleiner Sohn gerade draußen vorbeispazieren. „Ich finde den Wohnort in Filderstadt ziemlich praktisch“, sagt seine Frau, „man hat alles, was man braucht, man ist schnell im Grünen“.

Flugzeuge auch in der Freizeit

Oder, je nach Beschaffenheit des jeweiligen Feldes, auch im Braunen. Auf den Wegen zwischen den Ackerfarben dirigiert Tobias Neubauer in seiner Freizeit seine Modellflugzeuge: „Ich kann mich frei wie ein Vogel bewegen“, bekundet er, während die Kamera sich am blauen Himmel über den Feldern ergötzt. Doch Almut Röhrls Dokumentarfilm zitiert Klischees meistens nur und macht sie sich selten zu eigen. Der Autorin ist es offenbar gelungen, das Vertrauen ihrer Protagonisten zu gewinnen. Sie begleitet das Pilotenpaar auf seinem Spaziergang über die Weidacher Höhe: „Mittlerweile fühle ich mich beheimatet auf den Fildern“, erklärt Madeleine Lauer zwischen Schneeresten, obwohl sie sich am Anfang schwergetan habe. Und als Oliver Schraitle eine Pause vom Traktorfahren einlegt, bekennt er: „Klar fehlt irgendwo der Partner – koi Thema.“ Wenn diejenige „irgendwann mal kommen sollte, muss man natürlich offen sein, ganz logisch“.

Schnitt, und dann sieht Tobias Neubauer auf den nächtlichen Flughafen, und der Zuschauer sieht vielleicht ein bisschen von dem, was er unter Offenheit versteht: „Ich genieße hier die Freiheit, die Weite, die Natur.“ Noch einen Schnitt später fährt Oliver Schraitle wieder Traktor: „Ich bin eigentlich zufrieden, so wie’s isch.“