Nackte Haut und Rosenblätter: Ausschnitt aus „Der Geschmack von Leben“. Foto: Verleih

Im Film „Der Geschmack von Leben“, einer Reise durch Deutschland, ist viel nackte Haut zu sehen. Mit dabei sind zwei Akteure aus Fellbach. Die einzige Aufführung im Großraum Stuttgart findet am Donnerstagabend im Schmidener Orfeo statt.

Fellbach - Wer sich bei zu viel fleischlicher Begierde mit Grausen abwendet, wird dem Film mit dem Titel „Der Geschmack von Leben“ gewiss ein ausgeprägtes „Gschmäckle“ bescheinigen. Denn der Inhalt des Werks ist nichts für gschamige Gemüter: Die lebensfrohe Nikki reist durch Deutschland und befragt die Menschen nach Liebesangelegenheiten und geheimen Wünschen. Denn wonach schmeckt das Leben? Für Nikki ist die Antwort klar: nach Lust.

Zwei Fellbacher waren an der Produktion beteiligt, teils in spärlichster Bekleidung: Marcus B. Holzhauer und Zeljko Hajdinjak. Der 36-jährige Holzhauer wirkt zum zweiten Mal in einem Film des Regisseurs Roland Reber mit. 2013 stellte er in „Illusion“ einen Barkeeper dar, dem Gäste ihre Sexfantasien erzählen. Auch diesmal wollte er dabei sein. Als Kellner Willy hat er in einer Sex-Talkhow den Gästen Wasser oder Sekt zu reichen. Zudem war Holzhauer – im Hauptberuf Mediengestalter – als Licht- und Kameraassistent an den Drehtagen gefordert.

Nun gehört er zu einem Dutzend Männern, die in einem Swingerclub an einem Tisch sitzen

Sein Kumpel Zeljko, von Holzhauer neugierig gemacht, zeigte ebenfalls Interesse. „Ich bin Filmfan“, sagt er, „und wollte immer mal hinter die Kulissen gucken.“ Als der 34-Jährige, im normalen Leben als Gebäudereiniger in Fellbach und Umgebung aktiv, von seiner vorgesehenen Nacktrolle erfuhr, war er „schon kurz geschockt“. Nun gehört er zu einem Dutzend Männern, die in einem Swingerclub an einem Tisch sitzen. „Ich tauche aus dem Séparée auf und habe eine kurze Gesangseinlage“, erzählt er. Zwei Tage dauerten die Dreharbeiten, für die das Team der Produktionsfirma WTP tatsächlich einen Swingerclub gebucht hatte. Und wie war die Atmosphäre so beim Dreh? „Wir waren zwölf brave Männer, junge wie ältere, das war sehr professionell und lustig“, sagt Hajdinjak.

„Der Geschmack von Leben“ wird als „frech, spritzig und mit viel Leichtigkeit“ angekündigt. Es geht um Sex, Schuld und Religion – und den Sinn und Unsinn von Konventionen. Hauptdarstellerin Antje Nikola Mönning (40) wurde in der ARD-Serie „Um Himmels willen“ bekannt als Nonne Jenny. Dass sie später freizügig agierte, sorgte für Schlagzeilen: „Nonne wird zur Sexgöttin!“, titelte der Boulevard. Auch im neuen Film nimmt sie kein Blatt vor den Mund und lässt die Hüllen fallen. Kurz: Sie offenbart sich und verführt Gesprächspartner zur Offenbarung ihrer Sehnsüchte.

In gut 30 Prozent des Films, schätzt Holzhauer, seien die Akteure nackt zu sehen

Dass es im Film durchaus deftig zur Sache geht, räumt auch Darsteller Holzhauer ein. Enthalten ist etwa ein Musikvideo, in dem die Akteurin ihre sexuellen Fantasien auslebt und sich – eher dezent angedeutet – mit der Peitsche bearbeiten lässt. „Sie mag’s ein bissle härter“, sagt der Fellbacher lakonisch. In gut 30 Prozent des Films, schätzt Holzhauer, seien die Akteure nackt zu sehen. Eine Darstellerin, „ein katholisches Mädchen“, sei nach zwei Drehtagen ausgestiegen: „Es war ihr zuviel.’’

Mit Pornografie allerdings hat der Film aus Sicht von Holzhauer nichts zu tun. Er spricht von einer „Dramödie“, viel zum Schmunzeln, viel zum Nachdenken. Seine Premiere erlebte „Der Geschmack von Leben“ bei den Hofer Filmtagen im Oktober 2017 – mit überwiegend positiver Resonanz. In Kritiken wird die „pfiffige Melange aus Alltagsratgeber, Mediensatire und Erotik-Posse“ gelobt. Das Werk sei „eine Be-reicherung fürs deutsche Kino“, die Hauptdarstellerin kratze „apart und frivol an den Grundfesten bürgerlicher Moral“.

Zu sehen ist der Film meist nur in ausgewählten Kinos – so jetzt auch bei lediglich einer Aufführung im Orfeo. Wen der Austausch von Körperflüssigkeiten schreckt, sollte das Schmidener Kino an diesem Termin meiden. Allen anderen könnte die Vorstellung womöglich ebenso amüsante wie lehrreiche Einblicke verschaffen.